ISS hilft der Landwirtschaft beim Wassersparen: Potenzial vielversprechend

Daten aus dem All sollen helfen, die Wasserverschwendung auf der Erde einzudämmen. Deutsche Forscher sehen sich auf einem guten Weg.

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(Bild: NASA)

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Auf der ganzen Welt, auch in Europa, macht die Wasserknappheit den Bauern zu schaffen. Doch gerade die Landwirtschaft verbraucht und verschwendet viel: Laut World Wildlife Fund (WWF) benötigt sie 70 Prozent des weltweit zugänglichen Süßwassers. Über die Hälfte davon, nämlich 60 Prozent, werde jedoch verschwendet – durch undichte Bewässerungssysteme, ineffiziente Anwendungsmethoden sowie Pflanzen, die gemessen an ihrer Umgebung zu viel Wasser brauchen.

Eine derartige Wasserverschwendung einzuschränken, das haben sich Wissenschaftler in Baden-Württemberg und Thüringen zum Ziel gesetzt. Sie möchten die Landwirtschaft mit Hilfe von Erdwärmedaten ein Stück weit revolutionieren.

Die Forscher haben ein Teleskop entwickelt, um vom Weltall aus Daten zum Wasserbedarf auf der Erde zu erheben. Die Technologie besteht in erster Linie aus einem Spiegelteleskop mit einer Thermalinfrarotkamera und einem miniaturisierten Computer zur Datenverarbeitung. Sie soll künftig in Satelliten eingebaut werden, die dann Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche sammeln. Diese können so verarbeitet werden, dass man den Wasserbedarf besser abschätzen kann und so bestenfalls weniger Wasser verschwendet.

Aktuell testen die Entwickler den Prototyp eines Messinstruments auf der internationalen Raumstation ISS. Dabei verzeichnen die Forscher aus Deutschland laut eigenen Angaben erste Erfolge: Die Bilder seien scharf und ermöglichten einen guten Blick etwa auf Straßen, Flüsse und Felder, wie eine Sprecherin der Freiburger Firma Constellr mitteilte. Das deute auf ein großes Potenzial hin. Erste Pilotversuche auf Grundlage dieser Daten seien schon für die Anbausaison in diesem Jahr geplant.

Neu ist die Idee nicht, mit satellitengestützter Beobachtung Ackerböden zu analysieren. Die erhobenen Werte der deutschen Forscher sollen nach Angaben von Constellr aber detaillierter und in kürzeren Abständen verfügbar sein als bei vergleichbaren bisherigen Projekten der Erdbeobachtung.

Entwickler des neuen Teleskops von den Unternehmen Fraunhofer IOF, Constellr und Spaceoptix.

(Bild: Fraunhofer IOF)

Um die Methode auszubauen, hat das New-Space-Unternehmen Constellr erst kürzlich das belgische Start-up Scan World übernommen. Mit dem gemeinsamen Wissen sollen neben Wasser auch Kohlenstoff, Energie und Pflanzengesundheit vom All aus überwacht werden – wichtige Aspekte für das sogenannte Smart Farming.

An dem Teleskop beteiligt sind zudem das Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik EMI aus Freiburg, Constellr ist eine Ausgründung daraus. Außerdem sind das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF aus Jena sowie das Jenaer Unternehmen Spaceoptix im Boot. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert den Versuch auf der ISS.

In zweieinhalb Jahren sollen vier Constellr-Satelliten Daten aus All senden. Diese könnten laut Forschern auch Wettermodelle präzisieren, beim Katastrophenmanagement oder der Stadtplanung helfen. Der Deutsche Bauernverband hat bereits Interesse an dem Projekt bekundet. Ihm geht es jedoch nicht nur um einen nachhaltigeren Umgang mit Wasser. Auch eine gezieltere Aufbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sei denkbar.

(tre)