Paris: Neue Sensoren sollen Lärm-Rowdies überführen

Eine Kombination aus Mikrofon und Kamera dient in der französischen Hauptstadt bald dazu, automatisch zu laute Autos und Zweiräder zu "blitzen".

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Verkehr in Paris.

(Bild: Veit Hammer / Unsplash)

Lesezeit: 2 Min.

Die Regierung der Metropole Paris hat den Kampf gegen den motorisierten Individualverkehr aufgenommen, um den Klimaschutz voranzubringen. Zunächst setzte Bürgermeisterin Anne Hidalgo im Sommer ihren lange umstrittenen Plan durch, die ganze Hauptstadt mit wenigen Ausnahmen zur Tempo-30-Zone zu machen. Dann wurden immer mehr Radwege und Fußgängerzonen eingerichtet und Verkehrsführungen zu Ungunsten des Autoverkehrs geändert. Nun soll die nächste Stufe im verkehrlichen Pariser Ökoplan zünden: Ein schärferes Vorgehen gegen Lärmsünder auf der Straße.

Die Technik für das Projekt kommt derweil eigentlich aus einer anderen Ecke: Mikrofonsysteme, die in Städten der Vereinigten Staaten von Amerika zur Erkennung von Waffenvergehen genutzt werden. In Paris wird (deutlich) weniger geballert, weshalb hier die neue Methode gegen zu große Lärmbelastung verwendet werden soll. Das Vorhaben mit dem Namen "Medusa" wird vom Non-Profit Bruitparif durchgeführt, einer Umwelt- und Menschenschutzorganisation, die in Paris mit der Geräuschreduktion beschäftigt ist.

Die Reduktion der Lärmbelastung hätte direkte gesundheitlich positive Auswirkungen: Zu viel Lärm macht krank und kostet laut aktuellen Studien Lebenszeit und verlorene Produktivität. Allein für Frankreich kommen so Schätzungen zufolge im Jahr über 150 Milliarden Euro zusammen. Neben schlechter Luft gilt Lärm inzwischen als zweitschlimmster Krankmacher im Stadtleben der Franzosen – und nicht nur dort.

Das Medusa-System wird seit einigen Jahren entwickelt und kommt in Tests in Pariser Vororten bereits seit 2019 zum Einsatz. Ab nächsten Monat soll ein dreimonatiges Pilotprogramm in zwei Quartieren der Stadt starten, um zu belegen, dass die Idee funktioniert. Medusa verwendet ein Sensorarray aus insgesamt vier Mikrofonen und zwei integrierten Bildsensoren. Das System soll in der Lage sein, Lärm optisch im Raum zu bestimmen.

In der Praxis würde das bedeuten, das Medusa-Systeme als versteckte "Blitzer" gegen Lärm dienen. Entdeckt das System etwa ein zu lautes Motorrad, einen lärmenden Sportwagen oder eine andere laute Geräuschquelle, können Nummernschilder aufgenommen werden. Dann würde – wenn alles so funktioniert, wie sich Stadt und Bruitparif sich das vorstellen – automatisch ein Stafzettel verschickt. Im Pilotprojekt, das vom Stadtrat abgesegnet wurde, soll es allerdings noch nicht darum gehen, Geld einzunehmen. Stattdessen soll sich zunächst zeigen, ob die Technik wirklich so funktioniert, wie gewünscht. Auch Datenschutzaspekte dieses "GPS für Lärm" müssen geklärt werden.

(bsc)