See unter dem Südpol des Mars? "Spektakulärer Fund" bestätigt und widerlegt

Zwei Studien zum angeblichen Fund eines Sees unter der Oberfläche des Mars kommen zu zwei unterschiedlichen Ergebnissen. Ob es ihn gibt, bleibt unklar.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 34 Kommentare lesen

Bis wann gab es auf dem Mars flüssiges Wasser – und was ist davon übrig?

(Bild: NASA/JPL/MSSS)

Lesezeit: 3 Min.

Ob unter dem Eis des Mars tatsächlich flüssiges Wasser existiert, bleibt umstritten. Zwei parallel veröffentlichte wissenschaftliche Studien kommen zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Während eine Gruppe um Elisabetta Mattei von der Universität Rom III meint, dass die Signale tatsächlich auf Salzwasser hindeuten, hat ein Team um Cyril Grima von der Universität Texas ermittelt, dass Vulkangestein unter Eis genau die Daten erklären könnte.

Die Studien sind fast parallel in wissenschaftlichen Fachmagazinen veröffentlicht worden. Derweil erklären zwei Forscherinnen aus den USA, dass flüssiges Wasser noch viel später über den Mars geflossen ist als gedacht. Noch vor 2,3 Milliarden Jahren könnte es dort Seen gegeben haben, haben sie ermittelt.

Die Frage nach Wasser auf dem Mars gehört zu den wichtigsten der aktuellen Planetenforschung, angetrieben durch die vielen Sonden und Rover, die vor Ort jede Menge Daten sammeln. Dass es auf der Oberfläche des Roten Planeten einst flüssiges Wasser gab, gilt zwar als ziemlich sicher, aber selbst an diesbezüglichen Studien werden immer wieder Zweifel geäußert. Doch spätestens nach einem vermeintlich spektakulären Fund aus dem Jahr 2018 kam die Frage hinzu, ob es unter der Oberfläche auch aktuell noch Wasservorkommen gibt. Vom ESA-Orbiter Mars Express gesammelte Radardaten waren damals als Beweis für einen See gewertet worden, der rund 20 Kilometer breit ist und 1,5 Kilometer unter dem Eis am Südpol des Mars liegt.

Wie die Gruppe um Mattei nun in den Earth and Planetary Science Letters schreibt, hat sie die Eigenschaften von mit Eis vermischtem Salzwasser bei Temperaturen von bis zu Minus 100 Grad Celsius analysiert. Auch bei solch tiefen Temperaturen kann es demnach flüssiges Wasser geben, die Messungen seien also richtig interpretiert worden. Zwar könnte Leben, wie wir es von der Erde kennen, dort nicht existieren, aber wer wisse schon, "welchen Weg außerirdisches Leben genommen hat". Zu einer anderen Erklärung für die Radardaten kommt das Team um Grima. Tief im Boden liegendes vulkanisches Gestein habe in Simulationen genau die gleichen Signale an den gleichen Orten bewirkt, wenn man eine planetenumspannende Eisschicht unter der Oberfläche annehme. Dann würde es auf dem Mars keinen See unter der Oberfläche geben, alles Wasser wäre gefroren, schreiben sie in den Gephysical Research Letters.

Ellen Leask und Bethany Ehlmann vom California Institute of Technology haben derweil ihre Forschungsarbeit im Fachmagazin AGU Advances veröffentlicht. Sie haben anhand von Spuren von Natriumchlorid (Kochsalz) auf dem Mars berechnet, wann es dort in günstigen Regionen zuletzt flüssiges Wasser gegeben hat. Die Daten gesammelt hat der Mars Reconnaissance Orbiter der NASA. Bis vor 2,3 Milliarden Jahren könnte es in einigen flachen Senken Seen gegeben haben, meinen sie. Als es verschwand, hat es das Salz hinterlassen. Das wäre etwa 700 Millionen Jahre später, als angenommen und könnte Einfluss auf künftige Missionen zum Mars haben. In einigen Gebieten habe es noch flüssiges Wasser gegeben, als die Region, in der der Rover Perseverance nach Spuren von möglichem Leben sucht, schon eine Milliarde Jahre lang ausgetrocknet war.

(mho)