Apple-Gravuren: Forscher sehen "überzogene Zensur" politischer Inhalte in China

Während man in Nordamerika keine Schimpfworte auf Apple-Geräte gravieren darf, filtert Apple in China angeblich auch politische Inhalte – in breiter Form.

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Die Zahlenkombination 8964 – eine Anspielung auf das Tian’anmen-Massaker – wird der Analyse zufolge von Apple in China nicht akzeptiert.

(Bild: Citizen Lab)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Eine Analyse gibt tieferen Einblick in die Filterlisten für Gravuren von Apple-Hardware: In allen sechs untersuchten Regionen – USA, Kanada, Japan, Festlandchina, Hongkong und Taiwan – unterbindet Apple das Gravieren von Schimpfwörtern und abwertenden sowie sexuellen Inhalten, wenn auch in inkonsistenter Form, wie eine Studie des zur Universität von Toronto gehörenden Citizen Lab aufschlüsselt.

In China stünden allerdings auch politische Inhalte auf Apples Sperrliste, und zwar in sehr breit gefasster Form, führen die Wissenschaftler aus – so lasse sich etwa der chinesische Begriff für "Menschenrechte" nicht auf der Rückseite von iPads & Co eingravieren. Weitere allgemeine Begriffe rund um Demokratie und Religionen seien ebenfalls tabu für Apples Gravur-Dienst für chinesische Kunden. Auch Namen von Dissidenten und Verweise auf die Regierung und Chinas politisches System sowie Nachrichtenorganisationen stehen demnach auf Apples Filterliste, das Citizen Lab habe für Festlandchina allein 1045 blockierte Begriffe gefunden – im Vergleich zu 170 in den USA.

Diese "überzogene Zensur" schränke die Möglichkeiten von chinesischen Apple-Nutzern ein, sich in Hinblick auf Politik und Religion frei zu äußern, schreibt Citizen Lab.

Als besonders problematisch sehen die Forschenden, dass Apples umfassende Filterliste für China sich auch auf Hongkong und – in kleinerem Maßstab – Taiwan auswirkt, ohne dass es dafür eine juristische Rechtfertigung gebe. Apple scheine auch nicht komplett zu verstehen, welche Begriffe gefiltert werden – so würde etwa die Gravur von zehn Namen mit dem Nachnamen "Zhang" blockiert. Diese Namen könnten von der Zensurliste einer anderen chinesischen Firma stammen, so Citizen Lab.

Apples Vorgaben für Gravuren basieren auf den "Werten" des Konzerns, teilte Apples Datenschutzchefin in einem Schreiben gegenüber Citizen Lab mit. Man habe Richtlinien, die sicherstellen, dass "lokale Gesetze und Bräuche" beachtet werden. Man handhabe die Gravurvorgaben regional und erstelle die Filterlisten selbst und nur teilweise automatisiert. Dritte oder Behörden seien dabei nicht involviert, so Apple. Würden Gravuren irrtümlich abgelehnt, habe man ein Prozedere, dies zu korrigieren.

(lbe)