Apple-Softwarechef: Sideloading ist "bester Freund der Cyberkriminellen"

Apple warnt vor Konsequenzen des Digital Market Act in der EU: Eine freie App-Installation aus dem Internet öffne die Seitentür für Kriminelle.

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Craig Federighi

Apples Software-Chef Craig Federighi.

(Bild: dpa, Marcio Jose Sanchez/AP)

Lesezeit: 2 Min.

Apple hat eindringlich vor einer erzwungenen Öffnung des iPhones für Apps aus beliebigen Quellen gewarnt: Sideloading öffne die "Büchse der Pandora" und werde zwangsläufig zu einer Flut an Malware-Angriffen führen, erläuterte der für iOS und macOS verantwortliche Softwarechef Craig Federighi auf der Konferenz Web Summit in Lissabon am Mittwoch unter Verweis auf Malware-Zahlen anderer Plattformen wie Android. Die freie Installation von Apps aus dem Internet öffne eine Seitentür für Kriminelle und sei ein Einfallstor für Schad-Software – auch in gut abgesicherte Betriebssysteme. Damit könnten zugleich ganze Netzwerke etwa in Unternehmen kompromittiert werden, meinte Federighi.

Rücke Apple von einem zentralen und vom Hersteller kontrollierten App Store ab, würden Nutzer früher oder später Apps aus anderen Quellen beziehen, betonte der Manager. Angreifer würden Fake-App-Stores erstellen oder vermeintlich offizielle Apps zum Direkt-Download anbieten, hinter denen sich Malware verstecke. Sideloading sei der "beste Freund der Cyberkriminellen". Auch wenn sich erfahrene Nutzer meist schützen könnten, würden so doch leicht Kinder und Ältere in die Falle gelockt, mahnte Federighi.

Apple richtet sich damit gegen bestimmte Passagen des für die EU geplanten Gesetzes über digitale Märkte (Digital Markets Act – DMA), das eine Öffnung von Plattformen für alternative App-Läden festschreiben könnte. Die EU wolle Nutzern damit mehr Auswahl geben, nehme ihnen zugleich aber die Möglichkeit, zu einem abgeschotteten Gerät zu greifen, sagte Federighi.

Apple habe das "De-facto-Monopol" auf den App-Vertrieb für iPhones, hatte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager vorab erklärt. Sicherheit und App-Prüfprozess dürften es Konkurrenten nicht schwerer machen, eigene Apps und Dienste zu vertreiben, sonst bleibe kein "Raum für Innovation".

Auch auf Apples Heimatmarkt USA gibt es parteiübergreifende Bestrebungen zur Öffnung der App-Plattformen. Apple-Chef Tim Cook betonte jüngst gegenüber Finanzanalysten, die Verhinderung von iPhone-Sideloading sei eine Top-Priorität des Unternehmens. Der App Store ist längst ein Multi-Milliardengeschäft für Apple, allein durch Provisionen auf In-App-Käufe in Spielen macht der Konzern Schätzungen zufolge mehr Gewinn als die Gaming-Riesen, die Spiele und Konsolen herstellen. (lbe)