Kein Insolvenzantrag von MobilCom am Wochenende

Die Rettungsbemühungen für das angeschlagene Telecom-Unternehmen gehen weiter. Am Sonntag findet ein Krisengespräch mit dem Bundeswirtschaftsminister statt.

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  • dpa

Der angeschlagene Mobilfunk-Anbieter MobilCom wird am Wochenende keinen Insolvenzantrag stellen, sagte Unternehmenssprecher Matthias Quaritsch der Agentur dpa. Der hochverschuldete Hauptaktionär France Télécom hatte am Donnerstag den Rückzug aus dem Büdelsdorfer Mobilfunkunternehmen beschlossen. Damit steht MobilCom vor dem Aus, mehr als 5000 Stellen sind beim einstigen Vorzeigeunternehmen aus Schleswig-Holstein in akuter Gefahr.

Am Sonntag will sich Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) in Berlin zu einem Krisengespräch unter anderem mit Unternehmenschef Thorsten Grenz und Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Rohwer treffen. Die Bundesregierung stellte finanzielle und juristische Hilfe in Aussicht. Der Betrieb des zweitgrößten deutschen Mobilfunkers ohne eigenes Netz geht weiter, für die Kunden ändert sich nichts, betonte die MobilCom AG.

Unterdessen berichtete die "Bild"-Zeitung am Samstag, die Bundesregierung wolle MobilCom mit einer Millionen-BĂĽrgschaft aus der Krise helfen. Der Bund und das Land Schleswig-Holstein wollten kurzfristige Bankkredite bis zu 200 Millionen Euro durch StaatsbĂĽrgschaften absichern. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums verwies in diesem Zusammenhang in Berlin auf das am Sonntag geplante Krisentreffen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte angekündigt, sich für den Fortbestand von MobilCom einsetzen zu wollen. Es sei Aufgabe der Kieler Regierung, zusammen mit dem Bundeswirtschaftsministerium und der Unternehmensführung über konkrete Konzepte zu diskutieren.

France Télécom rechnet entgegen ersten Ankündigungen nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" doch mit einem gerichtlichen Nachspiel. MobilCom hatte bereits angekündigt, eine Schadenersatzklage zu erwägen. "Wir sind darauf vorbereitet", sagte France-Télécom-Vorstand Jean-Francois Pontal der Zeitung. Mögliche Schadenersatzklagen seien jedoch unberechtigt: "MobilCom sollte sich besser um seine Zukunft kümmern, als uns zu verklagen".

Als weiteres Problem kann MobilCom nach eigenen Angaben von einem groĂźen Teil seiner Kunden die Rechnungen nicht mehr kassieren. Die Deutsche Bank habe den Lasteneinzug eingestellt, sagte MobilCom-Aufsichtsratschefs Klaus Ripken der "Welt am Sonntag".

Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Matthias Wissmann, warnte am Samstag erneut unter Hinweis auf die Erfahrungen mit dem Bauriesen Philipp Holzmann vor neuen Bürgschaftszusagen Schröders. "Meine Sorge ist, dass wieder das gleiche Betrugsmanöver gestartet wird, wie man es in Sachen Holzmann gemacht hat", sagte der CDU-Politiker dem Sender NDR Info.

Der Verwaltungsrat der France Télécom hatte am Donnerstagabend beschlossen, nicht die Kontrolle bei MobilCom zu übernehmen und auch keine weitere finanzielle Unterstützung zu geben. Die Franzosen gaben die Schuld an dem Ausstieg MobilCom-Gründer und -Mehrheitsaktionär Gerhard Schmid und der Bundesregierung. (dpa) / (mw)