Homeoffice: Vertrauen ist besser

Corona treibt Schreibtischarbeiter erneut ins Homeoffice. Die meisten Arbeitnehmer finden das positiv, aber viele Arbeitgeber fürchten den Kontrollverlust.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 18 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dorothee Wiegand

Damals, 2019, als Corona noch eine Biermarke war, hatten Arbeitnehmer und Arbeitgeber eine ähnliche Meinung zum Homeoffice: kann man mal machen, zum Beispiel wenn der Klempner kommt. Muss man aber nicht.

Dann kam die Pandemie und der Appell, wo immer möglich Heimarbeit zuzulassen. Und so schwappte hinter jeder Coronawelle eine kleine Homeoffice-Welle her. Bei Sozialwissenschaftlern löste das Neugier aus, bei vielen Arbeitnehmern Zustimmung und bei vielen Arbeitgebern offensichtlich vor allem ... Misstrauen.

Die Sozialwissenschaftler haben viele spannende Studien vorgelegt. Einen kleinen Einblick in diese Vielfalt bieten unsere Grafiken. So befragten Wissenschaftler der TU Darmstadt Beschäftigte zum Stress durch Hard- und Software fürs Teamwork auf Distanz. Je sicherer und stressärmer jemand im Homeoffice mit Webcam und Headset, MS Teams oder Slack umgeht, desto zufriedener und produktiver erlebt er diese Arbeit subjektiv, so die Erkenntnis. Dem steht das Ergebnis einer Studie aus Konstanz gegenüber: Nur 16 Prozent der Heimarbeiter erhielten für diese Werkzeuge eine Schulung.

Arbeitgeber fürchten um die Sicherheit der Firmendaten, das belegen andere Studien. Aber nur 66 Prozent der Unternehmen verwenden ein VPN und nur 38 Prozent verwalten Mobilgeräte per Mobile Device Management. Wer sich in die Studien vertieft, stolpert über jede Menge Widersprüche dieser Art.

Kaum war die dritte Coronawelle vorbei, beorderten viele Chefs ihre Mitarbeiter zurück in die Firma. Nur dort könne man so richtig kreativ sein, hieß es vielerorts als Begründung. Wo genau das Feuerwerk der kreativen Ideen stattfinden sollte, blieb unklar. In den zur Sperrzone erklärten Kaffeeküchen? In den Fahrstühlen, die weiterhin nur einzeln betreten werden durften?

Man wird den Verdacht nicht los, dass die Arbeitgeber vor allem eines fürchten: Kontrollverlust. Die vierte Coronawelle bietet Gelegenheit, diese Haltung zu überdenken. Es wäre schön, wenn skeptische Chefs dem Homeoffice beziehungsweise dem mobilen Arbeiten eine echte Chance geben würden.

Dorothee Wiegand

c't Ausgabe 1/2022

In c’t 1/2022 sind wir auf vier Rädern unterwegs. Moderne Autos sammeln Daten über Insassen und Umwelt, die Begehrlichkeiten wecken. Bleibt da noch eine Chance auf Privatsphäre? Außerdem widmen wir uns Open-Source-Hardware, die sich dank guter Dokumentation akkurat nachbauen lässt – vom Lastenrad bis zum Notebook. Ausgabe 1/2022 finden Sie ab dem 17. Dezember im Heise-Shop und am gut sortierten Zeitschriftenkiosk.

(dwi)