Erster Güterzug mit Digitaler Automatischer Kupplung rollt

Die "Digitale Automatische Kupplung" ist ein wichtiger Teil der Strategie der Bahn, den Güterverkehr zu verbessern. Nun fährt ein erster Zug mit der Technik.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 294 Kommentare lesen

Die Digitale Automatische Kupplung soll den Schienengüterverkehr effizienter machen.

(Bild: Deutsche Bahn)

Lesezeit: 3 Min.

Seit mehr als einhundert Jahren werden im Schienengüterverkehr fast ausschließlich Schraubenkupplungen verwendet, die Menschen bedienen müssen. Das soll sich durch die Digitale Automatische Kupplung (DAK) ändern. Seit dieser Woche ist der erste Güterzug mit DAK für mehrere Monate in Deutschland und Nachbarländern testweise unterwegs.

Bisher müssen Bahn-Mitarbeiter einen 20 kg schweren Bügel auf den Haken des nächsten Wagens legen, um diese miteinander zu verbinden. Die Kupplung wird dann durch Drehen an einem Schraubgewinde hinter dem Bügel gespannt. Eine DAK erledigt dies automatisch, ohne Handarbeit stellt sie eine mechanische Verbindung zwischen den Wagen her und kuppelt die Luftleitung für die Bremse. Die DAK ermögliche eine stabile Stromversorgung und Datenleitungen für die Güterwagen und schaffe die Voraussetzungen für weitere Automatisierungen wie zum Beispiel der Bremsprobe, erläutert die Deutsche Bahn.

Mit der DAK würden schnellere, automatisierte Rangierabläufe möglich. Dadurch könne die Kapazität von Umschlagbahnhöfen wesentlich gesteigert werden, heißt es in einer Mitteilung der Bahn. Güterzüge können mit der neuen Kupplungstechnik länger und schwerer werden und mit höherem Tempo als bisher rollen. Dadurch könnten sie im Schienenverkehr besser "mitschwimmen", die Kapazität des Schienennetzes werde erhöht.

DB Cargo fertigt nach eigenen Angaben jährlich auf den Rangierbahnhöfen mehr als fünf Millionen Güterwagen ab. Dafür werden Güterzüge in einzelne Wagen aufgelöst und wieder zu neuen Zügen zusammengestellt. Mitarbeiter hängen nicht nur Kupplungen per Hand ein und aus, sie prüfen auch die Bremsen und den Zustand der Wagen. Im Durchschnitt laufen sie in jeder Schicht rund 7,5 km.

Auf dem Testfeld für die Digitalisierung am Rangierbahnhof München-Nord erprobt die Bahn eine automatisierte Güterwagendiagnose mit Künstlicher Intelligenz. Dafür durchfahren die Wagen eine Kamerabrücke, die von allen Seiten Bilder der einzelnen Wagen aufnimmt. Normalerweise kontrollieren Mitarbeiter an jeder Achse, ob die Bremsklötze tatsächlich anliegen und sich wieder lösen. Je nach Länge des Güterzugs kann dieser Kontrollgang bis zu 50 Minuten dauern. Pro Jahr sind das rund 1,2 Millionen Bremsproben. Das soll künftig aus der Ferne und schneller passieren, indem Sensoren im Güterwagen die Funktion der Bremsen prüfen und das Ergebnis digital übermitteln.

Erprobt wird auch eine Abdrücklokomotive, das ist eine Rangier- und Verschiebelokomotive, die Güterwagen zu Güterzügen zusammenstellt. Künftig will DB Cargo die Lokomotiven mit Sensortechnik ausstatten, die die Gleise und das Umfeld überwacht, sowie mit Leit- und Steuerungstechnik.

Das Forschungsprojekt für die Erprobung der DAK wird vom Bundesverkehrsministerium mit rund 13 Millionen Euro finanziert. Deutschlandweit werden verschiedene Prototypen einer DAK erprobt, neben DB Cargo sind fünf weitere Unternehmen beteiligt.

(anw)