Umfrage: Facebook, Twitter & Co. unternehmen zu wenig gegen digitale Gewalt

Viele Menschen in Europa haben bereits Hass und Gewalt in sozialen Medien gesehen oder sind selbst betroffen.

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Besonders Frauen seien von digitaler Gewalt betroffen, meint HateAid.

(Bild: HateAid)

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Über 85 Prozent von 2000 befragten Erwachsenen in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten bemängeln den unzureichenden Schutz vor Gewalt in sozialen Medien. Etwa ein Drittel sind laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens HateAid selbst von Hass im Internet betroffen, unter jungen Erwachsenen zwischen 18 und 35 Jahren betrage der Anteil etwa 50 Prozent. 91 Prozent der jungen Erwachsenen haben bereits mehrfach Hass und Hetze im Internet gesehen.

"Der Hass im Netz verdrängt aber insbesondere Frauen aus den sozialen Medien", schreibt HateAid. 52 Prozent der befragten Frauen haben demnach angegeben, aus Angst vor Hass ihre Meinung im Internet seltener zu äußern. Unter den männlichen Befragten gaben dies 35 Prozent an. HateAid fordert deshalb jetzt in einem Bündnis von 17 europäischen Organisationen die EU mit einer internationalen Petition zum sofortigen Handeln zum Schutz vor digitaler Gewalt auf.

92 Prozent der Befragten sind dafür, dass Facebook, Google und Twitter gemeldete illegale Inhalte effizienter entfernen. 80 Prozent der Befragten wünschen sich Mitsprache darüber, nach welchen Kriterien ihnen Beiträge angezeigt werden. 84 Prozent der Männer und 92 Prozent der Frauen finden, dass zur Kontrolle von Online-Plattformen Gesetze unumgänglich oder zumindest wünschenswert sind.

HateAid meint, mit dem Digital Service Act (DSA), das derzeit verhandelt wird, hätten die "EU-Politiker*innen nun die historische Chance, klare Regeln zu verankern, um digitale Gewalt zu stoppen. Bislang haben sie dies nicht getan, sodass Nutzer*innen der sozialen Medien weiterhin systematisch ungeschützt sind." Die Organisation ruft dazu auf, eine Petition an die EU zu unterzeichnen. Darin werden beispielsweise Vorkehrungen gegen Verbreitung gestohlener Nacktfotos gefordert. Es müsse auch konsequenter gegen Hasskommentare und Angriffe gegen die LGBTQI+-Community und gegen Vergewaltigungsdrohungen vorgegangen werden. In der Umfrage hatten 30 Prozent der Frauen angegeben, sie befürchteten, dass Nacktbilder oder intime Aufnahmen ohne ihre Einwilligung verbreitet werden könnten.

HateAid meint zusammen mit anderen Organisationen, dass die Empfehlungsalgorithmen der Plattformen Hassreden und skandalöse Inhalte verstärken, so verdienten sie Geld mit Missbrauch. Das Vorgehen gegen illegale Inhalte solle juristisch einfacher werden, auch sollen Betroffene einfacher und effektiver Kontakt aufnehmen können.

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Über den DSA wollte ursprünglich am 8. November der Binnenmarktausschuss des EU-Parlaments abstimmen. Dies vertagte er, da zuvor die Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen befragt werden soll. Die frühere Facebook-Mitarbeiterin hatte eine große Sammlung interner Unterlagen heruntergeladen und dem US-Kongress, Behörden sowie ausgewählten Medien zur Verfügung gestellt. Die Informationen belegen ihr zufolge, dass der Konzern Profite über das Wohl seiner Nutzerinnen und Nutzer stellt.

(anw)