Klimawandel: Trockene Moorflächen vernässen – Bauern tragen die Konsequenzen

Um die Klimaziele zu erreichen, müssen bald Tausende Hektar Moorflächen wiedervernässt werden. Die Folgen für die Landwirtschaft sind unabsehbar.

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(Bild: Claudia Evans/shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Elmar Stephan
  • dpa
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Tim Ahrens steht auf einem Feldweg zwischen Wagenfeld und Ströhen. Vor ihm liegt eine Wiese. Ein paar Meter weiter ist ein kahler Acker. Etwa 250 Meter vor ihm entfernt schimmert es bräunlich. Vereinzelt stehen kleine Birken und Büsche. "Da hinten fängt das Hochmoor an", sagt der 29-jährige Landwirt aus dem Kreis Diepholz. In ein paar Jahren werden er und seine Kollegen auf viele Wiesen und Äcker verzichten müssen. Diese müssen wieder zu dem werden, was sie vor Jahrzehnten einmal waren: zu einem nassen Moor. Am Montag will sich eine Konferenz mit Wissenschaftlern und Politikern in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin mit dem Thema befassen.

Niedersachsen ist mit einem Mooranteil von 14 Prozent der Landesfläche Moorland Nummer eins in Deutschland. Die Moore werden zu 70 Prozent landwirtschaftlich genutzt, überwiegend als Grünland – die Flächen liefern also Futter für Milchkühe im Nordwesten des Landes.

Das Problem, vor dem Meyer und seine Berufskollegen stehen, sind Klimagase. Diese Gase entweichen aus den Böden, weil die Moorflächen seit vielen Jahrzehnten trocken gelegt werden, um sie landwirtschaftlich zu nutzen.

14 Prozent der Landwirtschaftsfläche sind solche trockengelegten Moorflächen. Diese Flächen sind für mehr als die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich, haben die Experten am Greifswald Moor Centrum auf der Grundlage von Daten des Thünen-Instituts errechnet. "Wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral werden will, führt kein Weg daran vorbei, die trockengelegten, heute landwirtschaftlich genutzten Flächen wiederzuvernässen", sagt die Leiterin des Greifswald Moor Centrums, Greta Gaudig. Darauf zielt auch eine Bund-Länder-Vereinbarung.

"Das ist eine Zeitenwende, die vergleichbar ist mit den Herausforderungen des Kohleausstiegs", sagt Holger Hennies, Präsident des Landvolks Niedersachsen. Bauer Ahrens ist klar, dass er viele seiner Flächen künftig nicht mehr als Grünland wie bisher nutzen kann. Bei seinem Betrieb, den er mit seinem Schwiegervater in Ströhen bewirtschaftet, würden etwa 35 von 300 Hektar betroffen sein.

Aber was soll an die Stelle der heutigen landwirtschaftlichen Bewirtschaftung treten? Viele Fragen seien noch ungeklärt, sagt Ahrens. "Das Schlimmste ist die Ungewissheit", klagt er. Kein Landwirt würde im Moment investieren, die Weiterentwicklung der Höfe stocke. "Wir merken auch, dass bei den Flächen ein Wertverlust einsetzt."