IAEA-Generaldirektor besucht Atomkraftwerk Südukraine

Rafael Mariano Grossi kümmert sich als Chef der Internationalen Atombehörde nun vor Ort um die Sicherheit der Atomanlagen in der Ukraine.

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Rafael Mariano Grossi (Mitte) zu Besuch in der Ukraine.

(Bild: SNRIU)

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Rafael Mariano Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomagentur IAEA, hat das Atomkraftwerk Südukraine besucht und dort mit ukrainischen Regierungsvertretern und mit Mitarbeitern des AKW gesprochen. In der Mitteilung der IAEA heißt es, sie habe ihre technische Hilfe für die Sicherheit der nuklearen Anlagen der Ukraine in Gang gesetzt.

Grossi hatte sich in den vergangenen Wochen immer wieder besorgt über die Sicherheit der Atomanlagen in der Ukraine geäußert. Das stillgelegte Atomkraftwerk Tschernobyl wurde gleich zu Beginn der russischen Invasion in die Ukraine besetzt, das Personal konnte lange keinen Schichtwechsel vollziehen; das erste Mal seit dem Beginn der Invasion vom 24. Februar am 21. März, seitdem nicht mehr. Etwas später haben russische Streitkräfte das größte Atomkraftwerk Europas in Saporischschja besetzt, ein Gebäude auf dem dortigen Gelände wurde beschädigt.

Tschernobyl war zeitweise durch Kampfhandlungen nicht mehr mit dem ukrainischen Stromnetz verbunden. Das russische Militär soll ein Munitionsdepot in der dortigen Sperrzone angelegt haben, berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur Unian. Diese Informationen lassen sich nicht nachprüfen, ebenso nicht Berichte über russische Soldaten, die mit Verstrahlungssymptomen aus der Sperrzone zur Behandlung nach Belarus gebracht worden sein sollen. Die IAEA bekommt aus Tschernobyl, wo der 1986 explodierte Block 4 sowie rund 21.000 abgebrannte Brennelemente überwacht werden müssen, immer noch keine Messedaten über die Fernübertragung.

Mit dem ukrainischen Energieminister German Galushchenko und anderen hat Grossi eigenen Angaben besprochen, wie die Hilfe der IAEA in die Ukraine gebracht werden kann. In dieser schwierigen Zeit sei es wichtig, vor Ort zu sein, um die Gefahr eines nuklearen Unfalls abzuwehren.

Der Staatsinspektor für Nuklear- und Strahlensicherheit der Ukraine, Oleg Korikov betonte nach einem Treffen mit Grossi, es gebe auf der Welt bisher noch keine Erfahrung mit dem sicheren Betrieb von Atomanlagen während eines Krieges. Er forderte für jedes AKW der Ukraine Sperrzonen, in denen sich kein Militär, keine Waffen und keine militärische Ausrüstung befinden dürften. Vertreter des russischen Unternehmens Rosatom und ihrer Tochtergesellschaften, die derzeit in ukrainischen Atomkraftwerken oder anderen von Russland besetzten Nuklearanlagen präsent sind, sollten die Standorte unverzüglich verlassen und die Kontrolle über die Anlagen an die Ukraine und die IAEA übertragen.

Von den 15 aktiven Reaktoren an vier Standorten in der Ukraine sind laut IAEA, die sich auf die ukrainische Aufsicht SNRIU beruft, derzeit 9 in Betrieb, darunter zwei in Saporischschja, vier in Riwne, einer in Chmelnytskyj und zwei in der Südukraine. Die anderen Reaktoren seien für regelmäßige Wartungsarbeiten abgeschaltet worden.

(anw)