Digital-TV per Antenne mit Verzögerungen

In Berlin und Brandenburg ist es ab 1. 11. soweit: DVB-T löst nach und nach die bisherige Antennen-Übertragung ab. Andere Bundesländer müssen die Einführung des Digital-TV über Antenne verschieben.

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Von
  • Harald Rohde
  • dpa

Im Normalfall versorgen Kabelanschlüsse und Satellitenschüsseln den Fernsehzuschauer mit einer Vielzahl von TV-Programmen. Zwischen Eisenach und Görlitz sind es gerade noch etwa drei Prozent der Haushalte, die Fernsehprogramme über eine Antenne auf dem Dach oder im Zimmer empfangen. Die Nachteile sind bekannt: Das Bild ist schlechter und man kann nur zwischen wenigen Programmen auswählen. In absehbarer Zeit dürfte sich das wieder ändern. Denn wem beispielsweise die Gebühren der Kabelgesellschaften zu hoch sind oder wer nicht ohne weiteres an seinem Haus eine Satellitenschüssel befestigen darf, dem soll sich bald eine Alternative mit gutem Bild und annähernd so vielen Programmen wie im Kabel bieten: Sie heißt digitaler Antennenempfang.

Bundesweit soll DVB-T (Digital Video Broadcasting-Terrestrial -- siehe dazu auch Neue Fernsehfreiheit, c't 22/2002) bis 2010 den Standard der bisherigen Antennen-Übertragung ablösen. 1998 hatte die Bundesregierung beschlossen, bis dahin alle so genannten analogen Frequenzen abzuschalten. In Berlin und Potsdam ist es schon so weit. Als erste Städte in Deutschland beginnt dort an diesem Freitag (1. November) das digitale Zeitalter. Bis zur Berliner Funkausstellung Ende August 2003 soll das Antennen-Fernsehen an Spree und Havel komplett auf digitale Übertragung umgestellt sein. Die für den Empfang notwendigen Decoder sind momentan im Handel zum Preis zwischen 199 Euro für einfache Settop-Boxen und bis zu etwa 500 Euro für integrierte Digitalfernsehgeräte zu haben. Beim Kabel- und Satellitenempfang bleibt alles beim Alten.

Auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hatten die Landesmedienanstalten ursprünglich die Funkausstellung als Wendemarke angepeilt. "Doch bis dahin schaffen wir es nicht", sagt Michael Richter. Er leitet die Geschäftsstelle für DVB-T Mitteldeutschland in Halle. Jetzt wird der Startschuss für den neuen Sendestandard für das Jahr 2004 ins Auge gefasst. "Aber sicher ist das auch noch nicht", sagt der Geschäftsführer der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien in Dresden, Martin Deitenbeck. Es müssen noch Verträge geschlossen werden und auch die technische Infrastruktur steht noch lange nicht.

Dabei hat sich der Lenkungsausschuss für DVB-T, in dem die öffentlich-rechtlichen und privaten Sender mit der Deutschen Telekom und den Landesmedienanstalten an einem Tisch sitzen, schon vor geraumer Zeit auf das Einstiegsszenario verständigt. Danach soll der Sendebetrieb in dem neuen Standard im Ballungsraum Leipzig/Halle beginnen, gefolgt von Erfurt/Weimar und anschließend Dresden sowie Magdeburg. In Thüringen soll eventuell Gera hinzukommen. Die öffentlich-rechtlichen TV-Anbieter würden nach Vorstellung der Landesmedienanstalten ebenso große Kapazitäten wie die Privaten erhalten. Im Ergebnis gäbe es dann in jedem Land 24 landesweite und regionale Programme in dem neuen Standard, in dem Bilder und Töne digitalisiert über Sendemasten übertragen werden.

Außerhalb der Ballungsräume wird DVB-T freilich nicht überall zu empfangen sein. In Tälern des Erzgebirges etwa oder im Thüringer Wald und anderen bergigen Landstrichen werden die Zuschauer vielerorts auf Satellitenempfang angewiesen bleiben. Ein Sendebetrieb dort wäre mit erheblichem Aufwand verbunden, der den TV-Anbietern zu teuer ist. "Es wird blinde Flecken geben, wie beispielsweise beim Mobilfunk auch", sagt Deitenbeck. Mit DVB-T sollen Fernsehprogramme in bester Bildqualität aber auch unterwegs bereit stehen. Mit einer bleistiftgroßen, portablen Stabantenne soll der Empfang überall möglich sein, so weit die Sendestärken reichen, ob im Auto, auf dem Boot, auf dem Campingplatz oder eines Tages auch auf dem Taschencomputer im Gartenlokal. "Die Fußballweltmeisterschaft 2006 im Garten verfolgen zu können -- das ist meine Zielvorstellung für das digitale Fernsehen bei uns", sagt Richter. (Harald Rohde, dpa) / (jk)