Amazons AWS-Cloud fällt aus und die IT-Welt steht (nicht) still

Fällt US-EAST-1 aus, setzt es eine Rezession – befürchteten manche Ökonomen. So schlimm kam es nicht, aber in den USA zeigte sich nun die Abhängigkeit.

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Amazon AWS

(Bild: NicoElNino / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Von 9:37 bis 16:35 Uhr PST fielen am Dienstag zumindest Teile der AWS-Region US-EAST-1 der Amazon-Cloud aus. Je nach Standort des Betrachters zog diese fast sieben Stunden währende Störung unterschiedlich drastische Konsequenzen nach sich: Während in den USA teils nichts mehr zu funktionieren schien, war der Rest der IT-Welt weitaus weniger betroffen – zumindest beim Blick auf die großen Dienste.

Ganz vorne auf der Liste der Vermissten: Netflix, Disney+ und Amazon Prime. Das Videostreaming funktionierte laut mehreren Berichten zwar in den Staaten nicht mehr, in Europa aber durchaus noch. Deutlich gravierender jedoch scheinen in den USA die Auswirkungen auf Amazons eigenen Lieferdienst gewesen zu sein: Dieser setzt auf interne App wie Flex und A to Z, ohne die Lagerarbeiter und Boten sowie andere Angestellte nicht arbeiten können – und sich die Pakete stapelten. Auch andere Amazon-Angebote wie das Security-System Ring funktionierten nicht mehr.

Auch nach der offiziellen Behebung des Ausfalls ist nicht klar, wie viele Dienste welcher weiteren Anbieter wo und wie stark betroffen waren. Ferner ist es fraglich, dass sich die Tragweite der Störung einfach überblicken lassen wird: Amazon selbst machte erst nach ersten Berichten auf Foren wie Reddit und Hacker News im AWS Service Health Dashboard publik, dass mehrere Cloud-Dienste auf US-EAST-1 nicht durch APIs erreichbar wären. Nach drei Stunden stand fest: Grund hierfür seien "beeinträchtigte Netzwerkgeräte".

Inzwischen ist der Ausfall offiziell komplett behoben. Aber technische Details zu den Hintergründen fehlen noch.

(Bild: Screenshot AWS Service Health Dashboard)

Die Region US-EAST-1 ist so bedeutend, dass ernst zu nehmende Ökonomen bei einem mittellanger Ausfall gar eine Rezession befürchten. Betroffen waren definitiv EC2, Connect, DynamoDB, Glue, Athena, Timestream und Chime – unter anderem, wie Amazon selbst angibt. Und vor allem konnten sich weltweit Kunden nicht an der AWS-Konsole anmelden, denn deren globale Version hat ebenfalls hier ihre Heimat. Erst ein Ausweichen auf eine der regionalen Varianten half.

Abseits der Berichte wird unklar bleiben, wie viele unternehmensinterne Anwendungen ausfielen. Amazon ist nach Berichten mehrerer Marktforscher der mit Abstand größte Cloud-Provider, insbesondere im Bereich Infrastruktur. Entsprechend abhängig ist die IT in vielen Firmen hinter den Kulissen von diesem einen Anbieter – aber, wie sich jetzt entgegen der Bedeutung und Befürchtungen gezeigt hat, zumindest nicht global von einer Region.

Ungeachtet dessen reiht sich die Störung in die von Cloudflare 2020 und Facebook Mitte des Jahres ein: Vermehrt sorgen die zunehmende Verkettung der IT und die Macht einzelner Anbieter zu unerwartet großen Ausfällen. Ob Amazon zu den technischen Hintergründen einen über den kurzen und vagen Bericht auf dem AWS Service Health Dashboard hinausgehenden Artikel liefert, ist unklar – zumindest in der Vergangenheit hat der Anbieter jedoch in seinem Blog solche folgen lassen.

(fo)