Verbände für Selbstregulierung bei Jugendschutz im Internet

Der IT-Branchenverband Bitkom und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnen vor einer übereilten Verabschiedung verschärfter Regelungen zum Jugendschutz.

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Von
  • Holger Dambeck

Der IT-Branchenverband Bitkom und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnen vor einer übereilten Verabschiedung verschärfter Regelungen zum Jugendschutz. Sie begrüßten die Neuregelungen in einem Jugendmedienstaatsvertrag und einem Jugendschutzgesetz des Bundes, die das Bundeskabinett als Reaktion auf den Amoklauf im Erfurter Gutenberg-Gymnasium beschlossen hatte, verlangten jedoch Änderungen. "Neue Technologien und die verantwortliche Selbstregulierung der Internet-Wirtschaft schützen Jugendliche wirksamer als Verbote und Auflagen", sagte Bernhard Rohleder, Vorsitzender der Bitkom-Geschäftsführung auf dem Workshop "Neuer Jugendschutz und neue Medien" heute in Berlin.

"Die plötzliche gesetzgeberische Eile tut der Sache keinesfalls gut. Diese wichtigen Gesetze sollten nicht mit der heißen Nadel gestrickt werden", betonte Rohleder. Staatliche Regulierung müsse dort zurücktreten, wo Selbstkontrolle und technische Maßnahmen wirksam schützen könnten.

Rohleder sagte weiter, Regulierung müsse, um wirklich wirksam zu sein, möglichst auf weltweiter, zumindest jedoch auf europäischer Ebene ansetzen. Dabei solle die viel effektivere Selbstregulierung der Wirtschaft in Form von unabhängigen Einrichtungen einer freiwilligen Selbstkontrolle Vorrang vor staatlichen Verboten haben. Technische Filter für das Internet oder Vorsperren für das digitale Fernsehen eigneten sich besonders für den Schutz von Jugendlichen. Viel versprechend sei die Lösung der International Content Rating Association (ICRA). Die Filterlösung von ICRA ist seit mehr als einem Jahr auch deutschsprachig verfügbar und wird von auch von den Branchengrößen wie AOL, MSN und Yahoo unterstützt.

Der Branchenverband Bitkom forderte außerdem Bildungsangebote für Eltern und Lehrer, damit diese überhaupt in der Lage sind, von der Wirtschaft angebotene Schutzmechanismen einzusetzen. Genau hier liege nämlich das Problem: Kinder wüssten über das Internet und die Technik dahinter meist viel mehr als ihre Eltern. (hod)