Glasfaser-Ausbau: "Bitte nicht noch mehr Geld"​

Netzbetreiber fordern von der nächsten Bundesregierung klare Rahmenbedingungen für den schnellen FTTH-Ausbau – Bürokratie und Förderprogramme sind hinderlich.

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(Bild: SHARKstock/Shutterstock.com)

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Netzbetreiber appellieren an die Ampel-Parteien, möglichst bald die Rahmenbedingungen für einen schnellen Netzausbau zu schaffen. "Die Politik muss gezielt die Voraussetzungen für einen deutlich beschleunigten Ausbau verbessern", mahnte David Zimmer, Präsident des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) am Donnerstag. "Mit einer modernen Politik können wir den Gigabit-Ausbau bis 2030 – vielleicht sogar etwas früher – geschafft haben."

Branchenvertreter haben eine klare Vorstellung davon, wie diese moderne Politik aussehen muss. Dabei geht es in erster Linie um den Abbau bürokratischer Hürden und die Beschleunigung der Verfahren. Zum Beispiel den verschiedenen Trenching-Verfahren, bei denen die Glasfaser in schmalen und nur wenig tiefen Schlitzen verlegt werden. "Wir können mit dieser Verlegetechnik um den Faktor 25 schneller bauen", sagte Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter im Rahmen der Veranstaltung des VATM am Donnerstag.

Ein Problem ist das Baurecht. Wenn es ums Trenching geht, kommen Bund Länder und Kommunen oft zu unterschiedlichen Interpretationen, weiß Ametsreiter. "Wir müssen heute immer noch mit einzelnen Kommunen darüber diskutieren", sagte auch Thorsten Dirks. Der CEO von Deutsche Glasfaser setzt auf das laufende Standardisierungsverfahren beim Deutschen Institut für Normung (DIN): "Ich hoffe, dass die Kommunen das dann auch alle genehmigen."

Auch beim Bau von Mobilfunkantennen ist das Baurecht eher im Weg, meint Ametsreiter: "Wenn wir heute eine neue Station planen, dann dauert die Genehmigung zwei Jahre. Das ist zu lange, das muss in sechs Monaten gehen". Das Problem beim Antennenbau ist ein sehr deutsches: Die zuständigen Behörden behandeln jeden Mobilfunkstandort, als wäre er der erste auf dem Planeten. In Spanien seien die einheitlichen Bauformen vorab genehmigt und müssten dann nur noch abgenommen werden.

Geld ist offenbar eher kein Problem. "Die institutionellen Anleger haben Glasfaser als Asset erkannt", sagte Dirks. "Allein wir werden in den kommenden Jahren 7 Milliarden Euro ausschließlich im ländlichen Raum investieren." Hinter der Deutschen Glasfaser stehen ein schwedischer Investor und ein kanadischer Pensionsfonds. Telefónica will mit der Allianz im Rücken Glasfaser in unerschlossene Regionen bringen. Auch die Deutsche Telekom hat sich zuletzt mit einem finanzkräftigen Investor zusammengetan, um Glasfaser auszubauen.

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Die Branche ist finanziell also gut gerüstet. "Investitionsmittel stehen mehr als genügend zur Verfügung", meint Dirks. Von wenigen Ausnahmen abgesehen stören weitere Fördermittel vom Staat eher: "Wir brauchen nicht noch mehr Geld. Wir können so nicht schneller bauen, nur teurer", sagte Dirks im Hinblick auf die von der Ampel mutmaßlich für den Netzausbau vorgesehenen 2,5 Milliarden Euro. "Das Geld sollte man lieber in die Digitalisierung der Verwaltung stecken", forderte Dirks. Sonst sei das "eine Verschwendung von Steuergeldern".

Zwar steht in Deutschland rund zwei Drittel der Haushalte Gigabit-Internet zur Verfügung, doch sind es bisher nur rund 7,5 Millionen direkte Glasfaseranschlüsse. Branchenvertreter sind zuversichtlich, dass die Nachfrage nach den schnellen Glasfaseranschlüssen steigen wird. Derzeit entfällt die Mehrheit der Gigabit-Anschlüsse noch über das TV-Kabel. Vodafone fährt beim Netzausbau zweigleisig und ersetzt immer mehr Netzsegmente mit Glasfaser. Zugleich soll die Kabelinfrastruktur von Docsis 3.1 auf 4.0 ausgebaut werden. Überdies kann sich Ametsreiter auch vorstellen, dass Vodafone als reiner Diensteanbieter über die FTTH-Infrastruktur eines Open-Access-Netzbetreibers geht.

(vbr)