Weltraumteleskop James Webb: Treibstoff reicht sogar für 20 Jahre Forschung

Die Liste der Erfolge seit dem verspäteten Start des Weltraumteleskops reißt nicht ab. Nun ist klar, dass bei dem Start noch mehr Treibstoff gespart wurde.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 212 Kommentare lesen

Stolz im Space Telescope Science Institute nach dem erfolgreichen Aufbau des Weltraumteleskops.

(Bild: NASA/Bill Ingalls)

Lesezeit: 3 Min.

Beim Bilderbuchstart des Weltraumteleskops James Webb an Bord einer Ariane 5 wurde so viel Treibstoff gespart, dass das Instrument 20 Jahre einsatzbereit sein dürfte. Das haben die verantwortlichen Ingenieure und Ingenieurinnen ermittelt, wie Mike Menzel von der NASA nun mitteilte. Das wäre doppelt so viel wie die vorgesehene Einsatzbereitschaft von 10 Jahren, die angepeilt worden war – geplant war eine Missionsdauer von 5 bis 10 Jahren.

An seinem Arbeitsort am Lagrange-Punkt L2 in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde kann das Teleskop mit gegenwärtigen Mitteln nicht aufgetankt werden, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass dies in Zukunft möglich sein wird.

Das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) war am 25. Dezember 2021 von Kourou in Französisch-Guayana gestartet worden und fliegt seitdem zu seinem Einsatzort, der viermal so weit von der Erde entfernt ist wie der Mond. Inzwischen hat es den nervenaufreibenden Prozess des Auseinanderfaltens aller Komponenten erfolgreich abgeschlossen. Dazu gehören der riesige Sonnenschutzschild, der das Weltraumteleskop vor der Infrarotstrahlung von Sonne, Erde und Mond schützt, aber auch die verschiedenen Spiegel. Bis es seine wissenschaftliche Arbeit im Sommer aufnehmen kann, muss es unter anderem noch auf die dafür nötigen 40 Kelvin (minus 233 Grad Celsius) abkühlen. Die Erwartungen an den Hubble-Nachfolger sind gigantisch.

Angesichts der neuen Aussage zur erwarteten Einsatzbereitschaft des Weltraumteleskops, wird auch das Lob an Arianespace noch einmal lauter. Schon kurz nach dem Start hatte der Konzernchef Stéphane Israël stolz öffentlich gemacht, wie nah die erreichten Werte am Optimum lagen. Wie stark das Weltraumteleskop davon profitiert hat, wurde aber erst langsam deutlich. Anfangs hieß es, dass das Teleskop "signifikant länger" als 10 Jahre Forschung werde betreiben können. Nun ist bereits die Rede von 20 Jahren.

ArsTechnica zitiert jetzt Rüdiger Albat von Arianespace, der erläutert, wie beim Bau der Rakete für das JWST noch einmal extra genau geprüft wurde. Außerdem seien unter den Komponenten immer die besten ausgewählt worden, um wirklich die allerbeste Performance zu erreichen. Das ist offensichtlich gelungen.

Während die aufregendsten Tage nach dem Start mit dem Ausklappen des Hauptspiegels zu Ende gegangen sind, folgen nun deutlich langsamere Prozeduren zur Vorbereitung der wissenschaftlichen Arbeit. Das erklärte Alexandra Lockwood vom Space Telescope Science Institute. Dabei werde es hauptsächlich darum gehen, den Haupt- und den Sekundärspiegel in ihre endgültige Position zu bringen, das gilt dann auch für die wissenschaftlichen Instrumente. Die müssen dann noch kalibriert werden, erläuterte sie. Während der ganzen Zeit, wird das Weltraumteleskop immer weiter abkühlen, um schließlich seine Betriebstemperatur zu erreichen. Angesichts der bereits erreichten Erfolge beim Aufbau des Teleskops könnten Worte aber nicht beschreiben, welchen Stolz und welche Aufregung man verspüre.

(mho)