Früher Warner vor dem Klimawandel: Zum 100. Geburtstag von Hoimar von Ditfurth

Der Wissenschaftsjournalist widmete sich vielen Themen. Am meisten haften geblieben ist wohl seine Warnung vor dem Klimawandel.

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Hoimar von Ditfurth erklärt 1978 in seiner ZDF-Sendung Querschnitte den statistischen Anstieg der CO2-Konzentration in der Luft. Während der Zacken nach oben "schläft die Photosynthese".

(Bild: ZDF)

Lesezeit: 3 Min.

Komplexe Sachverhalte allgemeinverständlich darzustellen war das Anliegen des Mediziners und Journalisten Hoimar von Ditfurth. Zunächst tat er das im Hörfunk, ab 1971 in seiner Fernsehsendung "Querschnitte" im ZDF. Der Titel einer Folge im Jahr 1978 lautete "Der Ast, auf dem wir sitzen", sie befasste sich mit dem Klimawandel.

Anhand von Schautafeln und Modellen erklärt von Ditfurth den CO2-Anstieg seit Beginn der Industrialisierung und erläutert die verheerenden Folgen für die Erde und die Menschen – nicht wie heute üblich unterlegt mit dramatisierender Musik, sondern ausführlich, nüchtern und sachlich, ein Fernsehereignis aus einer anderen Zeit. Dieser Tage, in denen das Thema Klimawandel in aller Munde und Ohren ist, jährt sich von Ditfurths Geburtstag zum 100. Mal.

Auf dem Buchmarkt macht sich von Ditfurth zunächst mit einem anderen Thema einen Namen: In dem 1976 erscheinenden Buch "Der Geist fiel nicht vom Himmel" behandelt er die Evolution des menschlichen Bewusstseins. 1985 erscheint sein wohl bekanntestes Buch "So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen. Es ist soweit." Darin geht er auf die atomare Hochrüstung, die Umweltzerstörung und das exponenzielle Wachstum der Erdbevölkerung ein und sieht die Menschheit als unfähig an, das eigene Verhalten als Ursache der Bedrohung zu erkennen und einen Kurswechsel zu vollziehen. Der Homo sapiens schicke sich an, den Planeten Erde zu verlassen.

Von Ditfurth galt als ein "Aufklärer im klassischen Sinn", der sich aber nicht dem Fortschrittsglauben hingibt; zunächst noch getragen von einem Optimismus, dass die Menschheit noch ihre Auslöschung verhindern könne. 1983 tritt er in einem Wahlwerbespot für die neue Partei Die Grünen auf, die seine älteste Tochter Jutta 1980 mitgegründet hatte.

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Mit seinem "Apfelbäumchen" vollzog von Ditfurth eine Wendung, die manche als pessimistisch bezeichnen angesichts seiner These, dass die Menschheit eine vorübergehende Erscheinung auf der Erde sei. Der Autor selbst sah es differenzierter: "So wenig mich die Gewißheit meines individuellen Todes – aller Angst vor dem Vorgang des Sterbens ungeachtet – in Verzweiflung stürzen läßt, so wenig Grund gibt es, an dem Sinn des Auftretens der Spezies Homo sapiens auf diesem Planeten allein deshalb zu zweifeln, weil auch ihr Auftreten wie das aller anderen lebenden Kreatur naturnotwendig nur vorübergehenden Charakter haben konnte."

Wer den Sinn der Geschichte darin sehe, dass die Menschen künftig glücklicher, freier von Krankheit, bequemer leben und weniger Sorgen haben, könne verzweifeln, wenn er davon ausgehe, dass diese Utopie gefährdet ist, sagte von Ditfurth 1987 in einem Fernsehinterview zwei Jahre vor seinem Tod. Vielmehr sollten die Menschen sehen, dass sie ein sinnvolles Glied der Weiterentwicklung der Evolution oder Schöpfung seien, gewissermaßen die Neandertaler der Zukunft.

"Der Ast, auf dem wir sitzen" in der ZDF-Mediathek

(anw)