IT-Verbände wollen verschärft gegen Gewalt im Internet vorgehen

Der Verband der deutschen Provider einigte sich mit Bundeskanzler Gerhard Schröder über Maßnahmen gegen die Verbreitung von Gewaltdarstellungen im Web.

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Die Internet-Provider in Deutschland wollen verschärfte Maßnahmen gegen die Darstellung von Gewalt im Internet ergreifen, teilte der Verband Electronic Commerce Forum (eco) mit. Bundeskanzler Gerhard Schröder und die Internetbranche hatten sich bereits bei einem Runden Tisch auf eine verstärkte freiwillige Selbstkontrolle der Onlinewirtschaft geeinigt, um die Verbreitung von gewaltverherrlichenden Darstellungen im Internet einzudämmem, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Er habe zugesagt, einen Verhaltenscodex zu entwickeln und bei den zuständigen Gremien wie der Internet Content Task Force (ICTF) und der Internet Hotline Provider Association (INHOPE) einzubringen.

Private Internetnutzer, denen anstößige Inhalte im Netz auffallen, können sich direkt an INHOPE wenden, um die weitere Verbreitung dieser Inhalte zu stoppen. INHOPE will weltweit Aktivitäten wie die Verbreitung kinderpornographischen Materials im Ursprungsland bekämpfen. Die Organisation, die im November 1999 von eco gemeinsam mit Internetverbänden anderer Länder gegründet wurde, habe bereits in vielen Fällen zur Überführung von Straftätern beigetragen, heißt es in einer Mitteilung des Providerverbands.

Weiter wollen die Provider den Jugendschutz verstärken. Durch benutzerautonome Filtersysteme sollen Eltern und Erziehungsberechtigte unerwünschte Inhalte von den Computern ihrer Kinder fernhalten können. Zudem müsse durch diverse Kampagnen die Medienkompetenz der Verbraucher gestärkt werden. Unter anderem ist eine Broschüre zum Jugendschutz geplant, die an Schulen verteilt werden soll.

Der Deutsche Multimediaverband (dmmv) setzt auf Zugangsbeschränkungen von jugendschutzrelevanten Inhalten und will den Dialog zwischen der Soft- und Hardwareindustrie forcieren. "Nur ein Zusammenwirken beider Seiten kann effektive Zugangssicherungen hervorbringen" meint dmmv-Geschäftsführer Alexander Felsenberg. Bei der Diskussion über eine strengere Kontrolle des Internet seien die Besonderheiten des Mediums weitgehend unberücksichtigt geblieben. Das Web lasse sich wegen seiner weltumspannenden und dezentralen Struktur durch Anbieter oder durch staatliche Stellen nur schwer kontrollieren. Dies hätten die rot-grünen Medienexperten bereits bestätigt.

Vor allem müssten Erziehungsberechtigte und Schulen in die Lage versetzt werden, das Nutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen zu lenken. Darüber hinaus sei ein wirksamer Jugendschutz nur gewährleistet, wenn auch verhindert werde, dass für Minderjährige ungeeignete Inhalte kopiert und damit über Tauschbörsen zugänglich gemacht werden können. Gerade über diese Vertriebswege würden jugendschutzrelevante Inhalte ausgetauscht. (anw)