Wie Spürhunde aus Körperflüssigkeiten COVID-19-Infektionen erschnüffeln können

PCR oder Antigen-Schnelltest? Womöglich bald nicht mehr nötig, wenn eine Schnüffelnase im Testzentrum ist.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 24 Kommentare lesen

Gut im Schnüffeln: Dieser Weimaraner könnte womöglich Corona-Tester werden.

(Bild: Atanas Teodosiev / Unsplash)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Dass Vierbeiner das Coronavirus beim Menschen erstaunlich genau erkennen können, ist schon seit längerem bekannt. So hat etwa das US-Militär in Proof-of-Concept-Versuchen gezeigt, dass Menschen, die an COVID-19 erkrankt sind, einen Geruch in ihrem Schweiß abzusondern scheinen, den gut trainierte Hundenasen identifizieren können – und das erstaunlicherweise sogar Tage, bevor ein Antigen-Schnelltest die Infektion bestätigt.

Der vielleicht größte Versuch dieser Art wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts am vergangenen Sonntag bei einem Konzert der Hannoveraner Band "Fury in the Slaughterhouse" unternommen. Mit einer zuvor trainierten Hundegruppe sollte überprüft werden, ob die Zuverlässigkeit in der Praxis tatsächlich hoch genug ist. Dazu wurden sowohl Schweißproben aus der Armbeuge – wo es den meisten Eigengeruch hat – genommen als auch PCR- und Antigen-Schnelltests bei 500 Besuchern durchgeführt, um die Genauigkeit abzugleichen.

Die Gruppe um Holger Andreas Volk, Leiter der Klinik für Kleintiere an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, ist zuversichtlich, dass ihr Versuchsaufbau funktioniert. Schon im Sommer hatte das Forscherteam eine Untersuchung in "BMC Infectious Diseases" veröffentlicht, in der Hunde verschiedene Körperflüssigkeiten auf SARS-CoV-2-Infektionen überprüfen durften. Das Studiendesign war randomisiert und – sofern man das bei Vierbeinern sagen kann – doppelblind.

Im Versuch wurden zunächst zehn für ihre gute Nase bekannte Hunde acht Tage lang auf Coronavirus-Infektionen trainiert – in Form von inaktivierten Speichelproben. Anschließend wollen die Forscher herausfinden, ob die Tiere dieses erlernte Wissen auch auf andere Körperflüssigkeiten – also nicht nur Spucke, sondern auch Urin und Schweiß – übertragen konnten.

Insgesamt 5.242 verschiedene Proben wurden den Hunden vorgelegt. Bei Speichel in nichtinaktivierter Form lag die Diagnoseempfindlichkeit der Spürnasen bei 84 Prozent, mit einer Spezifität von 95 Prozent. Auch die Übertragung funktionierte – erstaunlicherweise sogar besser als beim Originalprobenstoff. Urin erreichte dann eine Empfindlichkeit und Spezifität von 95 beziehungsweise 98 Prozent, bei Schweiß lagen sie bei 91 beziehungsweise 94 Prozent.

In ihren Folgerungen schreibt die Gruppe, dass Proben von Corona-Infizierten offenbar mit SARS-CoV-2-assoziierte volatile Geruchsstoffe absondern, die sich in unterschiedlichen Körperflüssigkeiten befinden – egal ob inaktiviert oder nichtinaktiviert. Dabei kam es auch nicht darauf an, ob die Personen Symptome einer Coronavirus-Erkrankung zeigten oder nicht. "Alle getesteten Körperflüssigkeiten scheinen sich ähnlich gut für eine verlässliche Entdeckung von SARS-CoV-Infizierten so eignen", schreiben Volk & Co. Die Genauigkeit ist zudem so gut, dass sie Antigen-Schnelltests Konkurrenz machen, deren Empfindlichkeit laut Überblicksanalysen zwischen 34,1 und 88,1 Prozent liegen.

Mehr zu den Fähigkeiten von Hunden

Allerdings liegt die durchschnittliche Spezifität mit 99,6 Prozent höher als bei Spürhunden. Und leider gibt es von diesen nicht so viele trainierte. Dennoch könnten sich die Tiere durchaus in kritischen Bereichen bewähren – nicht nur Konzerten, sondern beispielsweise auf Flughäfen oder Bahnhöfen, um Menschen zu finden, die von einer Infektion womöglich noch gar nichts wissen. PCR-Tests könnten im Anschluss prüfen, ob sie wirklich eine Gefahr für andere Menschen darstellen, weil sie eine hohe Viruslast tragen.

(bsc)