Fielmann baut Onlinegeschäft weiter aus

Optiker haben vom Boom des Onlinehandels bislang kaum profitiert. Fielmann arbeitet mit Hochdruck daran, das zu ändern.

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Zu Fielmanns Online-Konzept gehört es auch, Brillen per App auszusuchen. Deshalb wurde diesem Model ein Rahmen um den Kopf gezeichnet.

(Bild: Fielmann)

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Fielmann sieht "Omnichannel" als eine wichtige Triebfeder für sein Wachstum. Deutschlands größter Optiker will also neben stationären Filialen den Onlinehandel mithilfe künstlicher Intelligenz und neuer Apps für das Smartphone zu einem technisch komplexen Vertriebsweg ausbauen. Dort soll die Kundschaft die gesamte Kette von der Vermessung des Sehfehlers über die Auswahl der Fassung bis zum Auftrag für die fertige Brille online abwickeln können. Langfristig peilt der Marktführer im eigenen Geschäft mit Sehhilfen so einen Online-Anteil von 10 Prozent an.

Der Besuch in den Fielmann-Filialen blieb während der Pandemie oft aus. Das wirkte sich auch auf die Bilanz aus. Nun aber kletterte der Konzernumsatz in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zu dem vom ersten Corona-Lockdown belasteten ersten Halbjahr 2020 um 29 Prozent auf knapp 790 Millionen Euro. Allein für das zweite Quartal schlug ein Plus von fast 60 Prozent zu Buche.

Unter dem Strich sprang im Zeitraum Januar bis Juni ein Gewinn von 64,5 Millionen Euro heraus, gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von fast 150 Prozent. Damit beschleunigt sich bei Fielmann die Erholung, nachdem bereits im ersten Quartal wieder das Vorkrisenniveau erreicht worden war.

Die Hoffnung auf einen moderaten Verlauf der Corona-Pandemie und den Ausbau des eigenen Onlinegeschäfts beflügeln Fielmanns Prognosen. Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen ein Konzernumsatzplus von mehr als 20 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Euro. Der Vorsteuergewinn soll von 175,5 Millionen auf mehr als 200 Millionen Euro klettern, wie die Fielmann AG am Donnerstag in Hamburg mitteilte (PDF).

Fielmann profitiert nach eigener Aussage vom "Zusammenspiel aus steigenden Impfquoten, sinkenden Coronavirus-Inzidenzen". Der Ausblick steht indes unter dem Vorbehalt, "dass es zu keinen weiteren nennenswerten Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie im Jahresverlauf kommt, die unser Geschäft erneut beeinträchtigen".

Für das Gesamtjahr 2021 plant Fielmann als Teil seiner "Vision 2025" digitale Vertriebskanäle in weitere Länder zu instalieren und europaweit insgesamt 45 augenoptische Fachgeschäfte zu eröffnen. Jährlich soll das 100 Millionen Euro kosten.

Fielmann würde künftig stärker beispielsweise mit dem 2007 gegründeten Berliner Unternehmen Mister Spex konkurrieren, das sich "grundlegend digital ausgerichteter Omnichannel-Optiker" nennt und voriges Jahr 164 Millionen Euro umsetzte. Seit Kurzem werden Spex-Aktien an der Börse gehandelt.

(anw)