Twitch findet Ursache des Datenabflusses – Sicherheitsempfehlungen mangelhaft

Der Zugriff auf Twitch-Interna und deren Veröffentlichung geht auf Änderungen an einer Server-Konfiguration zurück. Twitch spielt das Problem herunter.

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Smartphone mit dem Twitch-Logo auf dem Bildschirm vor einem verschwommenen Hintergrund mit mehreren Monitoren.

(Bild: salarko/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Nach dem am Dienstag bekannt wurde, dass von der Streaming-Plattform Twitch 135 GByte an Daten illegal abgegriffen und auf einem Imageboard veröffentlicht wurden, bestätigte Twitch den Abfluss von Daten. Grund "dieses Fehlers" sei eine Änderung an der Konfiguration des Servers. Daten von hinterlegten Kreditkarten seien nicht problematisch, da vollständige Kreditkartennummern angeblich nicht von Twitch gespeichert werden.

In einem Blog-Beitrag erklärte die Amazon-Tochter zum Leak der Twitch-Einnahmen der Streamer und der Veröffentlichung des Quellcodes, dass der Fall mit "Hochdruck untersucht werde" und man "die Auswirkungen abzuschätzen versuche". Es gebe jedoch keinen Hinweis darauf, dass Anmeldedaten veröffentlicht wurden. "Wir verstehen, dass diese Situation besorgniserregend ist", heißt es in dem Beitrag weiter.

Als Vorsichtsmaßnahme habe Twitch alle Stream-Keys zurückgesetzt. Stream-Keys werden für die Übertragung aus Dritt-Anwendungen und anderen Programmen auf die Plattform benötigt. Mit diesen Keys wäre es also möglich, eigene Inhalte auf dem Kanal eines Anderen auszuspielen. Das wiederum könnten Besitzer unterbinden, wenn sie den Stream-Key auf der Plattform in den Accounteinstellungen ändern.

Twitch hat bisher keine Empfehlung ausgesprochen, die Account-Zugangsdaten zu ändern und, falls noch nicht geschehen, die Zwei-Faktor-Authentifizierung zu aktivieren. Sinnvoll ist das allemal, auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt keine Zugangsdaten Teil des Leaks sind. Auf dem Imageboard wurde bereits angekündigt, dass es sich bei den bisher veröffentlichten Daten nur um einen ersten Teil des Leaks handeln soll.

Während sich Einige über die Höhe der Einnahmen wundern mögen, sind sie für Andere, die sich schon länger mit Influencern befassen, wenig überraschend. Top-Verdiener auf Twitch haben laut den Daten aus dem Leak von August 2019 bis Oktober 2021 zwischen drei und neun Millionen US-Dollar allein auf Twitch verdient. Aus den Zahlen lässt sich auch ungefähr ableiten, was Streamer bei Twitch verdienen: Ein Streamer mit durchschnittlich etwa 200 bis 300 Zuschauern und circa vier Tagen Livestreams pro Woche à 3 bis 4 Stunden täglich bekommt von der Plattform ungefähr 70.000 US-Dollar.

Dass diese Einnahmen wenig überraschend sind, wurde bereits 2019 bekannt, als der Streamer Ninja (Richard Tyler Blevins) einen Dreijahres-Vertrag mit dem bereits eingestellten Microsoft-Dienst Mixer für 26,5 Millionen Euro abschloss. In den genannten Auszahlungen der Amazon-Tochter fehlen zudem Einnahmen von Werbepartnern und Merchandise-Artikel der Streamer.

Zusätzlich betreiben die meisten Influencer weitere Kanäle, mit denen sie Einnahmen erzielen. So laden fast alle Twitch-Streamer Zusammenschnitte ihrer Twitch-Streams als Video auf YouTube hoch und monetarisieren ihre Inhalte dort ein zweites Mal. Der YouTuber PietSmiet beispielsweise hat ein Unternehmen außerhalb des Reichweiten-Geschäfts aufgebaut. Allerdings stecke dahinter auch eine Menge Arbeit, wie PietSmiet heise online in einem Interview 2020 erklärte.

Die Veröffentlichung der Daten von Twitch, das der Leaker als "widerliche, toxische Jauchegrube" bezeichnet, machte bekannte Streamer wütend auf die Amazon-Tochter, die regelmäßig Negativ-Schlagzeilen macht – dabei geht es um Copyright-Claims, Hass, Swatting und Hot Tub-Streams, bei denen sich Streamerinnen mit knappen Bikinis vor die Kamera stellen. Eine bekannte Hot Tub-Streamerin hat laut Leak in dem oben genannten Zeitraum über 1,3 Millionen US-Dollar durch Twitch eingenommen.

(bme)