Nokias Herbstoffensive: Sieben auf einen Streich

Der finnische Marktführer stellt sechs Neuheiten gegen die Flaute am Handy-Markt und betritt mit einer Fernüberwachungskamera Neuland.

vorlesen Druckansicht 103 Kommentare lesen
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Der finnische Konzern Nokia, bislang unangefochtener Marktführer der Handy- und Smartphone-Branche, stellt gleich sechs Handy-Neuheiten gegen die Flaute am Mobiltelefon-Markt. Außerdem betritt die Firma mit einer Fernüberwachungskamera Neuland. Preise nannte Nokia bisher für die neu vorgestellten Geräte nicht.

Gut beobachtet

Die Überwachungskamera ist als eigenständiges Imaging-Gerät deshalb besonders interessant, weil sie die moderne Kurznachrichtenübertragung Multimedia Messaging (MMS) auf neue Art nutzt: Man kann die Kamera, die Bilder im VGA-Format aufnimmt, zum Beispiel mit jedem beliebigen Handy auf herkömmliche Art ansimsen und so Bildmaterial anfordern. Die Kamera kann überall dort eingesetzt werden, wo eine GSM-Funkversorgung inklusive GPRS-Dienst gegeben ist. Sobald sie die Textmitteilung erhält, nimmt sie ein Bild auf und sendet es im MMS-Format an die betreffende Mobiltelefonnummer oder an eine in der Mitteilung angegebene E-Mail-Adresse. Janne Jormalainen, Vice President der Mobile Enhancements Business Unit von Nokia meint: "Die Überwachungs-Kamera kann in einer Privatwohnung, im Ferienhaus, im Wohnwagen, auf dem Boot oder sogar im Pferdestall installiert werden. So kann man beispielsweise prüfen, wie das Wetter auf dem Golfplatz ist, bevor man das Haus verläßt."

Neben diesem bedarfsgesteuerten Betriebsmodus kann die Kamera bewegungsgesteuert oder auch zeitgesteuert knipsen und danach senden. Sie lässt sich aber auch zum Abhören von Umgebungsgeräuschen oder auch für die Messung der lokalen Temperatur nutzen. Das Gerät bucht sich sowohl in 900- als auch in 1800-MHz-GSM-Netze ein und kommt im zweiten Quartal 2003 auf den Markt.

Einstieg

Für das Einsteigersegment hat Nokia das Handy-Modell 2100 konzipiert -- das Gerät soll neben der Sprachtelefonie lediglich noch die SMS-Kommunikation bieten. Dreingaben wie animierte "Bildschirmschoner", Spiele, ein Bildeditor und ähnliches mehr sollen aber auch den Spaßfaktor stärken. Das Gerät wiegt 85 Gramm und erreicht mit einem Lithium-Ionen-Akku laut Hersteller eine maximale Sprechzeit von 3 Stunden und 20 Minuten sowie eine maximale Stand-by-Zeit bis 150 Stunden. Es wird voraussichtlich im Verlauf des ersten Quartals 2003 erhältlich sein.

Zu der "Active" genannten Serie, die Drahtlosplauderer mit "sportlich-aktivem Lebensstil" ansprechen soll, gehört das Modell 5100 (oberstes Bild). Es kombiniert, so Nokia, ein Trend-Design mit Strapazierfähigkeit. Das Triband-Gerät für 900-, 1800- und 1900-MHz-Netze verfügt über ein Farbdisplay und eignet sich zur GPRS- und MMS-Kommunikation. Java-Programme lassen sich bei Bedarf installieren. Spezielle Materialien sowie die austauschbaren Xpress-on-Shells für Ober- und Unterseite, die das Nokia 5100 gegen Spritzwasser, Staub und Stöße schützen sollen, dürften aber nicht nur etwa Skate-Boarder, sondern zum Beispiel auch Maurer interessieren, zumal das Gerät mit seiner gummierten Oberfläche und ergonomischer Form sicher in der Hand liegen soll und auch automatische Lautstärkeregelung, Stereo-UKW-Radio mit Lautsprecher, Taschenlampe, Thermometer, Kalorienzähler, Stoppuhr und ähnliches mehr mitbringt. Das Nokia 5100 wiegt laut Hersteller 104 Gramm, erreicht eine Sprechzeit von maximal 5 Stunden und eine maximale Stand-by-Zeit von 300 Stunden. Es kommt voraussichtlich im Verlauf des ersten Quartals 2003 in den Handel.

Geschrumpft

Das Modell 6100 ist das bisher kleinste Nokia-Handy (zweites Bild von oben). Schlank und stromlinienförmig sowie mit einem hochauflösenden Farbdisplay ausgestattet, soll es für die MMS-Kommunikation geeignet und mit Java–Programmen aufrüstbar sein. Zu den bereits installierten Java-Anwendungen gehören ein Umrechner für Währungen, Temperaturangaben, Gewichte und andere Maßeinheiten, eine Weltzeituhr sowie Java-Spiele. Nokia hebt aber die "große Auswahl an Funktionen" hervor und meint, das 6100er sei deshalb für Menschen, die sowohl beruflich als auch privat viel unterwegs sind, besonders geeignet. Als Triband-Handy bucht es sich in 900-, 1800- und 1900-MHz-Netzen ein.

Das Nokia 6100 verfügt über eine "elektronische Brieftasche", die mobile Online-Transaktionen über WAP ermöglichen soll. Mit dem WIM-Sicherheitsmodul lassen sich Transaktionen mit einer digitalen Signatur versehen. Das Gerät klingelt mehrstimmig und lässt sich über die Nokia-eigene Schnittstelle "Pop-Port" an das optionale Kamera-Headset HS-1C per Kabel anschließen. Die damit aufgenommenen Fotos lassen sich als MMS-Nachrichten versenden. Das Handy hat ein Volumen von 60 ccm, wiegt 76 Gramm und erreicht laut Nokia eine Sprechzeit von bis zu sechs Stunden sowie eine Stand-by-Zeit von bis zu 320 Stunden. Die Finnen wollen es noch vor Jahresende 2002 unter die Weihnachtsbäume bringen.

Ein neuartig gestaltetes Gerät will Nokia mit dem Modell 6800 besonders solchen Handynutzern bieten, die viel schreiben oder auch viele persönliche Daten verwalten (drittes Bild von oben). Beim Nokia 6800 kann der Anwender wählen, ob er Textmitteilungen mit geschlossener Abdeckung auf der herkömmlichen Mäuse-Klaviatur von Handys schreibt oder nach Öffnen der Abdeckung die darunter verborgene vollständige Tastatur für eine schnellere Texteingabe benutzt. Beim Öffnen passt sich die Display-Darstellung automatisch der horizontalen Anordnung der Tastatur an.

Das 6800er verfügt über einen E-Mail-Client, der E-Mails nicht nur über das POP3-Protokoll, sondern auch via IMAP4 abrufen kann. Das eingebaute Funk-Modem eignet sich für beide schnellen Datendienste der GSM-Netze, also für HSCSD und GPRS (High Speed Circuit Switched Data, General Packet Radio Service). Auch dieses Modell lässt sich über den Pop-Port mit dem Kamera-Headset HS-1C koppeln und kann die aufgenommenen Fotos per MMS verschicken.

Durch den SyncML-Standard soll man Kalender- oder Kontakteinträge des 6800 online mit PCs synchronisieren können. Mit dem 6100er hat das 6800er etliche Gemeinsamkeiten, etwa die "elektronische Brieftasche" für den drahtlosen Einkauf über WAP, das WIM-Sicherheitsmodul, mehrstimmige Klingeltöne oder auch das UKW-Radio. Das Nokia 6800 wiegt 122g, erreicht laut Hersteller im Sprechmodus Laufzeiten bis zu 7 Stunden und im Bereitschaftsmodus bis zu 15 Tagen. Das Nokia 6800 lässt sich nur in 900- und 1800-MHz-Netzen verwenden und kommt voraussichtlich im ersten Quartal 2003 in die Läden.

Verspielt

Das Nokia 7250 gehört zu den Mobiltelefonen mit integrierter Digitalkamera. Das 7250er hat ein Display aus 128 × 128 Pixeln und stellt darauf bis zu 4096 Farben dar. Es ist ein Triband-Mobiltelefon für 900-, 1800- und 1900-MHz-Netze, das sich für die Sprachtelefonie eignet und schnelle Datenübertragungen über HSCSD und GPRS bietet. Wie das erste Nokia-Handy mit eingebauter Digicam eignet sich auch das 7250er für die MMS-Kommunikation, hat einen Java-Interpreter und zudem auch ein UKW-Radio. Passend dazu soll es Nokia-eigene Stereo-Lautsprecher als Zubehör geben.

Das Design des Nokia 7250 beschreiben die Finnen als eine Mischung aus Innovation und Provokation. Die Tastatur sollen breite grafische Streifen hervorheben. Auch die auffälligen Xpress-on-Schalen sollen die Blicke auf sich ziehen. Die integrierte Kamera nimmt Bilder nur in CIF-Auflösung auf (Common Intermediate Format, 352 × 288 Pixel). Neben einem Browser für den Abruf von WAP-Seiten gemäß der WAP-Version 1.2.1 gibt es die "elektronische Brieftasche" für den Online-Einkauf und auch SyncML für den Datenabgleich "over the air".

Das Nokia 7250 wiegt nach Angaben der Finnen 92 Gramm, liefert bis zu 5 Stunden lange Gespräche und bleibt bis zu 300 Stunden in Bereitschaft. Es kommt voraussichtlich im Verlauf des ersten Quartals 2003 in den Handel.

Mit der Modellversion 8910i stellen die Finnen ihr erstes Luxus-Handy mit Farbdisplay vor -- der Vorgänger 8910 hat lediglich vier Graustufen. Äußerlich entspricht die i-Version mit dem Titangehäuse zwar dem Vorgänger und auch die Kurzstreckenfunktechnik Bluetooth sowie WAP 1.2.1, HSCSD und GPRS gehören bei der verfeinerten Version zum Funktionsumfang. Zusätzlich lockt das 8910i mit MMS und Java. Das 8910i wiegt 112 Gramm, liefert Sprechzeiten bis zu vier Stunden und dreißig Minuten sowie Stand-by-Zeiten bis zu 300 Stunden, erklärt Nokia. Es soll im Verlauf des ersten Quartals 2003 erhältlich sein. (dz)