Instagram schaltet IGTV quasi ab

IGTV ist wie Fernsehen in Instagram: ein Ort für längere Videoinhalte. Ein Hit war IGTV aber nie – nun wird das Format mit den regulären Videos verschmolzen.

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Instagram ist weiterhin auf Identitätssuche: Aus der ehemaligen Foto-App, in der es einst ausschließlich quadratische Schnappschüsse mit irren Filtereffekten gab, wird mehr und mehr eine Bewegtbildplattform. Diese Verwandlung hat zur Folge, dass sich Funktionen immer wieder ändern, was durchaus verwirrend sein kann. Nun trifft es IGTV: Das im Sommer 2018 gestartete Instagram-Fernsehen verschmilzt mit den regulären Feed-Videos.

Das vereinheitlichte Format heißt schlicht "Instagram Video"; der Name IGTV verschwindet. Die Zusammenlegung bedeutet auch, dass auch reguläre Clips im "Insta-Feed" bis zu 60 Minuten lang sein können. Zuvor mussten Nutzerinnen und Nutzer längere Inhalte zu IGTV auslagern. (Die IGTV-App, die Instagram optional ergänzt, wird künftig "Instagram TV" heißen.) Neu ist in der Haupt-App ein Tab im Nutzerprofil, hinter dem sich die neue Videorubrik befindet. Durch den Umbau soll es einfacher werden, neue Videoinhalte zu entdecken, hofft Instagram.

Im Sommer hatte CEO Adam Mosserie klargestellt: "Wir sind nicht mehr länger eine Plattform, auf der Fotos geteilt werden." Größter Konkurrent für Instagram ist daher TikTok. Die App erfreut sich gerade bei jungen Leuten größter Beliebtheit. Die kurzen Clips voller Albernheiten, Haustieren und seltsamen Tänzen entfachen einen regelrechten Sog und fesseln die Aufmerksamkeit für erstaunlich lange Zeit. Kein Wunder also, dass US- und UK-Nutzer mehr Zeit am Stück bei TikTok verbringen als bei YouTube – das zumindest legt eine Analyse von App Annie nahe. Im Corona-Jahr 2020 war TikTok die App, die weltweit am meisten heruntergeladen wurde und wahrscheinlich sehr viele langweilige Stunden erträglicher gemacht hat.

Instagram verfolgt seit einer Weile ein sehr ähnliches Konzept wie TikTok. Auch hier lassen sich massenhaft Videos ("Reels") angucken, die der Algorithmus den persönlichen Interessen anpasst; zwischendurch kommt Werbung. Kein Clip ist länger als 60 Sekunden. Wer mehr Zeit brauchte, musste seine Videos bei IGTV veröffentlichen.

Problematisch sind auf Instagram jedoch bestimmte Inhalte, die etwa Depressionen verstärken könnten. Mutterkonzern Facebook weiß um die schädliche Wirkung der Plattform, behauptete aber Gegenteiliges – das zeigen interne Dokumente. Studien weisen immer wieder auf die Gefahren hin, die von Instagram, TikTok und anderen sozialen Plattformen ausgehen. Eine für Kinder geplante Instagram-Fassung wurde jüngst pausiert, obwohl ein solches Angebot laut Instagram-Chef Adam Mosseri "richtig und wichtig" sei. Seit die Pläne 2019 bekannt wurden, gab es lautstarke Kritik.

(dbe)