SpaceX: Triebwerksproduktion laut Musk ein "Desaster", Warnung vor Bankrott

Das US-Raumfahrtunternehmen setzt alles darauf, dass die Riesenrakete Starship bald regulär starten kann. Doch bei der Produktion stockt es, warnt der Chef.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 547 Kommentare lesen

Test eines Raptor-Triebwerks

(Bild: SpaceX)

Lesezeit: 3 Min.

SpaceX-Chef Elon Musk hat intern davor gewarnt, dass das Raumfahrtunternehmen in ernsten Schwierigkeiten steckt und sogar der Bankrott drohe, sollte die Produktion der Raketentriebwerke des Typs Raptor nicht rasch deutlich schneller klappen. Das geht aus einer E-Mail an die Angestellten hervor, die das US-Onlinemagazin The Verge veröffentlicht hat.

Musk spricht darin von einer "Krise", die erst nach dem Weggang mehrerer Führungskräfte deutlich geworden sei. Eigentlich habe er das Thanksgiving-Wochenende zum ersten Mal seit Langem nicht arbeiten wollen, aber stattdessen werde er sich den Schwierigkeiten widmen. Wer keine "kritischen Familienangelegenheiten" habe, solle es ihm gleich tun, um bei der Aufarbeitung des "Desasters" zu helfen.

Das Raketentriebwerk Raptor setzt auf flüssigen Treibstoff und ist die Basis des Starships, dessen Entwicklung SpaceX aktuell mit großer Geschwindigkeit vorantreibt. Es ist deutlich leistungsfähiger als die Merlin-Triebwerke, die in der Rakete Falcon 9 eingesetzt werden. Für ein einziges des riesigen Starships werden bis zu 39 Raptor benötigt – 33 für die erste Stufe Super Heavy und sechs für das Raumschiff selbst. Ein Starship-Prototyp soll nach aktuellen Plänen im Januar oder Februar zum ersten Mal den Orbit erreichen, im Jahresverlauf sollten eigentlich etwa ein Dutzend weitere Starts folgen. Nun warnt Musk aber, dass man den Bankrott riskiere, sollte ein Starship nicht mindestens alle zwei Wochen starten – also doppelt so oft. Schon 2023 sollen mit dem Starship eigentlich "richtige Nutzlasten" transportiert werden. Wie die bereits existierenden Triebwerke von SpaceX sollen auch die Raptor wiederverwendbar sein.

Dass die ambitionierten Pläne von SpaceX und Elon Musk primär an der Geschwindigkeit hängen, mit der sein Unternehmen die Raptor-Triebwerke herstellt, ist seit Längerem bekannt. Erst jetzt ist intern aber offenbar aufgefallen, dass es hier deutliche Defizite gibt. Das jedenfalls legt Musks Mail nahe. Sollte es dem Unternehmen nicht gelingen, schnell genügend "zuverlässige Raptor-Triebwerke herzustellen", könne das Starship nicht wie geplant gestartet werden, warnt Musk darin. Dann könne aber auch nicht die nächste Generation der Satelliten für das Internetprojekt Starlink ins All gebracht werden, ohne die das Projekt "finanziell schwach" sei. Version 2 der Starlink-Satelliten kann demnach nicht mit den Falcon 9 ins All geflogen werden. Außerdem werde man bald mehrere Millionen Nutzerantennen pro Jahr fertigstellen. Ohne die neuen Satelliten im All seien die Antennen, mit denen Starlink erst profitabel werden soll, aber nutzlos.

Wie groß die Probleme bei SpaceX tatsächlich sind, lässt sich aber aktuell nicht einschätzen. Auf Anfragen von US-Medien hat das Unternehmen nicht geantwortet. Auf Twitter hat Musk bereits eingeschränkt, dass ein Bankrott "unwahrscheinlich" sei. Aber sollte es zu einer globalen Rezession kommen, während SpaceX Milliarden mit Starlink und dem Starship verliere, dann sei eine Zahlungsunfähigkeit nicht unmöglich. Musk, der aktuell als reichster Mann der Welt gilt, hatte zuletzt mehrere Aktienpakete seines Elektroautounternehmens Tesla verkauft und damit mehrere Milliarden US-Dollar eingenommen.

(mho)