IWF fordert Impfspenden für ärmere Länder und gerechte Energiewende

Die Coronavirus-Pandemie wirkt sich vor allem für ärmere Länder negativ aus. Die Chefökonomin des Internationalen Währungsfonds fordert Abhilfe.

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Der Internationale Währungsfonds erwartet eine ungleiche Erholung der Länder von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie. Als einen wesentlichen Grund gibt er an, dass wesentlich weniger Menschen in ärmeren Ländern gegen das Virus geimpft sind als in reicheren. Während fast 60 Prozent der Bevölkerung in den Industrieländern vollständig geimpft seien und einige jetzt Booster-Impfungen erhielten, blieben etwa 96 Prozent der Bevölkerung in Ländern mit niedrigem Einkommen ungeimpft, schreibt IWF-Chefökonomin Gita Gopinath.

Als oberste politische Priorität bezeichnet sie daher die Impfung von mindestens 40 Prozent der Bevölkerung in jedem Land bis Ende 2021 und 70 Prozent bis Mitte 2022. Länder mit hohem Einkommen müssten bestehende Impfdosenspendenzusagen erfüllen und Handelsbeschränkungen Impfstoffe aufheben. Dafür müsse eine Finanzierungslücke von 20 Milliarden US-Dollar für Tests, Therapeutika und Impfstoffe geschlossen werden. Auch müssten Impfstoffhersteller und reichere Länder die regionale Produktion von COVID-19-Impfstoffen in Entwicklungsländern unterstützen, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Für die gesamte Weltwirtschaft hat der IWF seine globale Wachstumsprognose für 2021 gegenüber Juli dieses Jahres geringfügig auf 5,9 Prozent verringert. Für 2022 geht er unverändert von 4,9 Prozent aus. Die kurzfristige Aussicht für Industrieländer sei schwierig unter anderem wegen Unterbrechungen in den Lieferketten. Auf der anderen Seite könnten Rohstoffexporteure von den gestiegenen Preisen profitieren. Die Pandemie sorge weiterhin dafür, dass die Produktion in "kontaktintensiven Sektoren" gestört sei und sich daher die Erholung des Arbeitsmarkts verzögere.

Die Industrieländer werden laut IWF-Prognose bereits kommendes Jahr wieder auf dem Wachstumstrend liegen, der ihnen vor der Pandemie veranschlagt wurde, 2024 sollen sie sogar 0,9 Prozent darüber liegen, schreibt Gopinath im IWF-Blog. Für Schwellenländer ohne China erwartet der IWF, dass sie 2024 5,5 Prozent unter der vorpandemischen Prognose liegen.

Doch nicht nur die Pandemie, auch Auswirkungen des Klimawandels hätten in mehreren Ländern zu Störungen in der Produktion geführt. In den USA, Deutschland und vielen Schwellen- und Entwicklungsländern habe die Inflation schnell zugenommen. In ärmeren Ländern mit akuter Ernährungsunsicherheit seien die Lebensmitelpreise am stärksten gestiegen. Ärmere Haushalte würden höher belastet, das Risiko sozialer Unruhen steige.

Sehr wichtig sei es vor diesem Hintergrund, den Anstieg der globalen Temperaturen zu verlangsamen und die negativen Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen. Auf der UN-Weltklimakonferenz Ende Oktober in Glasgow müssten ehrgeizige Verpflichtungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen abgegeben werden. Damit die Energiewende gerecht vorankomme, brauche es einen Schub öffentlicher Investitionen und Subventionen in grüne Technik und Kompensationszahlungen an Ärmere. Die Industrieländer müssten ihre Versprechen einhalten, an Entwicklungsländer jährlich 100 Milliarden US-Dollar für die Finanzierung von klimagerechten Umrüstungen zu zahlen.

(anw)