Visa will ExtragebĂĽhr von Sex-Sites
Wegen häufiger finanzieller Unregelmäßigkeiten sollen Betreiber von Internet-Sex-Seiten künftig eine Ausfallrisikoabgabe an Kreditkarten-Unternehmen zahlen.
Das weltweit agierende Kreditkarten-Unternehmen Visa -- wahrscheinlich auf dem Fuß gefolgt von MasterCard -- plant nach Informationen der New York Times die Einführung von Sondergebühren für Betreiber so genannter Adult-Content-Seiten im Internet. Finanzielle Transaktionen per Kreditkarte -- etwa Gebühren für den Download von Videos mit pornografischem Inhalt oder Sex-Hotlines -- wollen die Unternehmen demnach nur noch dann erlauben, wenn die Seitenbetreiber zuvor eine Ausfallrisikoabgabe bei ihrem Kreditinstitut entrichtet haben. Visa beispielsweise will pro Adult-Content-Anbieter von den Vertragsbanken künftig eine einmalige Registrierungsgebühr von 500 US-Dollar sowie pro Jahr zusätzlich 250 US-Dollar einkassieren. Die Banken wiederum sollen die Sondergebühren von den betroffenen Kunden einbehalten.
Hintergrund der Sonderabgabe sei die hohe Zahl so genannter "Chargeback"-Fälle im Geschäft mit Internet-Sex, argumentieren die Kreditkarten-Unternehmen. Zu häufig würden Transaktionen mit der Begründung rückgängig gemacht, die Kreditkartennummer sei verloren oder gecrackt und anschließend von Unbekannten missbraucht worden. Den Unternehmen bleibe dann nichts anderes übrig, als die Abbuchungsbeträge zu stornieren -- auch wenn damit nur der heimliche Besuch des Ehegatten auf Schmuddel-Seiten im Internet vertuscht werden soll. David Robertson, Herausgeber des Nilson-Report, spricht in diesem Zusammenhang gerne vom so genannten "friendly fraud", dem harmlosen Betrug, der sich allerdings mehr und mehr im Geschäft mit der Online-Pornografie ausbreite.
Anders als bei der Online-Zockerei, die möglicherweise in den USA kurz vor dem Aus steht, wolle man dem Geschäft mit Internet-Sex durch Sonderabgaben aber keineswegs das Wasser abgraben. "Wir verfolgen keine Anti-Porno-Strategie", versichern die Herausgeber der Plastikkarten. Vielmehr solle mit dieser Neuregelung der "deutlich höheren Zahl von finanziellen Unregelmäßigkeiten im Adult-Content-Bereich als in anderen Geschäftsbereichen" Rechnung getragen werden. Pläne, eine "High-Risk"-Gebühr ähnlich wie in den USA auch hierzulande einzuführen, stehen nach Angaben von Manfred Krüger, Geschäftsführer von Euro Kartensysteme (Eurocard), derzeit aber nicht zur Diskussion. Strafen für eine übermäßige Inanspruchnahme von Chargebacks, so Krüger, gebe es schon längst.
"Euro Kartensysteme beispielsweise hat vier oder fünf Adult-Content-Kunden für Visa hier in Deutschland aquiriert", erklärte Krüger im Gespräch mit heise online. "Werden bei einem dieser Kunden mehr als 2,5 Prozent des monatlichen Umsatzes als Chargeback geltend gemacht, muss Eurocard hohe Vertragsstrafen an Visa zahlen." Dass die Sondergebühr den Adult-Content-Anbietern großes Kopfzerbrechen bereitet, glaubt Krüger nicht. Schließlich arbeiteten selbst kleine Anbieter mit Gewinnmargen, die bei 50 bis 60 Prozent lägen. (pmz)