Infineon will Weltmarktanteil verdoppeln
Der Halbleiterhersteller will hoch hinaus, rechnet aber nicht mit einem baldigen Ende der IT-Flaute.
Der Halbleiterhersteller Infineon will gestärkt aus der Branchenkrise hervorgehen und seinen Weltmarktanteil in den kommenden fünf Jahren verdoppeln. Allerdings glaubt CEO Ulrich Schumacher nicht an ein baldiges Ende der Flaute: "Ich habe nicht den Mut, im nächsten Jahr einen riesigen Aufschwung zu sehen." Infineon wolle angesichts des anhaltenden Preisdrucks bei vielen Produkten unter anderem das profitablere Geschäft mit Systemlösungen stark ausbauen. Ein weiterer Stellenabbau ist derzeit nicht geplant. Sollte die Weltwirtschaft weiter nach unten kippen, sei dies aber nicht ausgeschlossen.
Die Chipbranche erlebt derzeit ihre schwerste Krise. "Sie dauert auch deutlich länger als alles, was bisher da war", meint Schumacher. Für die nächsten zwei Quartale sei keine Besserung in Sicht. In der Flaute ließen sich aber Verbesserungen intern oft einfacher durchsetzen. Nach dem Sparprogramm "Impact", mit dem Schumacher nach eigenen Angaben die Kosten um mehr als 2 Milliarden Euro drückte, sollen nun die Geschäftsabläufe weiter optimiert werden. Davon verspricht er sich nochmals Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe.
Im Rahmen des neu vorgestellten Fünf-Jahres-Plans "Agenda 5-to1" will Infineon bis 2007 zu den vier größten Halbleiterherstellern der Welt gehören. Derzeit sieht sich das Unternehmen mit einem Marktanteil von drei Prozent auf Rang sechs. Bei der Profitabilität will Infineon in allen Geschäftsbereichen sogar zu den zwei besten Anbietern gehören.
In den kommenden fünf Jahren will Infineon laut Mitteilung besonderes Augenmerk auf "Technology Lifestyle Solutions" legen. Lösungen, die das Leben komfortabler machen sollen, erwartet das Unternehmen in den Bereichen Gesundheit, zum Beispiel bei der Überwachung von Körperfunktionen; mobile Kommunikation, durch die die Menschen an allen Orten Zugang zu Informationen haben sollen; Sicherheit, wie zum Beispiel durch biometrische Verfahren und bei Wearables. In diesen Lösungsansätzen, die laut Schumacher ohne die Halbleiterhersteller nicht durchführbar seien, sieht er hohe Wachstumspotenziale.
Der Infineon-Aktienkurs ist zuletzt drastisch gesunken. Am Freitag stieg er leicht auf 7,70 Euro. Im Frühjahr kostete die Aktie noch 29 Euro. Schumacher sieht das Unternehmen aber nicht als Übernahmekandidaten. Schließlich hätten die Konkurrenten ebenso an Wert eingebüßt. Seinerseits plant Schumacher eher Technologie-Partnerschaften, denn größere Akquisitionen. Diese kosteten wegen der schwierigen Integration nur Zeit.
In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres, das am 30. September endet, erzielte die Infineon Technologies AG einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 850 Millionen Euro. Eine Prognose für das laufende Quartal wollte Schumacher nicht abgeben. Er sagte aber, die Preise für Speicherchips hätten sich zuletzt schwach entwickelt und lägen noch immer unter den Herstellungskosten. (anw)