United Linux: Offen für alle

Die CEOs von Caldera, Conectiva, SuSE und TurboLinux haben weitere Details der United-Linux-Initiative preisgegeben.

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Von
  • Oliver Diedrich

Jetzt ist die Katze endgültig aus dem Sack: In einer Telefonkonferenz mit Industriepartnern, darunter Computer Associates, Hewlett-Packard und IBM, haben die CEOs von Caldera, Conectiva, SuSE und TurboLinux weitere Details der United-Linux-Initiative preisgegeben. Wichtig war den Beteiligten offenbar, den Eindruck auszuräumen, United Linux sei gegen Red Hat gerichtet: Die Initiative stehe allen Linux-Distributoren und anderen Unternehmen offen, die sich für Linux engagieren. So habe man Red Hat bereits zur Teilnahme aufgefordert und auch schon mit Unternehmen wie Sun gesprochen. Um United Linux möglichst schnell auf den Weg zu bringen, habe man sich allerdings in der Planungsphase auf vier Unternehmen beschränkt.

Die beteiligten Firmen versprechen sich Vorteile in verschiedener Hinsicht. Zum einen könne man durch die gemeinsame Arbeit an einer Code-Basis Entwicklungsressourcen und damit Geld sparen. Zum anderen schaffe man mit United Linux eine gemeinsame Basis für Hardware- und Software-Zertifizierungen, was Firmen wie Computer Associates oder IBM natürlich begrüßen. SuSE und Conectiva sehen United Linux zudem als Chance, in Märkte vorzustoßen, wo diese Unternehmen bislang nicht präsent sind; TurboLinux will sich weiterhin auf den asiatisch-pazifischen Raum konzentrieren. Die Zusammenarbeit wird sich dabei weit gehend auf die Arbeit an der Distribution beschränken: Ihre Geschäfte wollen die Unternehmen weiterhin unabhängig voneinander betreiben. Wie Gerhard Burtscher von SuSE erläutert, profitieren die Firmen vor allem davon, potenziellen Kunden ein Produkt anbieten zu können, das weltweit erhältlich ist.

SuSE spielt bei United Linux eine herausgehobene Rolle: Der deutsche Linux-Distributor übernimmt im Entwicklungsprozess die Rolle des Integrators; ein Großteil der Entwicklung soll in Nürnberg stattfinden. Hilfreich dürften dabei die ehemaligen Caldera-Entwickler sein, die jetzt bei SuSE ein neues Zuhause gefunden haben. Die Version 1 von United Linux wird zu großen Teilen auf dem SuSE Enterprise Server basieren, wobei Know-how der anderen Partner einfließt. So verfügt Conectiva über Erfahrungen im Bereich Hochverfügbarkeit; TurboLinux kann die Lokalisierung für den asiatischen Sprachraum einbringen.

Die Distributoren wollen United Linux unter ihren eigenen Marken, aber mit einem "Powered by United Linux"-Logo und aufgewertet durch Add-ons anbieten. Dabei richtet sich United Linux ausschließlich an Unternehmenskunden und zielt klar auf den Servereinsatz: Eine Workstation-Version von United Linux ist zurzeit nicht geplant. SuSE und Conectiva werden ihre Endkundenversionen unabhängig von United Linux weiterentwickeln. Auch bei der unterstützten Hardware bemerkt man die Ausrichtung auf Business-Kunden und Server: United Linux wird bereits mit dem ersten Release Ende des Jahres auf x86-32, allen IBM-Plattformen sowie den 64-Bit-Prozessoren von Intel und AMD laufen.

Die gemeinsame Distribution soll vollständig LSB-kompatibel sein, jedoch deutlich mehr umfassen, als der Linux Standard Base vorschreibt. Tatsächlich war das langsame Voranschreiten der LSB-Bemühungen mit ein Grund, warum die beteiligten Distributoren, aber auch Firmen wie IBM oder HP United Linux für notwendig halten, um für Software- und Hardware-Anbieter eine ausreichend standardisierte Umgebung zu schaffen. So wird United Linux bei allen Anbietern denselben Kernel haben, installiert wird mit Yast2, es wird einen Standard-Desktop -- KDE und Gnome gehören fest zum Softwareumfang -- sowie überall gleiche "grundlegende Administrationswerkzeuge" geben. Desktopanwendungen sind ausdrücklich nicht vorgesehen.

Die Quelltexte von United Linux werden frei verfügbar sein, nicht jedoch die Binaries der Distributoren. Die Entwicklung soll mit Unterstützung der Open-Source-Community erfolgen: Ein noch einzurichtendes "technical advisory commitee" wird Feedback von Anwendern und Entwicklern sammeln und in das gemeinsame Linux einfließen lassen. (odi)