Geldsegen: Rust Foundation fördert Rust-Entwickler-Projekte mit 625.000 Dollar

Die Rust Foundation stellt mit dem neuen Community Grants Program 2022 einen Mechanismus bereit, um die Rust-Entwicklergemeinde bei der Arbeit zu unterstützen.

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Von
  • Silke Hahn
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Die Tätigkeit der vor rund einem Jahr gegründeten Rust Foundation nimmt konkrete Züge an: Für 2022 hat die Stiftung ein Förderprogramm aufgelegt, das die Arbeit der Rust-Entwickler-Community unterstützen soll. Durch Spenden der Gründungsmitglieder AWS, Huawei und Google verfügt das Rust Foundation Community Grants Program im laufenden Jahr über ein Budget von 625.000 US-Dollar (umgerechnet rund 570.000 Euro). Vier Kategorien der Finanzierung stehen Rust-Entwicklerinnen und -Entwicklern offen:

  • Einjährige Fellowships für bis zu 20 Personen, die pro Stipendium 1000 US-Dollar pro Monat sowie ein Reise- und Fortbildungsbudget umfassen.
  • Project Grants: Zuschüsse an Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationen für Einzelprojekte im Volumen von 1.000 bis 20.000 US-Dollar.
  • Event Support Grants als einmaliger Zuschuss in Höhe von 100 bis 500 US-Dollar für Veranstaltungen.
  • Hardship Award Grants: Einzelzuschüsse für Härtefälle zwischen 500 und 1.500 US-Dollar für Mitglieder der Rust-Community, die sich in einer finanziellen Notlage befinden.

Insbesondere die individuellen langfristigen Förderungen dürften gefragt sein, geht aus der Ankündigung im Rust-Blog hervor. Die Rust Foundation Fellowship ist daher so angelegt, dass Maintainer einzelner Rust-Projekte ein Paket an Unterstützung erhalten können, das über ein einfaches Stipendium hinausgeht. Fellows erhalten im Rahmen des Grant Program die Möglichkeit, sich fachlich zu vertiefen, an Veranstaltungen teilzunehmen und ihr Netzwerk im Rust-Ökosystem zu erweitern durch das aktive Vernetzen mit Interessengruppen. Gleichzeitig soll ihnen die Förderung den Rücken freihalten, um gezielt die Rust-Aktivitäten zu betreiben, für die sie sich am meisten interessieren. Ein Mentoring-Programm ist Teil der Fellowship-Förderung, durch das die Geförderten in die Lage versetzt werden sollen, künftig eigene Rust-Projekte zu leiten.

Ausführlichere Dokumentation und besseres Lernmaterial steht Umfragen unter Rust-Entwicklern zufolge weit oben auf dem Wunschzettel der Community, sodass beides auch einen inhaltlichen Förderschwerpunkt bildet. Zudem sollen die Project Grants im Bereich von Fehlerbehebungen und neuen Funktionen in Rust Aktivitäten anstoßen, die der Sprachentwicklung und -Anwendung zugute kommen. Als Obergrenze für einzelne Projektzuschüsse hat die Stiftung 20.000 US-Dollar (aktuell abgerundet rund 18.000 Euro) beschlossen, um ein möglichst breites Spektrum an Projekten weltweit fördern zu können.

Mit der Förderrunde betritt die Rust Foundation Neuland, plant aber der Ankündigung zufolge offenbar, den Mechanismus der Grants als dauerhaftes Instrument zur Rust-Förderung zu etablieren. Das Bewerbungs- und Vergabeverfahren ist laut den Verantwortlichen so strukturiert, dass es "fair, inklusiv und nachvollziehbar" verläuft. Die Beweggründe zu den Entscheidungen sollen im Detail veröffentlicht werden (eine Ausnahme bilden hierbei zum Schutz der Privatsphäre der Betroffenen die Härtefallvergaben). Weiterführende Informationen sind im Blogeintrag zur Ankündigung der Förderungen zu finden und alle Details zum Bewerbungsverfahren lassen sich der Website des Community Grants Program entnehmen.

Mit der Rust Foundation hatte das 2010 von Mozilla ins Leben gerufene Rust-Projekt im Februar 2021 ein neues Zuhause erhalten. Die unabhängige Stiftung sollte Rust eine von Mozilla unabhängige Existenz sichern. Die gemeinnützige Organisation hostet die Infrastruktur des Rust-Projekts, betreut die Community und steuert seither die künftigen Geschicke der Sprache und ihres Ökosystems. Mozilla legte als Platinsponsor den Grundstein und ist durch Principal Engineer Bobby Holley im Stiftungsrat vertreten, weitere Gründungsmitglieder sind AWS, Huawei, Google und Microsoft sowie fünf Team-Mitglieder des Rust-Projekts (zwei aus dem Kernentwicklerteam und drei Personen aus anderen Bereichen). An der bisherigen technischen Governance wollte die Stiftung bei ihrer Gründung nicht rütteln, und die Community-Strukturen sind laut offiziellen Stellungnahmen seitens Mozilla und Rust Foundation erhalten geblieben. Das neu aufgelegte Förderprogramm soll sie nun konkret weiter stärken.

Im August 2020 hatte das Kernteam des Rust-Projekts die geplante Gründung einer unabhängigen Stiftung angekündigt, in der Rust-Community hatte damals aufgrund einer Entlassungswelle bei Mozilla (die ungefähr ein Viertel der Belegschaft betraf) Unsicherheit über die Zukunft des Projekts geherrscht. Die Forderung nach einer von einzelnen Unternehmen unabhängigen Rust Foundation stand aus praktischen und strategischen Gründen aber schon länger im Raum. Bereits seit 2015 verfügte das Projekt innerhalb der Mozilla Foundation über ein unabhängiges Governance-Modell. Insgesamt gilt die Programmiersprache als stark Community-getrieben.

Mitglieder des Kernentwicklerteams von Rust hatten Anfang 2020 angeregt, einen eigenen Rechtsträger für die Programmiersprache zu schaffen, da das Projekt merklich aus den Kinderschuhen herausgewachsen war und das Mutterunternehmen Mozilla mit dem Verwaltungsaufwand zunehmend an seine Grenzen stieß. Mozilla hat zur Gründung der Stiftung alle Markenrechte und die Infrastruktur des Projekts an die Stiftung übertragen, auch die Registry des crates.io-Pakets. Ursprünglich hatte Mozilla mit Rust Stylo aufgebaut, die "Quantum CSS"-Engine in Firefox. Rust sei weiterhin ein integraler Bestandteil des Browsers, heißt es in der offiziellen Stellungnahme zur Gründung seitens Mozilla.

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Die Vorzüge von Rust dürften unter anderem Eigenschaften wie Nebenläufigkeit ohne Data Races und Speichersicherheit ohne Garbage Collection sein. Auch mit dem Slogan "Hack without Fear" werben Rust-Anhänger in der Industrie und in der Forschung für den Einsatz der noch relativ jungen Programmiersprache. Ihr Ziel ist laut Ashley Williams, Keynote-Sprecherin von der RustConf 2020, Partizipation: jegliche Softwarentwicklerinnen und -entwickler dazu zu befähigen, Softwaresysteme zu programmieren. Die zunehmende Etablierung von Rust lässt sich an der Verbreitung unter Entwicklern und in Unternehmen ablesen – so wurde Rust in fünf Folgejahren in der Entwicklerumfrage von Stack Overflow zur "beliebtesten Programmiersprache" gekürt.

Unter anderem bekannte sich zum Beispiel Microsoft dazu, neben C++ und C# auch mit Rust arbeiten zu wollen. Die Win32-API lässt sich bereits aus Rust ansprechen, und wenig überraschend hat Microsoft sich nun an der Gründung der Rust Foundation beteiligt. Auch Linus Torvalds hatte Interesse an kernelspezifischer Rust-Entwicklung für Linux signalisiert.

(sih)