"Dogfooding": Apple-Angestellte klagen über Privacy-Probleme

Mitarbeiter des Konzerns sollen dessen Software möglichst früh einsetzen – mit eigenen Apple-IDs. Beim Verlassen des Unternehmens führt das zu Problemen.

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(Bild: borisoot wattanarat/Shutterstock.com)

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Die Vermischung privater und beruflicher Daten ist selten eine gute Idee: Wer ein Unternehmen eines Tages verlässt, kommt womöglich nicht mehr an wichtige Infos, weil Geräte und Accounts abzugeben sind. Entsprechend fordern die meisten Konzerne von ihren Mitarbeitern eine Trennung, selbst wenn sie eigene Geräte für den beruflichen Alltag verwenden. Bei Apple scheint das hingegen nicht so zu sein, wie das IT-Blog The Verge berichtet: Aufgrund des sogenannten Dogfooding werden Angestellte sogar dazu angehalten, persönliche Accounts zu verwenden, um neue Software (auch Betas) frühzeitig zu testen, damit der Konzern Feedback im Entwicklungsprozess erhält.

Dogfooding ("Das eigene Hundefutter essen") bedeutet, dass Mitarbeiter eines Unternehmens die eigenen Produkte selbst verwenden. So soll sichergestellt werden, dass die Angestellten die tatsächliche Nutzererfahrung ihrer Kunden kennen, statt abgehoben über den Anwendern zu stehen. So lassen sich Probleme frühzeitig erkennen. Neben Apple hängen auch andere Unternehmen wie Google oder Facebook dieser Philosophie an. Das Problem: Bei Apple gibt es standardmäßig nur einen zentralen Account, die Apple-ID. Über diese wird alles im Ökosystem geregelt: Von der Speicherung der Daten in iCloud über die Verwendung von Diensten wie Apple Music oder Apple TV+ bis hin zur Nutzung von Kommunikationsangeboten wie FaceTime oder iMessage.

Laut The Verge führe dies zu absurden Situationen: Apple, wo allgemein stark auf die Privatsphäre der Nutzerschaft geachtet wird, sorge dafür, dass den eigenen Mitarbeitern fast jegliche Privatsphäre fehle. Ein Beispiel ist der Ex-Mitarbeiter Jacob Preston, der drei Jahre bei Apple tätig war. Ihm wurde kurz nach Einstellung erklärt, er müsse seine persönliche Apple-ID mit seinem Arbeitsaccount vereinen. Nachdem er seine Kündigung eingereicht hatte, wurde dies zum Problem: Er musste sein Arbeits-MacBook zurückgeben und durfte dabei auch nicht die SSD löschen, was Apples Politik ist. Alle persönlichen Nachrichten an die Apple-ID sowie private Dokumente zum Thema Hauskredit und Steuern verblieben auf der Maschine.

Apple erlaubt zudem nicht, mit den Arbeitsaccounts neue Apple-IDs zu generieren, um sich bei der App-Store-Plattform AppleConnect oder bei iCloud anzumelden. Entsprechend werde erwartet, dass persönliche Accounts verwendet werden. Macs, iPhones oder iPads erlauben dabei stets nur einen aktuellen Haupt-Account für iCloud und dessen Dienste (plus FaceTime und iMessage) – einzig möglich ist es, für Medienangebote eine weitere Apple-ID zu hinterlegen.

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Zum Thema Dogfooding bei Apple heißt es in dem Bericht, dass teilweise verlangt werde, sehr frühe Builds neuer Software zu verwenden, die deutlich mehr Daten erfasst als Endkundenversionen. Das soll unter anderem für die Gesichtserkennung Face ID gegolten haben, bei der anfangs bei jedem Öffnen des Geräts ein Foto aufgenommen worden sei. "Wenn die das mit Kunden machen würden, würden die Leute verrückt werden", kommentierte eine Ingenieurin, deren Daten selbst erfasst wurden, weil sie möglicherweise Teil eines Rechtsstreits – der persönlich mit ihr nichts zu tun hatte – geworden wären. Apple wollte die Vorfälle und die interne Datenschutzpolitik nicht kommentieren. (bsc)