Satelliten: Bereits drastisch mehr "Beinahe-Kollisionen" wegen Starlink

Wenn sich zwei Satelliten im Orbit näher als einen Kilometer kommen, zählt das als Beinahezusammenstoß. Deren Zahl hat sich seit dem Starlink-Aufbau verdoppelt.

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Ein Start von Starlink-Satelliten

(Bild: SpaceX)

Lesezeit: 3 Min.

Die Starlink-Satelliten von SpaceX sind bereits an rund 50 Prozent der Beinahezusammenstöße ("close encounter") im Erdorbit beteiligt. Das berichtet das US-Magazin Space unter Berufung auf einen Experten der Universität Southampton. Anhand öffentlich einsehbarer Daten zu den Satellitenbahnen hat Hugh Lewis demnach errechnet, dass es pro Woche bereits deutlich über 3000 solcher Ereignisse gibt. Die sind demnach definiert als Passagen von Satelliten in weniger als einem Kilometer Entfernung voneinander. An etwa der Hälfte davon sei ein SpaceX-Satellit beteiligt, hat der Chef der Astronautics Research Group der britischen Universität errechnet. Und es werde zwangsläufig mehr werden. Da die Kollisionsvermeidung noch viel Handarbeit erfordere, wachse die Gefahr dabei immens.

Lewis bezieht sich demnach auf eine Datenbank des US-Katalogs CelesTrak zu solchen potenziell gefährlichen engen Bahnen zweier Satelliten aneinander vorbei. Zwar klingt eine Distanz von einem Kilometer nicht unbedingt nach einem drohenden Zusammenstoß, aber die Ungenauigkeiten zu den Bahnen der Satelliten sind enorm – die tatsächlichen Bahnen können um bis zu 100 Meter abweichen, heißt es noch. Laut Lewis hat die Zahl solcher Beinahezusammenstöße seit dem Beginn des Aufbaus von Starlink deutlich zugenommen und ohne das Projekt wäre das Wachstum nur marginal. Insgesamt geht er davon aus, dass SpaceX-Satelliten nach Abschluss der ersten Aufbauphase von Starlink an 90 Prozent solcher Beinahe-Kollisionen beteiligt sein werden.

Die Zahlen von Lewis dürften die Kritik an den Mega-Konstellationen weiter befeuern. Immerhin plant nicht nur SpaceX, Tausende Satelliten für eine Internetanbindung ins All zu bringen. Insgesamt sind mehrere Zehntausend Satelliten angekündigt. Dabei hatte die Europäische Weltraumagentur die Entwicklung in der Erdumlaufbahn erst vor wenigen Wochen als untragbar bezeichnet und vor den Gefahren gewarnt. Schon eine einzelne Kollision könnte dramatische Konsequenzen haben, weil dabei viele Trümmer entstehen und eine nicht aufzuhaltende Kettenreaktion auslösen könnten. Lewis ergänzt noch, dass SpaceX erst seit zwei Jahren überhaupt als Satellitenbetreiber agiere und bereits der weltgrößte ist, dabei gebe es "ein gewisses Maß an Unerfahrenheit". Erst im Frühjahr hatte es laute Kritik am Umgang des US-Unternehmens mit einer Beinahe-Kollision gegeben.

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(mho)