Russische Staatsmedien im Ukraine-Krieg: Twitter markiert zehntausende Tweets

Staatsnahe russische Medien erhielten mit Beginn des Kriegs ein entsprechendes Label – zehntausende Tweets wurden in der Folge gekennzeichnet.

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(Bild: In Green/Shutterstock.com)

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Der Ukraine-Krieg bringt eine Flut an Propaganda und Falschnachrichten mit sich, die besonders über soziale Netzwerke gestreut werden. Twitter reagierte nach Kriegsbeginn mit erweiterten Kennzeichnungsregeln für staatsnahe russische Medien und Tweets, die auf staatsnahe Medien verweisen. Durch die Maßnahme habe man die Reichweite von entsprechenden Inhalten um 30 Prozent verringern können. Seit dem 28. Februar seien 61.000 Tweets gekennzeichnet worden.

Seit Beginn des Krieges habe sich das soziale Netzwerk um einen sensiblen Umgang mit dem Ukraine-Krieg bemüht, erklärte das Unternehmen in einem Blogpost. Um Falschnachrichten und Propaganda einzudämmen, wurden etwa kuratierte "Twitter-Momente", spezielle Themenseiten in verschiedenen Sprachen und eine Liste mit zuverlässigen Nachrichtenquellen erstellt. Nutzerinnen und Nutzer sollen dadurch eher mit zuverlässigen Informationen versorgt und Falschnachrichten in ihrer Reichweite beschränkt werden.

Um dem Missbrauch des Kurznachrichtendienstes zu begegnen, habe man sich aber auch entschieden, Nutzerkonten und Tweets, die klar russischen Staatsmedien zuzuordnen sind oder auf diese verweisen, zu kennzeichnen. Twitter habe zwar schon seit 2020 entsprechende Kennzeichnungen vorgenommen, diese waren aber auf wenige Konten beschränkt, die eindeutig von staatlichen Stellen gesteuert werden. Twitter hat die Kennzeichnungsregeln also erweitert. Damit werden gelabelte Tweets auch nicht durch Empfehlungs-Algorithmen stärker verbreitet.

Mittlerweile werden indessen nicht nur Medienkonten, die Russland zuzuordnen sind, sondern auch Medienkonten aus Belarus mit dem Label versehen. Ein staatlich angeschlossenes Medienkonto aus der Ukraine ist ebenfalls von einer entsprechenden Kennzeichnung betroffen.

Das Unternehmen verweist darauf, dass es nicht nur aus eigener Motivation handelt, sondern es auch aufgrund von Entscheidungen der EU dazu verpflichtet ist, bestimmte staatsnahe Medieninhalte in EU-Mitgliedstaaten zurückzuhalten – dies betrifft explizit RT und Sputnik. Das Unternehmen sieht sich aber auch weltweit dazu verpflichtet, "diese Art von staatsnahen Medieninhalten in unserem Dienst zu reduzieren und durch unsere Labels einen wichtigen Kontext bereitzustellen."

Neben den Neuigkeiten zu erweiterten Kennzeichnungen, erklärte Twitter, dass seit Beginn des Krieges in der Ukraine mehr als 75.000 Nutzerkonten wegen Verstößen gegen die hauseigenen Richtlinien zur Plattformmanipulation und Spam entfernt wurden. Die Konten zeigten eine breite Palette an Versuchen, den Kurznachrichtendienst zu manipulieren. Twitter gehe momentan aber nicht davon aus, dass eine Kampagne eines Regierungsakteurs dahinter stecke.

Zudem registrierte das Unternehmen einen erheblichen Anstieg von Beiträgen, die etwa mit alten Videos aus anderen Konflikten versehen werden, aber den aktuellen Krieg repräsentieren sollen. Gemäß der Richtlinie zu synthetischen bzw. künstlichen und manipulierten Medien habe Twitter deshalb schon mehr als 50.000 Inhalte gekennzeichnet oder entfernt. Auch gehe das Unternehmen gegen Nutzerkonten vor, die Falschbehauptungen über gewalttätige Ereignisse im Krieg verbreiten, speziell diese leugnen.

(kbe)