Brasilien: Fehlendes iPhone-Netzteil wird für Apple teuer

Ein Richter sprach einem Apple-Kunden 1000 Euro zu, weil der Konzern bei seinem Smartphone seit 2020 keine Stromversorgung mitliefert.

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Apple-Netzteil

Dieses Gerät lag iPhones über Jahre bei.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 2 Min.

Apple hat einen Prozess um nicht mehr mitgelieferte Netzteile in Brasilien verloren und muss nun einem einzelnen Nutzer einen niedrigen vierstelligen Euro-Betrag zahlen. Sollte das Urteil Bestand haben, könnten weitere Käuferinnen und Käufer klagen und hohe Kosten auf den Konzern zukommen.

Der iPhone-Hersteller hatte vor mittlerweile zwei Jahren beschlossen, seinen Smartphones künftig weder Ohrhörer noch Stromversorgungen beizulegen. Begründet wurde die Entscheidung mit Umweltaspekten. Man habe festgestellt, dass beide Komponenten bei vielen Nutzern bereits vorhanden sind, so der Tenor damals. Durch das Weglassen sei das Kohlendioxid-Äquivalent von 450.000 Autos im Jahr einzusparen. Die Verpackungen schrumpften zudem, was mehr iPhones pro Palette erlaubte.

Apple hatte gleichzeitig mit der Weglassung die Preise für seine Geräte aber nicht gesenkt. Wer Ohrhörer oder Netzteil benötigt, muss dieser seither teuer nachkaufen – bis zu 50 Euro wurden anfangs fällig, auch wenn die Hardware mittlerweile etwas billiger ist. Einem Käufer aus Brasilien gefiel die Änderung gar nicht. Der Mann aus Goiânia verklagte Apple nach dem Verbraucherschutzgesetz des Landes.

Das Urteil des Gerichts vom 6. Zivilgericht der Stadt liegt nun vor, berichtet das brasilianische IT-Portal Tecmundo. Richter Vanderlei Caires Pinheiro beschloss, dass sich Apple sogenannter Koppelgeschäfte schuldig gemacht habe, die in Brasilien explizit verboten sind. Damit soll verhindert werden, dass Kunden beim Kauf eines Produkts zum Kauf eines weiteren gezwungen werden, was das Gericht hier so sah.

Apple wurde zur Zahlung einer Wiedergutmachung von 5000 brasilianischen Real an den Kunden verdonnert, das entspricht knapp 1000 Euro. Das ist durchaus signifikant, entspricht dies doch ungefähr den Kosten für ein neues iPhone. Apples Argumentation, viele Nutzerinnen und Nutzer hätten bereits Ladegeräte, die sie weiterverwenden könnten und die Maßnahme diene dem Umwelt- und Klimaschutz, wies das Gericht zurück. Ob die Klage Allgemeingültigkeit hat und auch von anderen Menschen zur Einforderung von Schadenersatz verwendet werden kann, blieb zunächst unklar. Das Thema "fehlendes iPhone-Netzteil" ist in Brasilien schon länger auf der Agenda. Eine Verbraucherschutzbehörde sieht in der Weglassung eine versteckte Preiserhöhung und prüfte unter anderem Apples Produktauszeichnung.

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(bsc)