Deutsche Bahn testet ihren ersten Batteriezug mit Passagieren

Von Alstom stammt ein Zug mit Batterien auf dem Dach, der für Strecken ohne Oberleitung gedacht ist. Die Deutsche Bahn will ihn ab Montag testen.

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Ab Montag fährt der Batteriezug mit Passagieren in Baden-Württemberg, ab dem 5. Februar in Bayern.

(Bild: Alstom / Lars Sänger)

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Die Deutsche Bahn will einen batteriebetriebenen Regionalzug im Fahrgastbetrieb testweise einsetzen. Der von Alstom gebaute Zug soll ab kommenden Montag werktags auf der knapp 70 km langen Strecke Stuttgart – Horb fahren, ab dem 5. Februar am Wochenende auch die 17 km zwischen Pleinfeld und Gunzenhausen im Fränkischen Seenland. Während des für vier Monate geplanten Tests will Alstom Daten für die weitere Entwicklung gewinnen; DB Regio erhofft sich technische und betriebliche Erkenntnisse im Umgang mit der Antriebstechnik.

In Deutschland werden insgesamt 450 Linien bislang ausschließlich mit Dieselzügen befahren. "Auf Strecken, an denen der Bau einer Oberleitung schwierig und damit zu teuer ist oder erst in Zukunft realisiert werden kann, werden nach und nach Batterie- oder Wasserstoffzüge zum Einsatz kommen und den bisherigen Dieselbetrieb ersetzen", erläutert der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann.

Während Alstoms Wasserstoffzüge, wie sie in Niedersachsen eingesetzt werden, für Langstrecken optimiert sind, eignen sich Alstoms Batterietriebzüge für kurze Linien oder Strecken mit nicht-elektrifizierten Abschnitten. Die beiden Linien wurden ausgewählt, um eine möglichst hohe Laufleistung des Zuges zu ermöglichen, verschiedene Streckenprofile sowie unterschiedliche Batterieaufladeszenarien zu testen.

Auf der Strecke Stuttgart – Horb in Baden-Württemberg können die Batterien auf dem Dach des Zugs während der Fahrt an Oberleitungen aufgeladen werden, auf der bayerischen Strecke nur an den elektrifizierten Ziel- und Startbahnhöfen, da die Strecke dazwischen nicht elektrifiziert ist. Dabei kooperiert die Deutsche Bahn der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) und der Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG).

Alstom entwickelt den batterieelektrischen Zug seit 2016 zusammen mit der TU Berlin. Die Battery Electric Multiple Unit (BEMU) genannte Technik soll künftig auf Alstoms Zug-Plattform Coradia eingesetzt werden, heißt es in einer Mitteilung. Auf dieser basiert auch der Brennstoffzellenzug, der als erster seiner Art seit vorigem Jahr im Südwesten Deutschlands im Regelbetrieb ist.

Der Verkehrsverbund Mittelsachsen hat bei Alstom eine Batterievariante des Coradia bestellt, um damit ab 2023 die nichtelektrifizierte Strecke zwischen Chemnitz und Leipzig zu überbrücken. Es ist die erste Bestellung für diese Zugart aus Deutschland, gebaut wird er in Salzgitter. Der Coradia Continental BEMU hat eine Reichweite von bis zu 120 km. Die dreiteiligen Züge sollen 56 m lang werden und mit 150 Sitzen ausgerüstet sein. Im Batteriemodus sollen sie maximal 160 km/h fahren können.

(anw)