Gematik kommt langsam voran: 10.000 E-Rezepte abgerechnet und eingelöst

Nach diversen Startschwierigkeiten bei der Einführung des elektronischen Rezepts wurden inzwischen immerhin 10.000 E-Rezepte erfolgreich abgerechnet.

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Digitale Rezeptsammelstelle

An einer solchen digitalen Sammelstelle werden Rezepte gescannt und direkt an die Apotheke übermittelt.

(Bild: dpa, Harald Tittel/dpa)

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Die Einführung des elektronischen Rezepts (E-Rezept) kommt nach Verzögerungen etwas voran. Nach Angaben der für die Digitalisierung des Gesundheitssystems zuständigen Gematik wurden inzwischen mehr als 10.000 E-Rezepte eingelöst. Mitte Februar waren es rund 1.500, Mitte März waren es etwa 4.400. Bis die Gematik ihr ursprüngliches Quartalsziel von 30.000 E-Rezepten erreicht hat, könnten allerdings noch Monate vergehen.

Geplant hatte die Gematik bis Ende März die Abrechnung von 30.000 E-Rezepten. Erfolgreich abgerechnet und eingelöst wurden zu dem Zeitpunkt knapp 6.600 E-Rezepte. Der nun erfolgte "beflügelte Anstieg" deutet nach Angaben der Gematik darauf hin, "dass Praxen und Apotheken im Umgang und Prozedere zunehmend routinierter werden". Von den eingelösten E-Rezepten sei bisher kein einziges "retaxiert" worden. Bei Retaxierungen bekommen Apotheken die Kosten bereits ausgegebener Arzneimittel von den Kassen nicht erstattet. Dies hatte einige Apotheker in der Vergangenheit davon abgehalten, die Einführung des E-Rezepts zu unterstützen.

Die Gematik verweist außerdem darauf, dass noch zwei Softwarehersteller ihren Kunden Updates zur Verfügung stellen müssten – ansonsten würden 90 Prozent der Apotheken in Deutschland nicht auf das E-Rezept vorbereitet sein. Ebenfalls hätten auch einige Hersteller der Praxissoftware-Systeme ihren Kunden notwendige Updates noch nicht zur Verfügung gestellt.

Sobald 30.000 E-Rezepte ausgestellt sind, wollen die Gesellschafter der Gematik über das weitere Vorgehen beraten und eine flächendeckende Einführung angehen. Wann das E-Rezept zur Pflicht und somit zum Standard wird, bleibt unklar.

Obwohl sowohl die Ausstellung elektronischer Rezepte als auch die elektronischer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU) noch nicht ausreichend funktionierten, hielt Jens Spahn zunächst an der verpflichtenden Einführung des E-Rezepts im Januar 2022 fest. Daraufhin hagelte es harsche Kritik. Die Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Bayerns hatte im Oktober 2021 eine Petition mit der Forderung nach einer zwölfmonatigen Testphase für das E-Rezept und der eAU beim Bundestag eingebracht.

Auch der Ärzteverband hatte das vorschnelle Vorgehen des ehemaligen Gesundheitsministers kritisiert und gefordert, "mit Nutzen" und nicht "mit der Brechstange" zu überzeugen. Immer wieder sei es in der Vergangenheit zu Ausfällen und Störungen bei der Einführung des E-Rezepts gekommen. Ende Dezember 2021 wurde die Pflichteinführung des E-Rezepts dann auf Eis gelegt, Mitte Februar hatte das Bundesgesundheitsministerium die Testphase für das E-Rezept offen verlängert.

Das E-Rezept gilt nur für die gesetzlich Versicherten, die nach Angaben der dpa in Deutschland bisher pro Jahr etwa 500 Millionen Papierverschreibungen bekommen. Wer das E-Rezept nutzen will, benötigt die E-Rezept-App, eine elektronische Gesundheitskarte sowie eine PIN zur Freischaltung. Die App steht unter iOS, Android, der Appgallery von Huawei sowie in der Desktop-Version zur Verfügung – allerdings ist für die Desktop-Version zusätzlich ein Kartenlesegerät nötig. Der Quellcode der App steht auf dem Github-Account der Gematik bereit. Einige elektronische Patientenakten der Krankenkassen sind bereits ebenfalls für das E-Rezept gerüstet.

(mack)