Spritpreise: Kartellamt nimmt Kraftstoff-Branche unter die Lupe

Das Kartellamt ermittelt, weil nach dem März-Hoch zwar der Preis für Rohöl wieder fiel, nicht aber im entsprechenden Maß der Spritpreis an den Zapfsäulen.

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(Bild: Shutterstock.com/ThePowerPlant)

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Nach starken Preisschwankungen an den Tankstellen will das Bundeskartellamt Raffinerie-Betreiber und Großhändler überprüfen. Wie die Bonner Wettbewerbsbehörde am Dienstag mitteilte, hat sie eine sogenannte Sektoruntersuchung eingeleitet. "Ziel ist es insbesondere, die Gründe für die jüngsten Markt- und Preisentwicklungen auszuleuchten", erklärte Kartellamtschef Andreas Mundt.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges waren im März die Preise für Rohöl und die Preise an den Zapfsäulen stark angestiegen. Als der Rohölpreis wieder fiel, sank der Verbraucherpreis aber nicht im gleichen Maße.

Lag etwa die Kraftstoffsorte Super E5 Anfang 2021 noch unter 1,40 Euro/Liter, so waren es kurz vor dem Angriff auf die Ukraine bereits 1,80 Euro/Liter. Einige Zeit danach, etwa am 13.März 2022, lag E5 bei 2,26 Euro/Liter und Diesel bei 2,31 Euro/Liter. Am 10. April 2022 lagen die Preise wieder auf niedrigerem Niveau mit rund 2,02 Euro/Liter für E5 und 1,99 Euro/Liter für Diesel.

Diese Marktverwerfungen riefen das Kartellamt auf den Plan. Sektoruntersuchungen dienen dazu, ein bestimmtes Marktsegment unter die Lupe zu nehmen und dann mögliche Missstände zu benennen. Dies könnte den Gesetzgeber veranlassen, zu handeln.

Das Kartellamt hat am Dienstag zudem den Jahresbericht seiner Markttransparenzstelle zu Kraftstoffen veröffentlicht. Damit verfolgen die Wettbewerbshüter die Preisentwicklungen an Tankstellen. Wichtige allgemeine Erkenntnisse hat die Behörde darin schon heute veröffentlicht:

  • Die Preisunterschiede bleiben weiterhin groß, so sind Tankstellen an Autobahnen meistens etwa 25 Cent teurer als an normalen Straßen.
  • Morgens zu tanken ist deutlich teurer als abends: Die Preise sind im Schnitt meist morgens (ca. 5 bis 8 Uhr) am höchsten und abends (ca. 18 bis 22 Uhr) am niedrigsten, wobei es allerdings auch abends kleine Preisanhebungen gibt. Dazwischen schwanken die Preise oft erheblich. Am späten Abend und in der Nacht heben gerade die ohnehin teureren Tankstellen ihre Preise wieder.
  • Insbesondere Dieselkraftstoff hat sich damit in den letzten Wochen stark verteuert und lag häufig preislich über E5.
  • Die Differenz zwischen Rohölpreisen und Tankstellenpreisen nahm zu Beginn des Ukraine-Kriegs stark zu. Dies wiederum lag insbesondere am wachsenden Abstand zwischen Raffinerie- und Rohölpreisen.
  • An einer und derselben Tankstelle gibt es meist Preisunterschiede von 8 bis 13 Cent/Liter am Tag. Vergleicht man die Tankstellen in einer Stadt, gibt es meist sogar Preisunterschiede von 18 bis 24 Cent/Liter am Tag.
  • An Autohöfen in Autobahnnähe sind die Preise im Vergleich zu anderen Straßentankstellen zwar häufig etwas teurer (+2-3 Cent/Liter), aber wer an einer Autobahntankstelle tankt, muss meist mit noch sehr viel höheren Preisen rechnen. Diese liegen zumeist etwa 25 Cent/Liter über den Preisen an den Straßentankstellen. Es gibt allerdings einige wenige Autobahntankstellen, die trotz ihrer Lage keine deutlich teureren Preise erheben. Diese lassen sich gut über Tank-Apps ausfindig machen.
  • Zwischen den verschiedenen Regionen in Deutschland gibt es nur vergleichsweise geringe Preisunterschiede. Abgesehen von wenigen teureren bzw. günstigeren Regionen, beträgt die Preisdifferenz im Jahresmittel um die 5 Cent/Liter.

(fpi)