Extremwetter: So bleibt der Strom während Hurrikan, Hitzewellen und Bränden an​

Hurrikan Ida ist die neueste Erinnerung daran, dass die USA ihre Infrastruktur schnell umbauen müssen, um immer extremeren Wetterereignissen standzuhalten.​

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(Bild: Nicole Köhler, Gemeinfrei (Lizenz Creative Commons CC0))

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • James Temple

Die globale Erwärmung unterstreicht immer wieder und wieder und wieder, dass die Infrastruktur in den USA für die Klimabedingungen der Vergangenheit gebaut wurde. Hurrikan Ida, aufgeladen durch ungewöhnlich warmes Wasser im Golf von Mexiko, stürzte New Orleans in Dunkelheit, nachdem er Berichten zufolge alle acht in die Stadt führenden Übertragungsleitungen außer Gefecht gesetzt hatte.

Diese und weitere Schäden am Stromnetz ließen in der gesamten Region, die mit den Folgen des Sturms und drückend heißen Temperaturen kämpft, mehr als eine Million Kunden ohne Strom. Dem wichtigsten Versorgungsunternehmen, Entergy New Orleans, zufolge könnte es Wochen dauern, bis alles vollständig wiederhergestellt ist.

Ida folgte auf die rekordverdächtigen Hitzewellen im pazifischen Nordwesten im Juni, bei denen der steigende Strombedarf in einigen Gebieten die Versorgung ausknockte und Versorgungsunternehmen zwang, mithilfe sogenannter "rolling outages", also wiederholten Stromabschaltungen schlimmere Probleme zu vermeiden.

Erst im Februar hatten in Texas eisige Temperaturen einen Nachfrageschub verursacht und Erdgasquellen sowie Sammelleitungen einfrieren lassen, so dass vier Millionen Menschen tagelang ohne Elektrizität auskommen mussten.

Zuletzt haben Versorgungsunternehmen in Kalifornien bei starkem Wind und zunehmender Brandgefahr Stromleitungen abgeschaltet, um zu verhindern, dass heruntergerissene Leitungen ein weiteres tödliches Inferno wie jenes Lagerfeuer auslösen, das beinahe die Stadt Paradise zerstört hätte.

Jede dieser Katastrophen, die durch den Klimawandel verschlimmert oder wahrscheinlicher geworden sind, schwächt die US-Stromsysteme auf unterschiedliche Weise: durch Nachfragespitzen, Abschalten von Kraftwerken und Abschalten von Übertragungsleitungen.

Jedes Problem erfordert andere, teure Lösungen. Aber sie alle weisen auf das gleiche Problem hin: die Notwendigkeit, ein modernisiertes, robustes, vernetztes Stromerzeugungs- und -liefersystem zu bauen, das in der Lage ist, angesichts immer häufiger auftretender und schwerer extremer Wetterereignisse die Lichter anzubehalten. Denn Stromausfälle bei Hitzewellen, Winterstürmen, Überschwemmungen und Bränden ist nicht nur eine Unannehmlichkeit. Es geht sehr oft um Leben und Tod.

Die gute Nachricht ist, dass das Infrastrukturpaket in Höhe von einer Billion Dollar, das im US-Kongress vorangetrieben wird, Gelder und Maßnahmen beinhaltet, die die Entwicklung eines modernen, verflochtenen Netzes vorantreiben könnten. Darüber hinaus unternehmen Versorgungsunternehmen in Bundesstaaten wie Kalifornien und anderen Regionen Schritte, um neue Leitungen zu vergraben, mehr Elektrizitätswerke und Speicher zu bauen und ihre Netze auch anderweitig zu stärken.

Die schlechte Nachricht ist, dass selbst wenn das Gesetzespaket beschlossen wird, eine sinnvolle Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der US-Netze immer noch enorme private Investitionen, eine lange Liste öffentlicher Genehmigungen und viel Zeit erfordern wird. Und selbst diese Pläne werden bei weitem nicht ausreichen, um den zunehmenden Belastungen, die der Klimawandel auf Stromsysteme in den Vereinigten Staaten in den kommenden Jahrzehnten ausübt, und den Gefahren, die er für die Menschen mit sich bringt, einen Schritt voraus zu sein.

(vsz)