Kahlschlag bei MobilCom
Etwa 44 Prozent der Arbeitsplätze werden beim Büdelsdorfer Unternehmen laut Restrukturierungsplan abgebaut.
MobilCom muss fast jeden zweiten Arbeitsplatz streichen, um sein Überleben zu sichern. Das Sanierungskonzept des Vorstands sieht den Abbau von 1850 Vollzeitstellen vor, teilt das Unternehmen heute mit. Gegenwärtig beschäftige das Unternehmen 5000 Arbeitnehmer einschließlich Teilzeit- und Aushilfskräften. Das entspreche 4200 Vollzeitstellen. Demnach gehen 44 Prozent der Arbeitsplätze verloren.
Außerdem will MobilCom den Aufbau des UMTS-Mobilfunknetzes einfrieren. Das Büdelsdorfer Unternehmen ist im Vergleich zu den Konkurrenten zwar mit dem Netzaufbau bereits relativ weit, kann sich aber keine weiteren Investitionen mehr leisten. Der Großaktionär France Telecom hatte sich vor zwei Wochen aus der zunächst vertraglich zugesagten UMTS-Finanzierung zurückgezogen. An der UMTS-Lizenz werde MobilCom jedoch festhalten, heißt es in der Mitteilung. Die mehr als acht Milliarden Euro teure Lizenz kann nach den Regeln der Regulierungsbehörde nicht verkauft werden.
Durch die Restrukturierung des Kerngeschäfts Mobilfunk will MobilCom jährlich 130 Millionen Euro einsparen. Damit soll das Geschäft mit Handys und Mobilfunkverträgen für andere Netzbetreiber im ersten Halbjahr 2003 operativ wieder profitabel werden. Zu dem dritten Unternehmensbereich Festnetz, der als einziger Unternehmensteil profitabel ist, macht MobilCom keine Angaben. Die Unternehmenstochter freenet.de hat jedoch Interesse angemeldet, die Sparte übernehmen zu wollen. Im Festnetzbereich beschäftigt MobilCom 400 bis 500 Arbeitnehmer.
Die Bundesregierung hatte die Insolvenz von MobilCom kurz vor der Wahl abgewendet und Kredite staatlicher Banken in Höhe von 400 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Davon sind bislang 50 Millionen Euro tatsächlich gezahlt worden, für die der Bund gebürgt hat. Die übrigen 350 Millionen Euro sind nach wie vor nicht gesichert, da bei den Banken die Kreditprüfung noch läuft. MobilCom hat keine Sicherheiten anzubieten außer vertraglichen Ansprüchen gegenüber France Telecom. Die Franzosen wollen jedoch nicht zahlen. Dennoch haben die Gläubigerbanken die Laufzeit von Krediten über 4,7 Milliarden Euro heute verlängert. (anw)