"So etwas noch nie gesehen": Parallele Wärmerekorde an Nord- und Südpol

Sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis ist es im Moment an einigen Orten um mehrere Dutzend Grad wärmer als im langjährigen Mittel.

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(Bild: A. Kumar/ESA)

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In einer beispiellosen Entwicklung ist es gegenwärtig sowohl in der Antarktis als auch in der Arktis um mehrere Dutzend Grad wärmer als in dieser Jahreszeit üblich. So wurden auf der Forschungsstation Station Dome Concordia in der Ostantarktis vergangene Woche -12 Grad Celsius gemessen, 40 Grad über dem bisherigen Durchschnitt und die höchste überhaupt dort gemessene Temperatur. In der russischen Forschungsstation Wostok wurde mit etwas unter -17 Grad Celsius der bisherige Monatsrekord um 15 Grad übertroffen, twitterte der Forscher Maximiliano Herrera. Ähnliche Temperaturanomalien werden derweil auch um den Nordpol gemessen, wo es teilweise 30 Grad wärmer ist als normal, schreibt AP. So etwas hätten wir noch nie gesehen, zitiert die Nachrichtenagentur gleich mehrere Experten.

Während am Nordpol der Frühling begonnen hat, ist am Südpol der Sommer zu Ende. Dass das ewige Eis an beiden Orten dort gleichzeitig schmilzt, sei "definitiv ein ungewöhnliches Ereignis", sagte der Eisforscher Walt Meier der Nachrichtenagentur. Wenn so etwas passiere, sei das kein gutes Zeichen, ergänzt der Meteorologe Matthew Lazzara. Er habe so etwas in der Antarktis noch nie gesehen. Deutlicher wurde der Klimatologe Stefano Di Battista, der auf Twitter meinte, die Klimatologie der Antarktis sei umgeschrieben worden. Solche Temperaturen hätte man vorher für "unmöglich" und "undenkbar" gehalten. Die "Hitzewelle" betrifft aber nicht alle Orte gleichmäßig, vor allem am Südpol konzentrieren sich die zu warmen Gebiete auf Ostantarktika. Trotzdem liegen Arktis und Antarktis auch insgesamt mehrere Grade über dem langjährigen Mittel.

Die einmaligen Temperaturanomalien sind den Experten zufolge nicht einfach auf den Klimawandel zurückzuführen und wohl eher ein "zufälliges Wetterereignis". Erst wenn sich so etwas wiederhole oder gar regelmäßig passiere, müsse man sich Sorgen machen. Ob das der Fall ist, müsse man jetzt erforschen. Der Meteorologe Jonathan Wille sieht das ähnlich, weist aber darauf hin, dass die weltweit steigenden Temperaturen solche Ereignisse insgesamt wahrscheinlicher machen. Die Washington Post, die zuerst über die Hitzewelle in der Antarktis berichtet hatte, erklärt, dass sich dort ein "Hitzedom" gebildet hat. Solch eine Struktur hatte im vergangenen Jahr für Hitzerekorde vom Nordwesten der USA gesorgt.

(mho)