Facebook-Bedrohungsanalyse: koordinierte Kampagnen verschiedener Länder entfernt

Auf Facebook und Instagram versuchen verschiedene Gruppen immer wieder gezielt gegen unliebsame Nutzer vorzugehen. Meta hat Kampagnen entdeckt und entfernt.

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(Bild: TypoArt BS/Shutterstock.com)

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Meta/Facebook hat einen Bedrohungsbericht für November 2021 herausgegeben, der insbesondere "koordiniertes unauthentisches Verhalten", "Brigading" sowie massenhafte Nutzerkonten-Meldungen in den Blick genommen hat. Sechs international und auch national agierende Netzwerke sind dabei besonders aufgefallen.

Koordiniertes unauthentisches Verhalten (Coordinated Inauthentic Behavior, kurz CIB) wird zumeist staatlichen Kampagnen zugeordnet, um etwa Falschnachrichten über politische Gegnerinnen und Gegner zu streuen. Der Begriff "Brigading" umschreibt das Verhalten einer Gruppe, die gezielt Kommentare abwertet und Diskussionen mit einer Kommentarflut zu zerstören versucht. Die Bedrohung "massenhafte Nutzerkonten-Meldungen" (Mass-Reporting) umfasst ein Verhalten von gezielt agierenden Gruppen, die Personen in sozialen Netzwerken über Melde-Funktionen massenweise beschuldigen. Betroffene können auf diese Weise für eine lange Zeit aus ihren Nutzerkonten ausgesperrt werden. Brigading und Mass-Reporting wurden neu in den Bedrohungs-Katalog von Meta aufgenommen.

Wie Facebooks Mutterunternehmen Meta erklärt, konnten vier CIB-Operationen aus China, Palästina, Polen und Weißrussland in den vergangenen Monaten entdeckt und im November entfernt werden. Ein Netzwerk in Italien und Frankreich habe Brigading betrieben, und ein Netzwerk in Vietnam ist durch massenhafte Konten-Meldungen aufgefallen.

Das Netzwerk aus Italien und Frankreich habe versucht, medizinisches Personal, Journalistinnen und Journalisten und gewählte Amtsträger anzugreifen. Eine Anti-Impf-Verschwörungsbewegung namens V_V habe hinter den Aktionen gesteckt. Menschen dieser Gruppe hätten mit teils authentischen, teils mit doppelten und gefälschten Konten Nutzerpostings und Postings von Nachrichtenagenturen massenhaft kommentiert, um einzuschüchtern und Ansichten zu unterdrücken. Meta habe nicht alle Postings von V_V gesperrt, beobachte die Situation aber weiterhin.

In Vietnam war ein Netzwerk aufgefallen, um massenhaft Menschen mit dem Missbrauchsmeldetool von Facebook zu melden, damit deren Nutzerkonten automatisch gesperrt wurden. Dies betraf vor allem Menschen, welche die vietnamesische Regierung öffentlich wegen verschiedener Verstöße kritisierten. Das agierende Netzwerk wurde entfernt.

"Koordiniertes unauthentisches Verhalten" konnte Meta bei Netzwerken aus Palästina, Polen, Weißrussland und China feststellen. Deren Aktivitäten zielten auch auf internationale Nutzerkonten und wurden in mehreren Ländern gefunden.

Besonders die chinesische Kampagne sorgte für Aufsehen, weil über sie Falschnachrichten zur COVID-19-Ursachenforschung verbreitet werden sollten (PDF). So habe das Netzwerk versucht, die Information zu streuen, dass die USA auf die WHO Druck ausübten, um die Virusentstehung China in die Schuhe zu schieben. Dafür sei ein Schweizer Biologe mit dem Namen Wilson Edwards erfunden worden, dessen Profil und Aussagen von einem größeren Fake-Nutzer-Netzwerk unterstützt wurden. In diesem Zusammenhang wurden 524 Facebook-Konten, 20 Seiten, vier Gruppen und 86 Konten auf Instagram entfernt. Das Netzwerk soll von Menschen auf dem chinesischen Festland ausgegangen sein, darunter auch von Mitarbeitern von Sichuan Silence Information Technology, einem Informationssicherheitsunternehmen, und Personen, die mit staatlichen chinesischen Infrastrukturunternehmen auf der ganzen Welt verbunden sind.

Das von Palästina ausgehende Netzwerk wurde durch Meta der Hamas zugeordnet. Es zielte auf Menschen in Palästina, Ägypten und Israel ab. Um es aufzulösen, wurden 141 Facebook-Konten, 79 Seiten, 13 Gruppen und 21 Instagram-Konten entfernt.

Einem polnischen Netzwerk wurden 31 Facebook-Konten, vier Gruppen, zwei Facebook-Events und vier Instagram-Konten zugeordnet, die dann entfernt wurden. Sie sollen auf Weißrussland und den Irak abgezielt haben und der Abschreckung von Flüchtlingen gedient haben. Das Netzwerk sei aufgefallen, da Meta die sich entwickelnde Krise an der Grenze zwischen Weißrussland und der EU genauer untersucht habe.

Eine Kampagne aus Weißrussland zielte laut Meta auf Zielgruppen aus dem Nahen Osten und Europa ab und wandte sich wiederum gegen Polen. Es soll etwa Polen Gewalttaten gegen Flüchtlinge unterstellt haben. Hier wurden 41 Facebook-Konten, fünf Gruppen und vier Instagram-Konten entfernt. Die Kampagne wird mit dem weißrussischen KGB in Verbindung gebracht.

Meta teile seit dem Jahr 2018 Informationen und Daten zu seinen Untersuchungen mit unabhängigen Forscherinnen und Forschern, darunter sind etwa auch die Informationen zu mehr als 150 bereits bearbeiteten CIB-Vorfällen. Durch die Zusammenarbeit erhoffe man sich eine bessere Erkennungsrate von bösartigen Netzwerken auf den eigenen Plattformen. In den kommenden Monaten will das Unternehmen seine Daten noch mehr Forscherinnen und Forschern weltweit zugänglich machen.

(kbe)