Studie: Tumorrisiko bei Kindern durch Mobilfunk nicht erhöht

Kinder und Jugendliche, die häufig und lange Mobil- beziehungsweise DECT-Telefone benutzen, haben kein erhöhtes Risiko, an einem Hirntumor zu erkranken.

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(Bild: iPreech Studio/Shutterstock.com)

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Die Benutzung von Mobiltelefonen beziehungsweise schnurlosen Telefonen erhöht das Risiko von Kindern und Jugendlichen nicht, an einem Hirntumor zu erkranken. Das ist das zentrale Ergebnis der bisher größten Studien ihrer Art zu möglichen Zusammenhängen zwischen Mobilfunknutzung und Hirntumorerkrankungen in dieser Altersgruppe: Verglichen wurde das Nutzungsverhalten von fast 900 Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 24 Jahren, bei denen ein Hirntumor festgestellt wurde, mit 1900 ohne Hirntumorerkrankung, erläutert das Bundesamt für Strahlenschutz. Die Analyse untermauere den "den aktuellen wissenschaftlichen Stand, dass es keine belastbaren wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass Strahlung von Mobiltelefonen das Hirntumorrisiko erhöht".

Für die jetzt im Fachmagazin Environment International publizierte Studie wurden zwischen 2010 und 2015 in neurologischen oder neurochirurgischen Abteilungen in Krankenhäusern in Australien, Österreich, Kanada, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Indien, Israel, Italien, Japan, Korea, Niederlande, Neuseeland und Spanien Teilnehmer:innen gefunden. Für die Kontrollgruppe haben sie in den Krankenhäusern ebenfalls Kinder und Jugendliche rekrutiert, die nicht wegen eines Tumors dort waren. Bei allen wurde in persönlichen, fragebogenbasierten Interviews ermittelt, wie lange und häufig Mobil- beziehungsweise DECT-Telefone genutzt wurden. Die so ermittelten Daten wurden mithilfe einer App zur Smartphone-Nutzung kontrolliert, für etwa ein Viertel der jungen Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden darüber hinaus bei Mobilfunkanbietern Daten zur Kontrolle abgefragt.

Ermittelt haben die Forscher und Forscherinnen um Gemma Castaño von der Universität Pompeu Fabra in Barcelona nicht nur kein erhöhtes Tumorrisiko bei häufigerer und intensiverer Nutzung, sondern sogar das Gegenteil. Mit zunehmender Intensität und Nutzungsdauer habe sich primär bei der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen sogar ein tendenziell sinkendes Erkrankungsrisiko gezeigt. Da es jedoch keinen Grund gibt, einen irgendwie gearteten schützenden Effekt von Mobilfunknutzung anzunehmen, könnte das auf eine methodische Verzerrung zurückzuführen sein. Angaben zur Mobilfunknutzung seien etwa teilweise von den Eltern gemacht worden. Auch könnte sich das Nutzungsverhalten aufgrund erster Symptome schon vor der Diagnose eines Tumors verändert haben und das Ergebnis deswegen leicht verfälschen. Wegen vergleichbarer Verzerrungen könne im Gegenteil auch ein leichter Risikoanstieg nicht ausgeschlossen werden, heißt es noch.

Die Studie trage wesentlich zur Verringerung von Unsicherheiten bezüglich des Gesundheitsrisikos durch drahtlose Telefone bei Kindern und Jugendlichen bei, meint das Bundesamt für Strahlenschutz. Sie sei unter anderem deutlich größer als die bisher einzige vergleichbare Fall-Kontroll-Studie. Außerdem seien die durchschnittliche Nutzungsdauer- und -häufigkeit deutlich größer als in jener Studie, ein Zusammenhang wäre also leichter zu erkennen. Auch sei der Anteil der Langzeit-Nutzer:innen mit 22,5 Prozent in der sogenannten MOBI-Kids-Studie jetzt sogar größer als bei Erwachsenen. Das Bundesamt weist auch noch darauf hin, dass sich die durchschnittliche Sendeleistung von Mobiltelefonen mit neuen Funkstandards immer weiter verringert hat, was die Exposition verringert.

(mho)