ICANN gibt .org-Domain an die Internet Society

Der Vorstand der Internet-Regulierer hat die Internet Society als neuen Betreiber der zentralen Registry für .org-Domains ausgewählt.

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Von
  • Monika Ermert

In einer Telefonkonferenz hat der Vorstand der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) die Internet Society (ISOC) als neuen Betreiber der zentralen Registry für .org-Domains ausgewählt. Die von der ISOC zu diesem Zweck gegründete Public Internet Registry (PIR) soll die Datenbank zum 1. 1. 2003 übernehmen. Technikpartner ist das Registrarkonsortium Afilias, in dem auch der momentane Registrybetreiber, Ex-Monopolist VeriSign, mitvertreten ist. "Die Übergabe der Registrydaten dürfte für .org-Domain-Inhaber nahezu unbemerkt vonstatten gehen", sagte Afilias-Sprecherin Heather Carle. Auch der Registrierungspreis von 6 US-Dollar soll gleich bleiben. Endgültig festgelegt wird er aber erst im Vertrag zwischen ICANN und PIR.

Die Entscheidung für die ISOC konnte kaum noch jemanden überraschen, folgte sie doch lediglich der bereits vor Wochen veröffentlichten Empfehlung des ICANN-Büros. Neben der ISOC hatten sich zehn weitere Bewerber um die Übernahme des .org-Betriebs bemüht. Die im Wesentlichen vom Marktforschungsunternehmen Gartner vorgenommene Evaluierung der Bewerbungen hatte zu teilweise heftiger Kritik geführt, weil kleinere und Nicht-US-Bewerbungen unverhältnismäßig und teilweise nicht nachvollziehbar schlecht abgeschnitten hatten.

In der Direktoren-Telefonkonferenz wurden, nach Aussage von ICANN-Direktor Andy Müller-Maguhn, andere Bewerber, etwa die Schweizer Switch, die von nicht-kommerzieller Seite bevorzugte Unity/Poptel oder das Internet Software Consortium/Internet Multicasting Service der BIND-Gurus Paul Vixie und Carl Malamud, nicht mehr als Kandidaten diskutiert. "Es wurde nur nach substanziellen Bedenken gegen die ISOC als Betreiber gefragt." Wegen der Art des Entscheidungsprozesses habe er sich enthalten. Bei nur einer Gegenstimme von Karl Auerbach, von den US-Internetnutzern gewählter ICANN-Direktor, und zwei weiteren Enthaltungen fiel das Votum allerdings klar zu Gunsten der Bewerbung von ISOC/PIR aus.

Bereits bis zum 23. Oktober muss ISOC/PIR laut dem Beschluss den Vertrag mit ICANN unter Dach und Fach bringen. Schon heute soll sich daher der frisch gebackene Vorstand der nach den Gesetzen von Pennsylvania als nicht-kommerzielles Unternehmen eingetragenen PIR treffen. In den Vorstand hat die ISOC Anfang November Gerry Baranano (Nortel Networks), Frode Greisen (RIPE, EARN), Alan Levin (AfriDNS), Andy Linton und EPIC-Direktor Marc Rotenberg berufen. Aus der ISOC-Führung sitzen außerdem ISOC-Vorstandspräsident Larry Landweber, ISOC-Vizepräsident David Maher und die ISOC-Präsidentin und Geschäftsführerin Lynn St. Amour im Vorstand. Der von der ISOC handverlesene Vorstand soll noch heute die PIR-Geschäftsführung wählen. Außerdem soll ein PIR-Rat für einen gewissen öffentlichen Input sorgen. Auch wenn die Konstruktion laut Müller-Maguhn seinen Vorstellungen einer nicht-kommerziellen Organisation nicht unbedingt entspreche, hätte es nach seiner Ansicht noch schlimmer kommen können.

Bei der ISOC wirbt man zusätzlich zum nahtlosen Übergang, für den die Organisation von VeriSign vertragsgemäß 5 Millionen US-Dollar einstreicht, und der Umstellung auf das Provisioning Registry Protocol EPP als Registrierprotokoll mit einigen neuen Services für die Nutzer wie einem Verzeichnisdienst für die .org-Inhaber oder einer ID-Zertifizierung. Nicht nicht ganz klar ist, was mit den von VeriSign in einem eigenen Standardverfahren registrierten nicht-englischsprachigen Domains geschieht. Afilias-Sprecherin Carle sagte, die Domains seien ohnehin noch nicht wirklich in Benutzung. (Monika Ermert) / (jk)