"Erdschein": Erde reflektiert aufgrund des Klimawandels weniger Sonnenlicht

Seit der Jahrtausendwende ist die Erde um 0,5 Prozent dunkler geworden. Sie absorbiert mehr Sonnenlicht, was zum Klimawandel beiträgt. Das wurde nun bestätigt.

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(Bild: Skylines/Shutterstock.com)

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Offenbar aufgrund des Klimawandels ist die Erde in den vergangen 20 Jahren dunkler geworden, sie reflektiert also weniger Sonnenlicht. Das hat eine Gruppe von Forscherinnen und Forschern um Philip Goode mit dem Sonnenobservatorium Big Bear in Kalifornien herausgefunden. Pro Quadratmeter reflektiert unser Heimatplanet demnach etwa ein halbes Watt weniger ins All, insgesamt entspreche das einer Verringerung ihres Reflexionsgrads um 0,5 Prozent. Das sei vor allem deshalb besorgniserregend, weil die nicht zurückgestrahlte Sonnenenergie wiederum selbst zur globalen Klimaerwärmung beitrage, und zwar in nicht unerheblichem Umfang. Mit ihrem auf einem anderen Weg ermittelten Wert bestätigen sie sehr genau eine andere Studie aus dem Frühjahr.

Für die in den Geophysical Research Letters veröffentlichte Analyse hat die Gruppe den sogenannten Erdschein des Mondes vermessen. Das ist jenes Licht, das von der Erde auf die dunkle Seite des Mondes reflektiert wird und nachts von der Erde aus beobachtet werden kann. Auf diesem Weg komme man direkt zu einem Wert für die großflächige Reflektivität unserer Erde. Zwischen 1998 und 2017 sei dafür ein steig abnehmender Wert ermittelt worden. Prinzipiell könne es dafür zwei Erklärungen geben, erklären sie weiter. Zum Einen könnte die Sonne weniger hell strahlen, zum anderen die Erde mehr Energie absorbieren. Zu Helligkeitsveränderungen der Sonne habe man aber keine Korrelation gefunden, deshalb bleibe nur die zweite Option als Erklärung. Das passt genau zu den Daten, die der Satellit CERES (Clouds and the Earth's Radiant Energy System) gesammelt hat.

Insgesamt seien die Daten sehr beunruhigend, ordnet der nicht an der Studie beteiligte Planetenwissenschaftler Edward Schwieterman von der Universität Kalifornien die Ergebnisse gegenüber Phys.org ein. Denn die Forschungsgruppe hat nach eigenen Angaben einen direkten Zusammenhang zur Erwärmung des östlichen Pazifiks gefunden, wo es weniger tiefhängende Wolken gebe, die Sonnenlicht reflektieren könnten. Lange hätten viele Forscher und Forscherinnen gehofft, dass der Klimawandel zu mehr Wolken führen konnte und sich selbst quasi abschwäche. Stattdessen sei offenbar das Gegenteil der Fall und die verringerte Reflektivität trage ungefähr noch einmal genauso stark zur Erderwärmung bei, wie die von Menschen verantworteten Treibhausgase.

(mho)