#tbt: Als Fingerabdrücke die Forensik begründeten

Vor 130 Jahren legte ein Buch über Fingerabdrücke den Grundstein für die Forensik – und löste einen Streit aus, wer die Einzigartigkeit zuerst entdeckt hatte.

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(Bild: HQuality/Shutterstock.com)

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Von
  • Lisa Scanlon

Gesichtserkennung, Iris-Scanning und DNA-Analysen sind heute Technologien, um auf die Identität von Personen zu schließen. Doch Fingerabdruck-Karteien, wohl die ersten biometrischen Datenbanken, sind bereits mehr als hundert Jahre alt.

Die Idee, Fingerabdrücke zur Identifizierung einzusetzen, führte damals zu einem bitteren Streit zwischen zwei Männern, die beide für sich beanspruchten, das Verfahren erfunden zu haben. In den 1870er Jahren stieß Henry Faulds, ein schottischer Missionar in Japan, auf einen antiken Topf mit den Fingerabdrücken von dessen Schöpfer. Die Entdeckung inspirierte ihn, Fingerabdrücke zu erforschen. 1880 publizierte Faulds einen Brief in der Fachzeitschrift "Nature", in dem er anmerkte: "Wenn blutige Fingerabdrücke oder Eindrücke auf Ton, Glas et cetera existieren, könnten sie zu der wissenschaftlichen Identifikation von Kriminellen führen."

#tbt – Throwback Thursday

(Bild: 

Djim Loic / Unsplash

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Am letzten Donnerstag im Monat drehen wir die Zeit zurück und schauen auf spannende Ereignisse, verhängnisvolle Zufälle und pfiffige Menschen mit wegweisenden Ideen.

Im folgenden Monat publizierte Nature eine Antwort von William Herschel, einem britischen Beamten in Indien. Herschel hatte Fingerabdrücke seit den 1860ern gesammelt und vermutete, dass der Fingerabdruck jeder Person einzigartig ist – doch er hatte niemals das Potenzial der Abdrücke für forensische Zwecke untersucht.

Keinem der beiden Artikel wurde viel Aufmerksamkeit zuteil – bis 1892, als Francis Galton, Charles Darwins Cousin, das Buch "Finger Prints" publizierte. Galton fand heraus, dass Fingerabdrücke tatsächlich einzigartig sind und sich zu Lebzeiten eines Menschen nicht verändern. Er empfahl deshalb ein Klassifizierrungssystem. 1901 gründete Scotland Yard sein Fingerprint Bureau, basierend auf Galtons System.

Obwohl Faulds dem Scotland Yard Jahre zuvor ein ähnliches System vorgeschlagen hatte, beanspruchten Galton und Herschel die Innovation für sich. Wütend zettelte Faulds eine öffentliche Brief-Schlacht mit Herschel an, die bis zum Tod seines Rivalen im Jahr 1917 andauerte. Gleichgültig, wer als erster Fingerabdrücke als forensisches Werkzeug sah, die Methode setzte sich durch. Im Jahr 1902 wurden Fingerabdrücke erstmals als Beweismittel von einem britischen Gericht zugelassen, um einen Einbrecher zu identifizieren, der einige Billardbälle geklaut hatte.

Auch wenn Fingerabdruck-Erfassung an die Ära von Sherlock Holmes erinnert, in der sie erfunden wurde – neue Werkzeuge haben das Verfahren inzwischen ins digitale Zeitalter überführt. Heute enthält das Fingerabdruck-System des FBI die Fingerabdrücke von mehr als 100 Millionen Menschen. Die Abdrücke eines Verdächtigen können innerhalb von zwei Stunden identifiziert werden.

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(jle)