Facebook-Chef Zuckerberg: "Unsere Arbeit wird falsch dargestellt"

Der Gründer des sozialen Netzwerks sieht Facebook und Instagram zu Unrecht mit dem Vorwurf konfrontiert, Profit über alles zu stellen.

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Ausschnitt aus dem Foto, mit dem sich Zuckerberg auf Facebook präsentiert.

(Bild: Facebook)

Lesezeit: 4 Min.
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Facebook-Gründer und -Chef Mark Zuckerberg hat sich zu den Vorwürfen geäußert, die im Zusammenhang mit den Veröffentlichungen der Whistleblowerin und ehemaligen Facebook-Mitarbeiterin Frances Haugen aufgekommen sind. In einem Post auf seinem Netzwerk schreibt Zuckerberg, es sei schwer für ihn, die Berichterstattung zu verfolgen, denn die Arbeit und die Motive seines Unternehmens würden darin falsch dargestellt.

Haugen hatte während ihrer zwei Jahre bei Facebook umfangreiche Dokumente gesammelt und dem Wall Street Journal übergeben. Es folgte eine Serie von Enthüllungsberichten, darunter über verheerende Auswirkungen der Facebook-Produkte auf körperliche und geistige Gesundheit von Kindern. Zuckerberg meint nun in seinem Post, viele der aufgestellten Behauptungen ergäben keinen Sinn. "Wenn uns der Kampf gegen schädliche Inhalte egal wäre, warum sollten wir dann so viel mehr Mitarbeiter beschäftigen als jedes andere Unternehmen in unserem Bereich?"

Facebook stelle nicht Profit über Sicherheit und Wohlbefinden, betont Zuckerberg. Beispielsweise habe sein Netzwerk die Newsfeeds so geändert, dass weniger virale Videos und mehr Inhalte von Freunden und Familie gezeigt würden. Das habe Facebook eingeführt, obwohl dem Unternehmen klar gewesen sei, dass die Menschen dann weniger Zeit auf dem Netzwerk verbringen würden. Auch sagten Werbetreibende immer wieder, dass sie ihre Anzeigen nicht neben schädlichen Inhalten angezeigt haben wollten und schließlich lebe Facebook hauptsächlich von Werbeeinnahmen.

Zuckerberg betont, sein Unternehmen habe einen "branchenführenden Standard für Transparenz und Berichterstattung" über dessen Arbeit eingeführt. Weiter fragt er, wenn soziale Netzwerke allgemein für die Polarisierung der Gesellschaft verantwortlich zu machen seien, warum diese in den USA zunehme, während sie in vielen Ländern mit ebenso starker Nutzung sozialer Medien gleich bleibe oder zurückgehe.

"Ich habe viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, welche Erfahrungen meine Kinder und andere online machen sollen, und es ist mir sehr wichtig, dass alles, was wir anbieten, sicher und gut für Kinder ist", beteuert Zuckerberg. Da viele junge Menschen Technik nutzten, sollten IT-Unternehmen ihnen Erfahrungen bieten, die ihren Bedürfnissen entsprechen und sie gleichzeitig schützen. Darin wolle Facebook "branchenführende Arbeit" leisten. Beispielsweise werde der Messenger Kids als gute und sichere Alternative für Kinder angesehen. Diese Art Kindersicherung strebt Facebook auch für Instagram an, doch das Projekt pausiere momentan, damit Facebook vor der Einführung mehr Expertise einholen kann.

Zuckerberg betont nach wie vor, dass die Nutzung von Instagram vielen jungen Menschen in schwierigen Situationen helfe. Angesichts der Veröffentlichungen im Wall Street Journal schreibt der Facebook-Chef, dass die Mehrheit der Mädchen, die mit Problemen wie Einsamkeit oder Essstörungen zu tun haben, gemeint hätten, dass Instagram ihnen helfe. Es sei aber um jeden Menschen traurig, der auf Instagram schlechte Erfahrungen mache.

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Soziale Probleme anzugehen sei aber nicht allein Sache von Privatunternehmen, meint Zuckerberg. Deshalb habe er wiederholt von der Politik neue Regeln für den Umgang mit politischen Wahlen, schädlichen Inhalten, Datenschutz und Wettbewerb gefordert; auch dazu, welches das Mindestalter für die Internetnutzung sein soll, wie Internetdienste das Alter von Nutzern feststellen und Eltern unter Wahrung der Privatsphäre schauen könnten, was ihre Kinder online treiben.

Die Whistleblowerin Haugen hatte am Dienstag vor einem Unterausschuss des US-Senats ausgesagt. Die Voreingenommenheit der Facebook-Algorithmen sei "ein großes Problem für unsere Demokratie", erklärte sie dort. Ohne Transparenz "werden wir kein System haben, das mit unserer Demokratie kompatibel ist."

Niemand habe vorgehabt, eine zerstörerische Plattform zu bauen, doch nun müsse Facebook den "moralischen Bankrott" zugeben, sagte Haugen. "Facebook kauft sich seinen Profit auf Kosten unserer Sicherheit", stellte Haugen fest. Der Datenkonzern forsche so intensiv wie kein anderes Soziales Netzwerk, halte negative Ergebnisse aber absichtlich versteckt.

Facebooks eigene Dokumente "beweisen, dass es die Öffentlichkeit wiederholt darüber in die Irre geführt hat, was die eigene Forschung über Sicherheit für Kinder offenlegt, über die Wirksamkeit seiner Künstlichen Intelligenz, und über seine Rolle bei der Verbreitung spaltender und extremistischer Mitteilungen."

(anw)