Unsicherheit bei MobilCom dauert an
Nach wie vor stünden die Beteiligten in Gesprächen und Verhandlungen, erklärte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums; inzwischen scheinen aber wieder alle Punkte des Sanierungsabkommens für das Telecom-Unternehmen offen.
Den Mitarbeitern beim angeschlagenen Büdelsdorfer Telecom-Unternehmen MobilCom steht möglicherweise kein sehr entspanntes Wochenende ins Haus: Denn bislang hält die Ungewissheit über das Schicksal des Mobilfunkunternehmens an -- auch die Demonstrationen der Angestellten, die MobilCom-Gründer Gerhard Schmid zum Einlenken und zum Unterschreiben des Treuhändervertrags bewegen wollten, zeigten bislang nicht den erhofften Erfolg. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) lehnte am Freitag jeglichen Kommentar zu dem dramatischen Appell des MobilCom-Gründers Gerhard Schmid ab, der den Minister in die Verhandlungen um einen Treuhänder-Vertrag einschalten wollte.
"Diese Reaktion ist sehr enttäuschend", sagte eine Schmid-Sprecherin gegenüber dpa. "Der Minister wird seiner Verantwortung damit nicht gerecht." Von dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen hängt die weitere Zukunft des Unternehmens ab. Schmid hatte an Clement geschrieben: "Übernehmen Sie persönlich die Initiative. Ich lege das Schicksal von MobilCom in Ihre Hände." Er stehe zu seinem Wort, einen Großteil seines Privatvermögens an einen Treuhänder zu übergeben. Ein einmal gegebenes Wort müsse jedoch gelten, zumal von einer hohen staatlichen Behörde. Schmid hatte am gestrigen Donnerstag weiter erklärt, er habe sich bis an die Grenzen der Zumutbarkeit den Forderungen des Ministeriums gebeugt, weil er sich seiner Mitverantwortung für Mitarbeiter und Aktionäre sehr wohl bewusst sei. Lediglich die Person des Treuhänders sei noch strittig gewesen.
Ganz auszuschließen ist aber eine Einigung in letzter Minute noch nicht: Nach wie vor stünden die Beteiligten in Gesprächen und Verhandlungen, erklärte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums am heutigen Freitag. Das wurde von Schmids Sprecherin nicht bestätigt. Vielmehr habe es während des Tages keinen Kontakt zwischen Schmid und dem Ministerium gegeben. Für die angeschlagene MobilCom AG ist damit die Gefahr einer Insolvenz wieder einen Tag näher gerückt. Das Unternehmen zehrt von einer Finanzspritze über 50 Millionen Euro aus dem September, die nahezu verbraucht ist. Ohne eine Einigung über den Treuhänder-Vertrag für Schmid ist die Rettung des Unternehmens blockiert und eine Insolvenz unausweichlich.
Schmid hatte am Vortag erklärt, das Ministerium habe ihn mit neuen Forderungen konfrontiert, nachdem der Text des Vertrags bereits einvernehmlich abgestimmt gewesen sei. Mit dem Vertrag soll der MobilCom-Gründer seinen Aktienbesitz an einen Treuhänder übertragen. Schmid besteht darauf, dass der ehemalige Debitel-Chef Joachim Dreyer seine Aktien verwaltet, während das Ministerium zusätzlich den Anwalt Reinhard von Dalwigk als Treuhänder einsetzen will. Eine Tandem-Lösung lehnt Schmid ab. Alle übrigen strittigen Punkte waren zunächst geklärt -- mittlerweile scheinen sich die beteiligten Parteien aber wieder so weit zerstritten zu haben, dass alle Punkte des Vertragswerks wieder offen sind.
Siehe zu MobilCom auch in Telepolis: (jk)
- Eine Unternehmenskultur frisst ihre Kinder -- MobilCom zwischen Schelmerei, Siechtum und Subventionen