iPhone soll Fotos überwachen: 90 Organisationen rufen Apple zu Kehrtwende auf

Apples für iOS 15 geplanten Funktionen öffnen eine Hintertür für Menschenrechtsverletzungen, warnt ein Zusammenschluss aus Bürgerrechtsorganisationen.

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(Bild: manaemedia/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Mehr als 90 Menschen- und Bürgerrechtsorganisationen verschiedener Länder haben Apple in einem offenen Brief dazu aufgefordert, von der Einführung der angekündigten Kinderschutzfunktionen in iOS und iPadOS 15 sowie macOS 12 abzusehen. Der Einbau von "Überwachungsfähigkeiten" bringe neue Risiken für Kinder mit sich und könne zur Zensur führen, heißt es in dem Schreiben, das unter anderem von der Electronic Frontier Foundation (EFF) und dem Center for Democracy & Technology (CDT) unterzeichnet wurde.

Die angekündigten Funktionen "bedrohen Datenschutz und Sicherheit von Menschen auf der ganzen Welt", heißt es in dem Brief weiter. Sobald ein Hash-basiertes Scannen nach Missbrauchsdarstellungen in Apple-Geräte eingebaut sei, werde der Hersteller unter "enormen Druck und möglicherweise auch gesetzliche Vorgaben von Regierungen rund um die Welt" geraten, eine Erkennung anderer unliebsamer Bildinhalte umzusetzen. Apples Funktion "legt ein Fundament für Zensur, Überwachung und Verfolgung auf globaler Ebene".

Das davon unabhängige lokale Scannen auf Nacktinhalte durch Apples Messenger "Nachrichten" – mitsamt der möglichen Benachrichtigung der Eltern – bedrohe die Sicherheit etwa von LGBTQ+- Kindern. Algorithmen zur Erkennung von Nacktinhalten seien "notorisch unzuverlässig" und könnten irrtümlich etwa bei Kunst, Gesundheitsinformationen und Bildungsressourcen anschlagen – und somit die Rechte von Kindern beschneiden.

Apples Software-Chef Craig Federighi hatte in der vergangenen Woche eingeräumt, dass der Algorithmus Fehler machen kann. Sei diese "Hintertür" für den Krypto-Messenger iMessage erst installiert, könnten Regierungen Apple dazu zwingen, andere Bildinhalte zu erkennen und auch andere Accounts als nur die Eltern zu benachrichtigen, führen die Bürgerrechtler ins Feld.

Apple verwies in Reaktion gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters lediglich auf die von dem Konzern bislang veröffentlichte Dokumentation der komplexen Funktionen.

Apple müsse die geplanten Scan-Systeme aufgeben und sich erneut dazu verpflichten, seine Kunden durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu schützen, fordern das Bündnis. Für eine Folgenabschätzung von Produktänderungen solle der Hersteller in Zukunft zudem regelmäßiger das Gespräch mit Bürgerrechtsorganisationen suchen.

(lbe)