FAQ: Was aus den Weihnachtsgeschenken trotz Lieferengpässen und Teilemangel wird

Lieferengpässe machen die Suche nach Weihnachtsgeschenken schwer. Wir klären die wichtigsten Fragen rund um die Lieferschwierigkeiten.

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(Bild: Ollyy/Shutterstock.com)

Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Jonas Mahlmann
  • Anna Kalinowsky

Black Friday steht vor der Tür und Weihnachten ist nicht mehr fern – höchste Zeit, langsam an Weihnachtsgeschenke zu denken. Doch in diesem Jahr ist einiges anders: Lieferengpässe erschweren den Kauf von Spielzeug, Fahrrädern oder Elektronik und selbst manche Bücher sind nicht erhältlich. Was ist noch alles ausverkauft? Wie entstanden die Lieferschwierigkeiten? Und sind asiatische Online-Shops eine sinnvolle Alternative? In unserer FAQ geben wir Ihnen Antworten rund um die wichtigsten Fragen zum Thema Lieferengpässe und Weihnachtsgeschenke.

Warum kommt es zu Lieferengpässen?

Die Lieferengpässe haben vielseitige Ursachen. Einige der Probleme sind während der Corona-Pandemie zum ersten Mal verstärkt aufgetreten. Das liegt einerseits daran, dass Fabriken durch Lockdowns schließen mussten, andererseits brach der weltweite Konsum nicht so stark ein, wie viele Unternehmen erwartet hatten. Dadurch stieg die Nachfrage, gleichzeitig konnten Fabriken ihre Produktion nach den Lockdowns nicht schnell genug wieder hochfahren.

Probleme in der globalen Logistik verstärken diese Entwicklung: Die Pandemie sorgt an Häfen für Verzögerungen und die Sperrung des Suezkanals verzögerte Frachtrouten nachhaltig. Auch Container sind aktuell Mangelware. Selbst wenn Fabriken Produkte herstellen können, erreichen die Artikel ihr Ziel dadurch später als sonst.

Obwohl die Corona-Pandemie viele Lieferengpässe erst auf die Tagesordnung brachte, bahnten sich schon seit längerem Probleme an: Prominentes Beispiel ist der Mangel an Computerchips. Während der Pandemie stoppte zeitweise die Silizium-Förderung. Die Produktion lief dann nur schleppend wieder an. Hinzu kommt, dass nur eine Handvoll Unternehmen die aktuellen Chips herstellen können. Gleichzeitig ist die Zahl der Geräte, die einen fortschrittlichen Computerchip benötigen, in den letzten Jahren stetig gewachsen und hat so die Nachfrage in den Himmel getrieben.

Ähnlich komplexe Ursachen hat der Mangel an Holz und Papier. Durch Corona ist Altpapier Mangelware geworden; zudem zerstörten in Kanada Holzkäfer einen erheblichen Teil der Holzernte. Der weltweite Bauboom steigert den Holzbedarf seit Jahren immer weiter und der Online-Handel verbraucht mehr und mehr Papier und Pappe für Verpackungen.

Aber auch andere Rohstoffe sind knapp, unter anderem Eisen, Stahl oder Hartplastik. Eine Besserung der Lage ist für viele Produktkategorien bereits in Sicht. Der Papiermangel soll sich etwa Anfang nächsten Jahres wieder entspannen. Auch die Produktion in Asien und einige Probleme der Logistik verbessern sich wohl mit dem Auslaufen der Pandemie. Etwas länger wird die Stabilisierung bei den Computerchips dauern: Der Mangel löst sich nach aktuellen Schätzungen erst in zwei bis drei Jahren auf.

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Welche Produkte sind betroffen?

Die Liste der Produkte, die von den Lieferengpässen betroffen sind, ist lang. Wir stellen Ihnen im Folgenden eine (unvollständige) Reihe von Artikeln vor, die aktuell nur schwer zu haben sind.
Keine Sorge – nicht alle sind restlos ausverkauft. Grundsätzlich gilt: Je neuer ein Produkt, desto schwerer ist es erhältlich. Das neuste Fahrrad mag also ausverkauft sein, die Vorgängerversion finden Sie aber meist noch.

Produkt Grund des Lieferengpasses
Elektronik

- Spielekonsolen
- Smartphones
- Laptops
- WLAN-Router
- Haushaltsgeräte wie Sauger, Geschirrspül- oder Waschmaschinen
Chip-Mangel, gestiegene Nachfrage und Logistikprobleme
Spielzeug

- das meiste Spielzeug mit Computerchips, viele Produkte mit Holz und einige mit Hartplastik
Chip-, Holz- und Plastikmangel
Fahrräder Rohstoffmangel und Logistikprobleme
Bücher Holz- und Altpapiermangel
Kleidung

- Sneaker
- Sportkleidung und -zubehör
- Outdoorjacken und Wanderschuhe
Rohstoffmangel und Logistikprobleme
Musikinstrumente und Zubehör Holzmangel und Logistikprobleme
Schmuck und Uhren gestiegene Nachfrage und Logistikprobleme
Möbel Holzmangel
Autos Chip-Mangel, schleppend anlaufende Produktion und gestiegene Nachfrage
Produkte für pflegebedürftige Menschen Logistikprobleme
Günstiges Werkzeug und Baumaterialien aus Asien Logistikprobleme

Wann sollte ich bestellen?

Die kurze Antwort: So schnell wie möglich! Last-Minute-Einkäufe kurz vor Weihnachten sind besonders online ohnehin nicht zu empfehlen. Dann sind Lieferdienste meist überlastet und der Versand dauert im Schnitt zwei bis drei Tage länger.

Durch die Lieferengpässe sollten Sie dieses Jahr aber am besten noch früher bestellen. Der genaue Zeitpunkt ist abhängig vom Produkt. Fahrräder, Spielzeug und Elektronik – besonders Konsolen – sollten Sie so schnell wie möglich bestellen. Mehr Zeit können Sie sich bei Schmuck lassen; die Lieferengpässe sind hier nicht so gravierend.

Ähnlich sieht es bei Büchern aus. Die Verlage haben über das Jahr ihren Bücher-Bestand ausgebaut. Ist ein Buch vor Weihnachten aber ausverkauft, können es Druckereien aufgrund des Papiermangels spontan nicht mehr nachproduzieren.

Panikkäufe sind aber dennoch nicht notwendig. Bei spezifischen Artikeln kann es zwar immer mal wieder zu Lieferengpässen kommen, dass ganze Produktkategorien ausverkauft sind, wird aber wohl nur in den seltensten Fällen passieren. Auch wenn Sie einen spezifischen Wunsch damit nicht erfüllen können, ist ein ähnlicher Artikel fast immer noch verfügbar.


Wo kann ich aktuell noch Glück haben?

Gut verfügbar sind besonders Bücher. Auch digitale Geschenke wie Filme oder Computerspiele erhalten Sie natürlich ohne Probleme – dafür wird schließlich nichts neu produziert. Weitestgehend unbetroffen von Lieferengpässen sind auch Konzertkarten oder Gutscheine für Restaurant-Besuche, Urlaube oder Ähnliches.

Aber auch vermeintlich ausverkaufte Produkte können Sie online mitunter noch finden. Sehen Sie sich einfach bei verschiedenen Shops um, manchmal gibt es noch letzte Lagerbestände oder zurückgegebene Artikel. Achten Sie dabei aber auf das voraussichtliche Lieferdatum, damit der Artikel noch vor Weihnachten bei Ihnen eintrifft.

Auf Second-Hand-Plattformen wie Ebay, Vinted und Co. bekommen Sie ausverkaufte Produkte mit etwas Glück gebraucht. Das ist besonders bei Fahrrädern sehr sinnvoll. Häufig können Sie dadurch sogar etwas Geld sparen. Auch ein Blick in die Offline-Läden in Ihrer Nähe kann sich lohnen. Diese haben oft Lagerbestände, die noch nicht ausverkauft sind. Außerdem sparen Sie sich so die Versandkosten und das Risiko eines Paketversands kurz vor Weihnachten.


Was sollte ich beachten, wenn ich direkt im Ausland bestelle?

Ist ein Produkt bei den großen Online-Shops bereits ausverkauft, können Sie noch auf Online-Shops aus dem Ausland ausweichen. Die gefragtesten Alternativen stammen aus China. Dort finden Sie oft günstig angebotene Produkte, die in Europa nur teurer oder gar nicht erhältlich sind. Damit die Artikel bis Weihnachten bei Ihnen ankommen und Sie kein Sicherheitsrisiko eingehen, sollten Sie aber folgende Faktoren beachten:

  • Fälschungen vermeiden: Besonders günstige Angebote zu gefragten Produkten wie Smartphones oder Konsolen sind häufig Fälschungen. Die Nutzung des Produktes bereitet dann vermutlich ohnehin wenig Spaß, zusätzlich kann der Zoll den Artikel aber auch noch beschlagnahmen.

Tipp: Mehr Infos zu gefälschten Smartphones bei Online-Shops finden Sie in diesem Artikel.

  • No-Name-Produkte vermeiden: Produkte ohne Markenkennzeichnung funktionieren teilweise nicht nach europäischen Sicherheitsstandards. Dadurch können sie zur Gefahr für Sie, Ihr Kind oder Ihr Zuhause werden, zum Beispiel durch einen Stromschlag oder verschluckbare Kleinteile. Achten Sie beim Kauf unbedingt auf ein „CE“-Siegel.
  • Kauf: Der Kauf über asiatische Online-Shops funktioniert im Prinzip genau wie bei anderen Online-Shopping-Plattformen. Verkäufer bieten über die Plattform ihre Waren an, Sie bezahlen mit Kreditkarte, Sofort-Überweisung oder PayPal. Nutzen Sie, wenn möglich, PayPal, da der Dienst einen Käuferschutz bei fehlender oder mangelhafter Ware mitbringt.

Tipp: In diesem tipps+tricks-Beitrag erklären wir, wie PayPal funktioniert und wie Sie den PayPal-Käuferschutz nutzen können.

  • Versand und Zoll: Der Versand bei asiatischen Online-Shops ist oft kostenlos. Kommt ein Produkt aus Asien, kann der Transport aber vier oder mehr Wochen dauern. Bestellen Sie Weihnachtsgeschenke also so schnell wie möglich. Bei der Einfuhr nach Deutschland müssen Sie zudem mit zusätzlichen Gebühren rechnen. Seit Juli 2021 gibt es keine Zollfreigrenze für Warensendungen unter 22 € mehr. Das heißt, für praktisch alle diese Bestellungen muss eine Einfuhrsteuer von 19 % gezahlt werden. Ab 150 € Bestellwert kommen außerdem Zollgebühren auf Sie zu. Wie hoch diese ausfallen, können Sie mit dem Zollrechner der Stiftung Warentest berechnen. Überprüft der Zoll Ihr Paket, erhalten Sie einen Brief. Beachten Sie, dass Sie dann selbst zum Zollamt fahren oder die Deutsche Post gegen eine Servicegebühr mit der Abwicklung beauftragen müssen, damit das Paket bei Ihnen ankommt. Haben Sie (unabsichtlich) gefälschte Produkte bestellt, wird die Ware sogar vom Zoll beschlagnahmt.
  • Rückgabe und Reklamation: Rückgaben und Reklamationen sind gerade bei kleineren Händlern kompliziert, da der Support meist nur gebrochenes Englisch spricht. Asiatische Händler müssten defekte Produkte nach deutschem Recht eigentlich zurücknehmen – ob sie sich daran halten, ist aber leider oft unklar. Häufig lohnt sich der Aufwand einer Reklamation daher erst bei höheren Bestellwerten. Erzielen Sie mit einem Händler keine Einigung, können Sie sich an den Betreiber des Online-Shops wenden. Dieser ersetzt Ihnen bei Mängeln häufig den Kaufpreis im Rahmen eines Käuferschutzprogramms. Bei einer Bezahlung mit PayPal können Sie sich auch an dessen Käuferschutz-Support wenden.

Bestellen Sie bei einem ausländischen Online-Shop, sollten Sie also am besten etwas aufpassen. Die Bestellung kann sich aber trotzdem lohnen – besonders bei Produkten, die in Deutschland ausverkauft oder deutlich teurer sind.


Welche chinesischen Online-Shops gibt es?

Es gibt eine Vielzahl asiatischer Online-Shops. Bei kleineren Shops ist das Service-Level oft nicht akzeptabel. Damit Sie bei einer mangelhaften oder nicht zugestellten Bestellung nicht auf den Kosten sitzen bleiben, empfehlen wir Ihnen, einen der größeren Anbieter zu nutzen.

Der größte chinesische Online-Shop ist AliExpress.com. Haben Sie hier Probleme mit einem Produkt, müssen Sie dies erst mit dem jeweiligen Händler abstimmen. Kommen Sie mit diesem aber nicht zu einer Einigung oder erhalten Sie keine Rückmeldung, können Sie vom AliExpress-Käuferschutz Gebrauch machen. Die Plattform erstattet dann den Kaufpreis; gezahlte Einfuhrgebühren aber nicht.

Ähnlich groß ist Wish.com. Hier können Sie einen Artikel bei Nichtgefallen innerhalb von 14 Tage zurücksenden; Sie tragen allerdings die Rücksendekosten. Mangelhafte Produkte können Sie 30 Tage lang reklamieren und erhalten Ihr Geld zurück. Niedrige Kaufpreise erstattet wish häufig ohne Rücksendung des Artikels.

Beachten Sie aber auch bei diesen Online-Shops die anfallenden Zoll-Gebühren und Einfuhrbestimmungen.

(anka)