heise meets… Shenzhen – Zukunft Made in China

"Nur wenn wir wirtschaftlich stark sind, werden wir noch am Tisch sitzen, wenn die neue Weltordnung diskutiert, wird", sagt Chinaexperte Frank Sieren.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Gisela Strnad

In seinem Buch "Shenzhen – Zukunft Made in China" gibt Frank Sieren, Journalist und führender deutscher Chinaexperte, Einblicke in die chinesische Denkweise, die Innovationskraft und die Schnelligkeit, mit der Veränderung in China vorangetrieben werden. Beispielhaft dafür steht die Stadt Shenzhen. Frank Sieren erläutert: "Shenzhen ist eine der innovativsten Städte der Welt und die Chinesen geben das Tempo für die neue Weltordnung vor."

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Eine Megacity mit über 25 Millionen Einwohnern, die erst seit 40 Jahren besteht. Moderne Hochhäuser der besten internationalen Architekten, große Grünflächen, sauber, modern und mit einem Durchschnittsalter von 29 Jahren. Die Menschen in Shenzhen sind neugierig, dynamisch und es ist die Hauptstadt für Design, Elektrofahrzeuge, Drohnen und die Heimat von Huawei. Bereits jetzt fahren alle Busse und Taxen elektrisch, zudem ist Shenzhen die erste Stadt der Welt, in der auf den Hauptstraßen autonom fahrende Autos zugelassen sind. Die Stadt hat ein jährliches Wirtschaftswachstum von 20 Prozent und damit das höchste in China. In jeder Hinsicht eine Stadt der Superlative.

Shenzhen ist aber auch die Stadt mit der höchsten Überwachungsdichte in China. Frank Sieren stellt dar: "Was für Deutsche aufgrund Ihrer Geschichte undenkbar ist, ist für Chinesen ein Zeichen von Ordnung und Sicherheit." Andererseits führt China gerade eine neue Datenschutzgesetzgebung ein, die sich an der Europäischen Gesetzgebung orientiert und für private Daten gelten soll. Wie der Staat mit den Daten umgeht, bleibt dabei jedoch offen. Zudem wird das Thema Social Scoring positiver diskutiert als im Westen, es ist aber noch weit davon entfernt, flächendeckend eingesetzt zu werden.

Frank Sieren, Journalist und führender deutscher Chinaexperte, sagt: "Nur wenn wir wirtschaftlich stark sind, werden wir noch am Tisch sitzen, wenn die neue Weltordnung diskutiert, wird."

Eine Herausforderung für den Staat ist es, die Politik so auszutarieren, so, dass jeder Bürger sagen kann, es geht mir besser als im vergangenen Jahr und der relative Fortschritt ist gut. "Sollte die Regierung dieses nicht mehr schaffen, könnte das gesamte System kippen", so Frank Sieren. China ist längst nicht mehr die Billigfabrik der Welt, sondern kratzt am "Tron der USA". Derzeit ist das pro Kopf Einkommen in China, vergleichbar mit dem in Rumänien. Wobei die Spanne zwischen Arm und Reich so groß ist wie in den USA.

Von Shenzhen aus begannen zudem Technologien wie E-Auto, Batterien und 5G ihren weltweiten Siegeszug, zudem ist Shenzhen die Welthauptstadt der Drohnen. Das für China wichtigste Unternehmen ist derzeit Huawei. Das erste chinesische Weltunternehmen und die bekannteste chinesische Marke, mit Produkten, die innovativer sind als westliche Produkte. Dadurch ist Huawei aber auch in die politischen Machtkämpfe zwischen den USA, Europa und China geraten.

Die derzeitige Entwicklung Chinas ist der Weg zurück zu einer innovativen Weltmacht. Was China bis zur Wende des 19. Jahrhunderts war. Eine Mischung aus Überheblichkeit und Lethargie führte dazu, dass China die industrielle Revolution verschlafen hat, was damals dramatische Folgen hatte.

Huawei und Shenzhen stehen für das neue Selbstbewusstsein Chinas. China gibt zukünftig das Innovationstempo vor. Frank Sieren stellt fest: "Wir haben nur zwei Möglichkeiten, entweder wir werden der europäische Freizeitpark Europas und ziehen uns alle Trachten an und spielen Zitter, was auch lukrativ sein kann. Aber wenn wir mit am Tisch sitzen wollen, wenn die neue Weltordnung entschieden wird, müssen wir neugierig sein auf Innovationen und eine neue Offenheit für Innovationen entwickeln. Nur wenn wir wirtschaftlich stark sind, werden wir mit am Tisch sitzen."

(bme)