Nicht von SpaceX: Objekt auf Kollisionskurs mit dem Mond ist chinesische Rakete

Im März wird ein menschengemachtes Objekt auf den Mond krachen. Anders als angenommen ist es aber kein Teil einer Falcon-9-Rakete von SpaceX.

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(Bild: Gregory H. Revera, CC BY-SA 3.0)

Lesezeit: 3 Min.

Das Objekt, das im März auf dem Mond einschlagen wird, ist doch keine Raketenstufe von SpaceX. Zu diesem Schluss ist der Astronom Bill Gray gekommen, der auf den bevorstehenden Einschlag aufmerksam gemacht hatte und das Objekt identifiziert hatte. Wie er jetzt erklärt, hatte er aber bereits bei der ursprünglichen Bestimmung des künstlichen Objekts einen Fehler gemacht. Erst als dem Objekt jetzt solch immense Aufmerksamkeit zuteilwurde, sei das aufgefallen.

Ein Ingenieur der NASA habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass die Bahn der Raketenstufe seltsam sei. Gray ist sich jetzt sicher, dass das Objekt der Booster jener Rakete ist, mit der die experimentelle chinesische Mondsonde Chang’e 5-T1 gestartet war. Die Daten für den bevorstehenden Einschlag ändern sich nicht.

In einem neuen Blogeintrag erläutert Gray jetzt, dass das Objekt Mitte März 2015 entdeckt worden war, einen Monat nachdem die SpaceX-Rakete des Typs Falcon 9 das US-Klimaobservatorium DSCOVR gestartet hatte. Die ermittelten Bahndaten und der Zeitpunkt seien genügend Indizien gewesen, um zum Schluss zu kommen, dass es sich um die SpaceX-Raketenstufe handelt. Das sei überhaupt nicht ungewöhnlich, solch eine Identifizierung sei Detektivarbeit und oft komme man nie zu einem Ergebnis. Außerdem ist das Interesse an solchen Objekten nicht sehr groß, solch ein Fehler würde normalerweise wohl nie auffallen – anders im aktuellen Fall.

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Nachdem Gray den bevorstehenden Einschlag des Objekts auf dem Mond öffentlich gemacht hatte, hatte es Medienberichte in aller Welt gegeben. An diesem Wochenende nun habe er eine E-Mail von Jon Giorgini erhalten, der beim Jet Propulsion Laboratory der NASA arbeitet. Der habe geschrieben, dass der Bahnverlauf nicht wirklich gut zum Start des Satelliten DSCOVR passen würde. Gray habe daraufhin lediglich seine ursprüngliche Identifizierung anhand alter Daten bestätigen wollen, dabei aber tatsächlich Ungereimtheiten ausgemacht. Raketenteile würden oft seltsame Dinge machen, aber er habe trotzdem nach Alternativen gesucht. Dabei sei er auf die chinesische Rakete gestoßen, die Ende Oktober 2014 gestartet war. Die passe besser und auch wenn es ebenfalls kein eindeutiger Beweis sei, ist sich Gray jetzt sicher, das Objekt identifiziert zu haben.

Während sich mit der neuen Zuschreibung jetzt die Einschätzung geändert hat, um welch ein Objekt es sich handelt, bleiben die restlichen Daten gleich: Das Objekt wird am 4. März um 13:25 (MEZ) Uhr auf den Mond einschlagen, die Ungenauigkeit betrage nur wenige Sekunden, versichert Gray. Ob der Einschlag von einem der Mondorbiter beobachtet werden wird, ist noch nicht bekannt. Eine Gefahr besteht durch den Einschlag nicht, es sei aber ein "interessantes" Ereignis, hatte etwa der Astronom Jonatahn McDowell gemeint. Ob die geänderte Identifikation des Objekts zu neuen Schuldzuweisungen führt, ist nicht klar. China war im vergangenen Jahr heftig kritisiert worden, als große Raketenteile nach dem Start nur unkontrolliert abgestürzt waren. Das Land hatte die sonst üblichen Vorkehrungen zum Schutz der Erdoberfläche nicht getroffen.

(mho)